Beten und helfen auf 4100 Metern

Trier/Nunkirchen · Vier Jahre lang will Konrad Lisowski in El Alto, Boliviens zweitgrößter Stadt, als Seelsorger arbeiten. Der 37-Jährige, einst Diakon in Nunkirchen und Büschfeld, kennt das Partnerland des Bistums Trier von einem Praktikum.

"Respekt, dass du dich das traust!" Diesen Satz hat Konrad Lisowski in den vergangenen Tagen öfter gehört. Am Mittwoch ist er nach Bolivien aufgebrochen, um dort vier Jahre als Priester in einer Gemeinde zu arbeiten. Viele Katholiken in Nunkirchen und Büschfeld erinnern sich an Lisowski, der in den Hochwald-Orten als Diakon seine pastorale Ausbildung absolvierte. Lisowski ist zuversichtlich, dass es ihm in El Alto gut gehen wird: "Ich hoffe auf gute Begegnungen, eine junge und lebendige Kirche und auch auf spirituelle Impulse für mein geistliches Leben."

Diese Hoffnung gründet sich auf seine bisherige Erfahrung: Der 37-Jährige hat bereits fünfeinhalb Monate im Partnerland des Bistums Trier verbracht. Nach seinem Studium hatte der damalige Leiter des Priesterseminars ihm "was Exotisches"angeboten: ein Praktikum in La Paz. "Das Leben dort und die Menschen mit ihrer herzlichen Art haben mir gefallen." So hat er jetzt entschieden, sich nach seiner Kaplanszeit um eine Stelle in Bolivien zu bewerben. Vier Jahre wird er in der Pfarrei "Nuestra Senora de las Nieves" ("Unsere liebe Frau vom Schnee") in El Alto leben und arbeiten.

"Der größte Teil der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze", weiß Lisowski über die auf 4100 Metern liegende und mit über einer Million Einwohnern zweitgrößte Stadt Boliviens zu berichten, die ursprünglich nur ein Flughafen war und dann aus der Landflucht der Bevölkerung entstand. Seine Aufgaben würden ähnlich sein wie in Deutschland, sagt Lisowski: "Ich bin Seelsorger, gestalte die Gemeinde mit, mache sakramentale Dienste - und helfe dort, wo Hilfe bitter nötig ist." Die Wege gerade für Hilfeleistungen seien in Bolivien manchmal direkter, weil sie weniger bürokratisch seien, erinnert er sich. Es sei eine besondere Haltung, aus der heraus diese Hilfe geschehe - gerade auch bei den vielen engagierten Laien.

In gewisser Weise gehe er als Missionar nach Bolivien, sagt Lisowski, auch wenn er den Begriff nicht im herkömmlichen Sinn verstanden wissen will: "Es ist Hilfe, Austausch, ein gegenseitiges Kennenlernen und Anerkennen." Und natürlich hofft er darauf, vom emeritierten Trierer Weihbischof Leo Schwarz, der einen Großteil des Jahres in Bolivien lebt und arbeitet, ein paar Tipps zu bekommen. Gleich nach seiner Ankunft wird Lisowski einen Sprachkurs machen, denn "mein Spanisch ist noch nicht 100-prozentig", gibt er zu. Über das Land selbst, die Kultur und Besonderheiten hat er sich umfassend informiert, er wird dabei von der Diözesanstelle Weltkirche im Bistum Trier begleitet. Dass die politische Lage und das Verhältnis zwischen Kirche und Staat nicht ganz unproblematisch sind, weiß er und empfindet einen gewissen Respekt davor: "Es wird nicht ganz einfach sein - aber der Himmel hilft."

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