Besucher genießen Atmosphäre auf der Edelstein-Börse

St. Ingbert · Tausende Besucher ließen sich am Wochenende in den Bann der edlen Steine ziehen. Ob verarbeitet im Schmuckstück oder zur Dekoration - als Zeitzeugen der Erdgeschichte haben Gesteine, Mineralien und Fossilien viele Liebhaber.

St. Ingbert. Über 50 Jahre, nachdem St. Ingbert als Gruben- oder Bergbaustandort bedeutungslos wurde, hat die 26. Edelsteinbörse wieder mal etwas Goldgräberstimmung in der Mittelstadt verbreitet. Und dieser Glanz strahlt bis weit hinter Kaiserslautern, denn sowohl Besucher als auch Händler nehmen gerne eine längere Anreise in Kauf, in das saarländische Mekka der Steine, Mineralien, Kristalle und Fossilien zu kommen. Vor einer Woche waren die weltbekannten Mineralientage in München, wo sich Händler, Sammler und Interessierte treffen und eigentlich alle Geschäfte abwickeln könnten. Aber die Börse ,,Edle Steine'' in St. Ingbert wird trotzdem noch angefahren, denn „es ist schön und angenehm hier“, wie Händler Hans Freytag betont. „Hier sind immer nette Leute, die auch ab und zu kauffreudig sind“, so Sammler und Edelsteinschleifer Freytag weiter. Der aus Weimar stammende, und nun in der Pfalz lebende, Mineralienliebhaber verweist die Besucher ganz besonders auf seine einheimischen Stücke: „Ich verstehe gar nicht, warum es immer Steine vom anderen Ende der Welt sein müssen, denn wir haben viele tolle Sachen vor der eigenen Haustür .“ Da gibt es einen Landschaftsrhyolith aus Wolfstein, der aussieht, als hätte ihn ein Grafiker entworfen. Einen Schiefer mit goldenen Pyritkristallen von der Mosel könnte man für eine Arbeit eines Goldschmieds halten. Aber die Natur ist eben manchmal doch der bessere Künstler. Ursula Neumann und Dorothée Philippi, zwei befreundete Seniorinnen aus Saarbrücken, waren schon öfter auf der Börse und kaufen sich immer eine Kleinigkeit „fürs Herz“. Heute sind es eine Muschel mit eingewachsenen Perlen und ein türkisfarbiger Sodalith. Letzterer ist was fürs Auge. „Wir staunen immer wieder, was die Natur alles hervorbringt“, so die beiden älteren Damen. In der Kuppelhalle des Rathauses ist eine angenehme Atmosphäre, in der Stadthalle geht es etwas enger zu. „Oh Gott“, stöhnt Gertrud Persohn aus Enkenbach-Alsenborn, „ist das ein Angebot, da weiß man gar nicht, wann man sich das alles anschauen soll“. Die 52-Jährige wollte eigentlich gar nichts kaufen, aber ihre Augen glänzen, als sie ihre „Ausbeute“ zeigt. „Ich habe es noch nie bereut, den Weg hierher gemacht zu haben, auch wenn das Benzin immer teurer wird. Aber wenn man mal einen nicht so tollen Tag hatte und schaut sich die Mineralien an, dann bin ich wieder mit der Welt versöhnt“, berichtet die Pfälzerin.

Rüdiger Bungert von „Mineralien-Bungert“ kommt als Verkäufer schon viele Jahre nach Dengmert und war selbst dann hier, als zeitgleich die Mineralientage in München stattfanden. Es gibt wohl kaum eine Veranstaltung, bei der man sich freut, wenn einem Steine in den Weg gelegt werden. Die St. Ingberter Edelsteinbörse mit tausenden Besuchern gehört aber zweifellos dazu. St. Ingbert. Obwohl die 20-jährige Edelsteinkönigin Julia Heß noch am Sonntagmorgen einen Termin auf einer Hochzeitsmesse wahr nahm, kam sie zum Fototermin pünktlich um 14 Uhr in den Kuppelsaal des Rathauses. Hier konnte man sich mit der sympathischen Pfälzerin, deren Eltern eine Goldschmiedewerkstatt inklusive Schleiferei besitzen, fotografieren lassen. Dieses Angebot nutzten Nadja Riedler (3) und Mama Sandra aus Nalbach, obwohl eigentlich ein anderes Familienmitglied Edelsteinfan ist. Anna Sophie Riedler (9) liebt Amethyste und überzeugte auch Papa Dirk, der „mit Steinen nichts am Hut hat'', mit ihr auf die Börse zu fahren. Natürlich gab es ein Mitbringsel vom Taschengeld, und vielleicht wurden ja auch Anna Sophies Eltern fündig, deren Tochter sich zur Kommunion „eine schöne Amethystdruse'' wünscht. Außerdem nutzte die Familie den verkaufsoffenen Sonntag zum Einkaufsbummel, so dass jedes Familienmitglied auf seine Kosten kam. Auf Julia Heß, die für zwei Jahre zur Königin der Edelsteine gewählt wurde und ihre Kompetenz mit einer Prüfung unter Beweis stellen musste, kommen einige Verpflichtungen zu.

Ungefähr 200 Termine wird sie in dieser Zeit haben, und der nächste war gleich im Anschluss an den Fototermin. Sie war die Glücksfee bei der Tombola-Verlosung, deren Gewinner sich über edle Preise freuten und mit dem Kauf der Lose noch Gutes für die SZ-Aktion „Hilf-Mit!'' und „Herzenssache'' des SR taten. con

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