Besuch im französischsten aller Bundesländer

St. Wendel. "Ein solcher Austausch gehört zu den Grundlagen der Völkerverständigung und ist eine Möglichkeit, die Welt zu gestalten und sich als Freunde zu verstehen." Als der St

 Landrat Udo Recktenwald begrüßte im Sitzungssaal im Landsratamt die Austauschschüler von La Réunion, einer französischen Insel im Indischen Ozean.Foto: Bonenberger & Klos

Landrat Udo Recktenwald begrüßte im Sitzungssaal im Landsratamt die Austauschschüler von La Réunion, einer französischen Insel im Indischen Ozean.Foto: Bonenberger & Klos

St. Wendel. "Ein solcher Austausch gehört zu den Grundlagen der Völkerverständigung und ist eine Möglichkeit, die Welt zu gestalten und sich als Freunde zu verstehen." Als der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald die 26 Schülerinnen und Schüler sowie die drei sie begleitenden Lehrerinnen von der Schule Saint Michel von der Insel La Réunion im Indischen Ozean begrüßte, herrschte im Sitzungssaal des Landratsamtes eine geradezu feierliche Stille. Auch zwei Lehrer des Gymnasium Wendalinum waren dabei, ebenso Schüler der achten und neunten Klassen der Schule, die die weit gereisten Gäste aus dem französischen Übersee-Département in ihren Familien aufgenommen hatten. "Das Saarland ist das ,französischste' aller deutschen Bundesländer", führte Udo Recktenwald weiter aus, dessen Worte von Studiendirektor Günther Kunz verdolmetscht wurden. "Bis heute ist das Saarland durch eine französische Lebensart und von der französischen Kultur beeinflusst."Der Austausch wurde von der früheren Fremdsprachenassistentin Michelle Tarby, die am Wendalinum unterrichtete und noch viele Kontakte dorthin hat, angeregt. Um die nicht gerade billige Reise nach St. Wendel finanzieren zu können, organisierten die Schüler von der Insel in der vergangenen Weihnachtszeit unter Palmen einen (deutschen) Weihnachtsmarkt, bei dem Glühwein, Lebkuchen und Plätzchen verkauft wurden.

Bereitwillig gaben eine Schülerin und ein Schüler der SZ ein Kurzinterview über ihre Eindrücke in Deutschland. Die 14-jährige Cassiopée Rioux-Migné stellte fest, dass der tägliche Schulbesuch in Deutschland, auf die Unterrichtsstunden bezogen, kürzer sei als in ihrem Heimatland. "Die Ausflüge, die wir hier gemacht haben, waren sehr interessant. Ich würde gerne wieder nach Deutschland kommen", sagte das Mädchen. Beeindruckt von den großen Kirchengebäuden der Romanik und der Gotik war der 14-jährige Loic Mutuel. "Bei uns kennt man solche Kirchen nicht", stellte der Junge fest. Sehr gut gefielen ihm auch die Schlösser und Burgen, die er an Rhein und Mosel entdeckt hat. Das schöne, manchmal etwas kühle Wetter in Deutschland wurde von ihm eher winterlich empfunden, weil er in seiner Heimat ein ganz anderes Klima gewöhnt ist.

Die Schüler des Collège Saint Michel besichtigten nicht nur St. Wendel mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten. Ein Tag wurde in Saarbrücken verbracht und der Ludwigskirche, dem Landtag, dem Schloss und der Europagalerie ein Besuch abgestattet. Auch Ausflüge nach Trier, Bernkastel-Kues, Oberwesel und in den Gondwana-Park nach Landsweiler-Reden standen auf dem Programm. In der Aula des Gymnasium Wendalinum gab es einen deutsch-französischen Abend, bei dem die Gäste folkloristische Tänze vorführten. Bevor die Schüler von Straßburg aus den Rückflug nach La Réunion antraten, besichtigten sie die Straßburger Altstadt und das Europaparlament.

Auf einen Blick

 Die Schüler bestaunten die alten Gemäuer der Porta Nigra bei einem Ausflug nach Trier. Foto: privat

Die Schüler bestaunten die alten Gemäuer der Porta Nigra bei einem Ausflug nach Trier. Foto: privat

 Auch der saarländische Landtag stand auf dem Plan. Foto: privat

Auch der saarländische Landtag stand auf dem Plan. Foto: privat

La Réunion (zu deutsch etwa "Insel der Zusammenkunft") ist eine zu Frankreich gehörende Insel im Indischen Ozean mit rund 800 000 Einwohnern. 86 Prozent davon sind römisch-katholisch. La Réunion ist ein Übersee-Département und 2512 Quadratkilometer groß. Die Insel liegt rund 800 Kilometer östlich von Madagaskar. Das Klima ist tropisch-sommerfeucht. In die Monate Dezember, Januar, Februar und März fällt die Regenzeit. Die Durchschnittstemperatur liegt im Sommer bei 30 Grad, im Winter bei 20 Grad. Der größte Teil der Insel wird landwirtschaftlich genutzt. Wichtigste Produkte sind aus Rohrzucker gewonnener Rum, Bananen, Ananas und Vanille. Die Amts- und Schriftsprache ist das Französische. Der Tourismus entwickelt sich nur langsam und steht im Schatten der Insel Mauritius, weil es dort mehr Badestrände gibt. gtr

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