Bericht zur Wirtschaftslage

St. Wendel. Von einer "ernüchternde Bilanz" spricht der St.Wendeler SPD-Kreisvositzende Magnus Jung im Zusammenhang mit den Zahlen, die von der Arbeitskammer des Saarlandes ermittelt worden und jetzt in einem so genannten Kreisreport zur Lage der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes im Landkreis St. Wendel veröffentlicht worden sind. Danach belegt der Landkreis St

 Tourismus im Landkreis soll wirtschaftliches Wachstum fördern. Foto: atb

Tourismus im Landkreis soll wirtschaftliches Wachstum fördern. Foto: atb

St. Wendel. Von einer "ernüchternde Bilanz" spricht der St.Wendeler SPD-Kreisvositzende Magnus Jung im Zusammenhang mit den Zahlen, die von der Arbeitskammer des Saarlandes ermittelt worden und jetzt in einem so genannten Kreisreport zur Lage der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes im Landkreis St. Wendel veröffentlicht worden sind. Danach belegt der Landkreis St. Wendel beim Angebot an Arbeitsplätzen, bei den Bruttolöhnen der Beschäftigten, beim Wirtschaftswachstum 2000 bis 2006 im Saarland den letzten Platz. Spitzenplätze gibt es dagegen bei der niedrigen Arbeitslosenquoten - aber auch beim Anteil an geringfügig Beschäftigten. "Die wirtschaftliche Lage im Landkreis weist mehr Schatten als Licht auf. Die Politik hat ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht", beurteilt Jung die aktuellen Daten. Besonders bedenklich sei, dass die Löhne der Arbeitnehmer noch zehn Prozent unter dem ohnehin niedrigen saarländischen Durchschnitt lägen.Die Wirtschaftsförderung des Landkreises habe offensichtlich nur wenig bewirkt. Dies gelte sowohl für Ansiedlungen wie im Gewerbegebiet Otzenhausen oder in St. Wendel als auch für den Strukturwandel insgesamt, der viel zu langsam verlaufe. Notwendig sei jetzt "eine sachliche Bestandsaufnahme", so Jung. Besondere Wachstumschancen sieht die SPD neben dem Tourismus in den Dienstleistungen sowie der Produktion erneuerbarer Energien. Jung regt in diesem Zusammenhang die Bildung eines "Kompetenznetzwerkes für erneuerbare Energien" an, an dem sich kommunale Versorger, die St. Wendeler Kreissparkasse, der Umweltcampus Birkenfeld und Firmen aus dem Landkreis beteiligen sollen. Inzwischen hat der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald auf die Veröffentlichung der Arbeitskammer reagiert. In einem Interview für deren Hauszeitschrift "Arbeitnehmer", das in diesem Monat veröffentlicht werden soll, argumentiert der Verwaltungschef: "Der Landkreis St. Wendel ist ländlich geprägt, ohne die große Industrie, die für Ballungsräume typisch ist." Deshalb könne es nur nach und nach mehr Arbeitsplätze geben. "Wir haben allerdings in den letzten Jahrzehnten einen erfolgreichen Strukturwandel mit überdurchschnittlichem Wachstum von Wirtschaft und Arbeitsplätzen bewältigt", sagt Recktenwald. "Dabei hat der Landkreis St. Wendel zwischen 1980 und 2005 den mit Abstand höchsten Zugewinn an Arbeitsplätzen im Land von 18,9 Prozent erzielt." Diese Zuwachsrate sei zwar mittlerweile "abgeflacht", aber auch in den Jahren 2000 bis 2007 gehöre der Landkreis zu den wenigen Kreisen im Saarland, die sich mit einem Plus von 1,8 Prozent positiv entwickelten. Zum Vergleich: Im Landesdurchschnitt hätte sich die Arbeitsplatzzahl um 3,2 Prozent verringert. Deshalb unterstütze der Landkreis die Gewerbeflächenpolitik der Gemeinden wie etwa die Beispiele Nonnweiler, St. Wendel und Tholey zeigten. Besondere soziale StrukturRecktenwald: "Inzwischen prägen verarbeitendes Gewerbe wie Medizintechnik, Ernährungsgewerbe und Metallverarbeitung sowie der Dienstleistungssektor unsere Wirtschaftsstruktur." Dass die Wirtschaftsförderung nur wenig bewirkt habe, sieht der Landrat nicht: Vielmehr habe sie unter anderem Existenzgründer unterstützt. Der Landkreis wolle verstärkt auf Zukunftsbranchen setzen. Recktenwald: "Beispiel dafür sind erste Betriebe im Bereich moderner Energietechnik. Der wirtschaftliche Wachstumsmarkt der Region soll und wird der Tourismus sein, in dem bereits jetzt über 1000 Menschen im St.Wendeler Land arbeiten. Der Bau des Ferienparks am Bostalsee wird über 300 Arbeitsplätze in die Region bringen." Der hohe Anteil der geringfügig Beschäftigten, laut Arbeitskammer-Bericht ein Fünftel aller Arbeitnehmer, sei laut Recktenwald "stark auf die besonderen sozialen - noch relativ intakten - Strukturen im ländlichen Raum zurückzuführen, wo eine geringfügige Beschäftigung in erster Linie als zusätzlicher Verdienst gesehen wird".Was die Bruttolöhne anbelangt, die laut Arbeitskammer-Report "deutlich unter dem Landesdurchschnitt" liegen, argumentiert Recktenwald: In einer ländlichen Region fehlten eben "gut bezahlte" Führungskräfte und Industriearbeitsplätze. Dafür gebe es hier einen hohen Anteil an Teilzeitkräften. Recktenwald: "Solche Vergleiche hinken also gewaltig." Kompensierte werde das niedrige Lohnniveau "auf jeden Fall" durch die "sehr günstigen" Wohn- und Lebensbedingungen, glaubt der Landrat.

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