Besonderes Jubiläum hatte Besonderes zu bietenAusstellung zeigt Bilder, Fotos und Karten aus der Geschichte

Lisdorf. Gleich zwei Könige waren vor Ort, dazu fromme Mönche und verurteilte Hexen, energische Bäuerinnen und bewaffnete Garden, Musik, Sonne und tausende Besucher: Beim Historischen Festumzug "1100 Jahre Lisdorf" hatte der Saarlouiser Stadtteil zu seinem besonderen Jubiläum auch Besonderes zu bieten. Weil Letzteres wohl auch Westfrankens König Karl III

 Der Frauenaufstand von 1838 brach gestern beim Festumzug wieder los. Foto: Thomas Seeber

Der Frauenaufstand von 1838 brach gestern beim Festumzug wieder los. Foto: Thomas Seeber

Lisdorf. Gleich zwei Könige waren vor Ort, dazu fromme Mönche und verurteilte Hexen, energische Bäuerinnen und bewaffnete Garden, Musik, Sonne und tausende Besucher: Beim Historischen Festumzug "1100 Jahre Lisdorf" hatte der Saarlouiser Stadtteil zu seinem besonderen Jubiläum auch Besonderes zu bieten. Weil Letzteres wohl auch Westfrankens König Karl III. im Jahre 911 befand, verschenkte er die "Villa Letstorph" urkundlich - und bescherte Lisdorf damit ein Geburtsdatum, das es gestern königlich zu feiern galt.Die Prozession, die auf rund 1,5 Kilometern genau 1100 Jahre Dorfgeschichte zum Leben erweckte, sollte der Höhepunkt der Jubiläums-Feierlichkeiten in Lisdorf sein, die am vergangenen Donnerstag begonnen hatten. Dass er das Zeug zum "Highlight" habe, befand natürlich das Organisationsteam nebst Ehrengästen auf der Haupttribüne in der Großstraße, das die Parade kommentierte. "Gefällt mir sehr gut", erklärte aber auch Ingrid Roth, eine Saarlouiserin, die im Publikum mit den Lisdorfern Jubiläum feierte. "Der Zug ist sehr schön gemacht". Die 700 Teilnehmer der Prozession, dazu 20 Mottowagen und rund 15 historische Fahrzeuge, stellten dabei eine wahrhaft lebendige Reise durch die Lisdorfer Chronik dar.

Auf einem der ersten Wagen, die die Aktionsgemeinschaft der Lisdorfer Vereine in "wochenlanger Fleißarbeit" (Organisator Herbert Germann) auf dem Gelände des Neuen Betriebshofs in Saarlouis (NBS) hergestellt hatte, verfolgten die Zuschauer, wie Karl III. 911 den Namen Lisdorf auf Papier setzte. Einige Etappen weiter brach die Pest in Lisdorf aus. Einer der "Pest-Doktoren", der die Pest-Opfer von 1635 per Handkarren aufsammelte, dargestellt von Michael Gonder vom Billardclub PBC Lisdorf, sagte der SZ später: "Es war sehr schön und spannend, im Umzug mitzugehen. Und die Leute an der Strecke waren begeistert".

Dafür sprach der Applaus, mit dem die kreativen Gruppen bedacht wurden. Unter ihnen auch Gäste aus anderen Stadtteilen, wie Ludwig XIV., das zweite königliche Highlight der Parade, der mit seinem Gefolge (vom SKC "De Boules" Saarlouis) die Etappe "1680 - Gründung und Bau der Stadt Saarlouis" verdeutlichte.

Dass Lisdorf (genau wie Saarlouis) ab 1815 preußisch wurde, kündigte der Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis-Ost musikalisch mit "Preußens Glanz und Gloria" an. Nach historischen Feuerwehrfahrzeugen und -Geräten (wie Pumpen von 1855) wurde unter Etappe 18 auch die Gründung der ersten Landwirtschaftsschule Preußens in Lisdorf gefeiert und später der "berühmte" Lisdorfer Frauenaufstand von 1838 losgelassen. Beeindruckte Blicke bekamen nicht nur die energischen Bäuerinnen, sondern auch der Nachbau des "Dillenschass", eines der Treidelschiffe, die Lisdorfer Gemüse (und Bauern) ab 1894 zu Märkten bis nach Saarbrücken trugen. Am Ende der 36 Etappen langen Parade (von den Römern über den Hexenwahn und die Französische Revolution bis hin zur "Saarabstimmung" 1957) präsentierten sich Lisdorfer Vereine und Betriebe. Das Motto: Lisdorf hat noch heute viel zu bieten.Lisdorf. Über 1000 Bilder, Karten und Fotos zeigt die Bilderausstellung "1100 Jahre Lisdorf". Am Donnerstag wurde sie in der Hans-Welsch-Halle eröffnet, was an die 500 Personen anlockte. Als Überraschung brachte Oberbürgermeister Roland Henz Bronzebüsten und Ölgemälde der Hauptgeschäftsführer von DSD mit, Hans Welsch und Hubert Linster. Dies ist ein Geschenk der DSD an die Stadt Saarlouis. Die Bilderausstellung zieht ab Dienstag ins Städtische Museum Saarlouis und wird dort am Freitag wiedereröffnet. az

"Der Zug ist sehr schön gemacht. Er gefällt mir sehr gut."

 Geschenke: Bronzebüsten und Ölbilder von Hans Welsch und Hubert Linster in der Ausstellung zum Ortsjubiläum. Foto: Johannes A. Bodwing

Geschenke: Bronzebüsten und Ölbilder von Hans Welsch und Hubert Linster in der Ausstellung zum Ortsjubiläum. Foto: Johannes A. Bodwing

 Festgottesdienst in der Pfarrkirche. Foto: Thomas Seeber

Festgottesdienst in der Pfarrkirche. Foto: Thomas Seeber

 1100 Jahrfeier in Lisdorf: Der Dorfgemeinschaftsabend in der Hans-Welsch-Halle (hier mit der Spielgemeinschaft Lyra Lisdorf-Picard) war gut besucht. Foto: Thomas Seeber

1100 Jahrfeier in Lisdorf: Der Dorfgemeinschaftsabend in der Hans-Welsch-Halle (hier mit der Spielgemeinschaft Lyra Lisdorf-Picard) war gut besucht. Foto: Thomas Seeber

Ingrid Roth aus Saarlouis über den Historischen Festumzug der Lisdorfer

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