Bes óff der Sohnes gesinn

An den Festtagen geht man zur Kirche. Erstens nach Brauch und Sitte: „Mach wéi de Leit, da gétt et der och wéi de Leiden!“ (Mach wie die Leute, dann geht es dir auch wie den Leuten!), und zweitens zeigt man sich in „de neie sunndaase Glääder“ (den neuen Sonntagskleidern); man will sich doch nicht nachsagen lassen, dass man „schewwaddsisch aangedsòò iss“ (ärmlich angezogen ist).

Auffällige gekleidete Personen (meist weibliche) werden kritisiert: "Wie hadd das sisch gebòòdsd!" Lässt ihr Decolleté sehr tief blicken, dann flüstern katholische Zungen: "Demm kannschde gesinn bés óff der Sohnes" (Der kann man sehen bis auf den Sohnes; das heißt, man kann bis zu der Stelle sehen, an der man "des Sohnes" sagt, wenn man sich bekreuzigt mit den Worten ‚Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes‘).

Mundart-Expertin Edith Braun erläutert für die SZ typisch saarländische Redewendungen. Sie publizierte bereits zahlreiche Bücher in Mundart.

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