Bertelsmann-Studie lobt saarländisches Bildungsangebot

Gütersloh/Saarbrücken. Der Ausbau des gemeinsamen Unterrichts von Schülern mit und ohne Behinderung kommt in Deutschland nur langsam voran, das Saarland ist dabei aber schon recht weit. Mehr als jeder dritte Saar-Schüler mit Förderbedarf (37,4 Prozent) wird jetzt bereits gemeinsam mit anderen unterrichtet, wie Saar-Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne) gestern der SZ auf Anfrage erklärte

Gütersloh/Saarbrücken. Der Ausbau des gemeinsamen Unterrichts von Schülern mit und ohne Behinderung kommt in Deutschland nur langsam voran, das Saarland ist dabei aber schon recht weit. Mehr als jeder dritte Saar-Schüler mit Förderbedarf (37,4 Prozent) wird jetzt bereits gemeinsam mit anderen unterrichtet, wie Saar-Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne) gestern der SZ auf Anfrage erklärte. Spitzenreiter der bundesweiten Statistik ist Schleswig-Holstein mit 40 Prozent, wie es in einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh heißt. DerBundesdurchschnitt betrage nur 18,4 Prozent. Der Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm zufolge ist das Saarland meist weiter als andere Länder: In Kitas spielen und lernen 87,3 Prozent der Kinder mit Förderbedarf (ohne Schwerpunkt geistige Entwicklung) gemeinsam mit anderen - deutschlandweit sind es 61,5 Prozent. In der Grundschule beträgt der Anteil im Saarland immer noch 64,5 Prozent (Deutschland: 33,6 Prozent), in der Sekundarstufe I dann 20,7 Prozent (Deutschland: 14,9 Prozent). Die Mehrheit besucht jedoch separate Förderschulen."Wir sind auf einem guten Weg", betonte Minister Kessler. "Eine 100-Prozent-Quote in den Kitas kann man sich wünschen, aber mit den fast 90 Prozent bin ich sehr, sehr zufrieden", sagte Kessler. Auch im Schulbereich sollen die Eltern behinderter Kinder ein "echtes Wahlrecht" bekommen. "Das Bestandsrecht der Förderschulen stellen wir dabei nicht in Frage", betonte Kessler. Die Landesregierung habe 16 neue Planstellen für Sonderpädagogen geschaffen. Im Bereich der Lehrerausbildung seien 30 zusätzliche Stellen geschaffen worden. 20 Grundschulschullehrer würden am Landesinstitut für Pädagogik und Medien in Saarbrücken-Dudweiler im Bereich Sonderpädagogik in diesem Schuljahr weiter gebildet. "Es gibt keine Einsparungen von Integrationshelfern an Regelschulen", sagte der Minister und trat entsprechenden Befürchtungen von Eltern entgegen.

Die Geschäftsführerin des Saarbrücker Vereins Miteinander Leben Lernen (MLL) Ilse Blug sagte, sie könne die Zahlen der Bertelsmann-Studie zu den Kitas nicht nachvollziehen, da Kinder mit geistigem Förderbedarf immer dazu gezählt würden. Dennoch sei die Qualität, die im Saarland im Vorschulbereich erreicht worden sei, beachtlich. Dazu beigetragen habe der Ausbau der Arbeitsstellen für Integrationspädagogik, die es in denLandkreisen und im Regionalverband gebe. "Das ist einzigartig in Deutschland", so Blug. An den Regelschulen gebe es noch viel zu tun. So sei im Bereich "Sehen" Rheinland-Pfalz weiter: Dort seien 46,4 Prozent der sehbehinderten Schüler an Regelschulen, im Saarland nur 30 Prozent. Auch habe das Thema Inklusion an Regelschulen in der Lehrerausbildung lange keine Rolle gespielt. "Da hat man sehr lange geschlafen", so Blug. dik/dpa

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