"Bei der Prävention ist es fünf nach zwölf"

Saarbrücken. Mit einfachen Mitteln und Methoden aus der Natur lassen sich viele Krankheiten heilen, die Gesundheit und die Widerstandskräfte stärken. Danach baute Pfarrer Sebastian Kneipp sein Naturheilverfahren auf. Kneipp sieht den Menschen als Ganzes, spricht in seinen Therapien Körper, Geist und Seele an

 Andrea Pielen, Marion Caspers-Merk und Robert Ruffing (von links) wollen zeigen, dass der Kneipp-Verband heute mehr zu bieten hat als nur der Naturlehre ihres Vorbildes zu folgen. Foto: Heike Theobald

Andrea Pielen, Marion Caspers-Merk und Robert Ruffing (von links) wollen zeigen, dass der Kneipp-Verband heute mehr zu bieten hat als nur der Naturlehre ihres Vorbildes zu folgen. Foto: Heike Theobald

Saarbrücken. Mit einfachen Mitteln und Methoden aus der Natur lassen sich viele Krankheiten heilen, die Gesundheit und die Widerstandskräfte stärken. Danach baute Pfarrer Sebastian Kneipp sein Naturheilverfahren auf. Kneipp sieht den Menschen als Ganzes, spricht in seinen Therapien Körper, Geist und Seele an. Was vor 100 Jahren in Bad Wörishofen begann, hat sich zu einer großen Bewegung entwickelt. Dazu gehört der Kneipp-Bund, der heute mit über 600 Vereinen und 160 000 Mitgliedern bundesweit aktiv ist. Das Präsidium des Bundesverbandes tagte am Wochenende in Saarbrücken. Das Saarland ist mit 66 Vereinen und 15 000 Mitgliedern der stärkste deutsche Landesverband."Wir sind modern", sagte Marion Caspers-Merk, die Präsidentin des Kneipp-Bundes zum Auftakt der Präsidiumssitzung des Bundesverbandes für Gesundheitsförderung und Prävention in Saarbrücken. Das angebotene ganzheitliche Gesundheitskonzept stütze sich auf die über 100 Jahren These, dass der Mensch ein gesundes Leben im Einklang mit der Natur führen soll und so Krankheiten vorbeugt oder Heilung erfährt. Wasser, Bewegung, Heilpflanzen, Ernährung und Lebensordnung rücken dabei in den Mittelpunkt, das Angebot richtet sich an alle Altersstrukturen.

Gerade im Bereich Bewegung setzt der Kneipp-Bund auf Trendsportarten wie Aqua-Jogging, Joga, Thai-Chi oder Kin-Ball. "Wir wollen Angebote schaffen, die der heutigen Zeit entsprechen", sagte Caspers-Merk. Die Präventionsarbeit beginnt bereits im Kindergartenalter. "Kinder aus 300 Kindertageseinrichtungen in Deutschland wachsen mit Kneipp auf", erklärte die Präsidentin. Der Kneipp-Bund schulte, begleite und zertifiziere Einrichtungen, die das sein Gesundheitskonzept in den Alltag verpflanzen wollen.

Die Präsidiumssitzung des Kneipp-Bundes befasste sich mit dem Ausbau dieser Angebote, im Fokus dabei standen auch Schulen und Pflegeeinrichtungen. Ein weiteres Thema rückte zudem in den Mittelpunkt, ein Thema, über das sich die Präsidentin "Sorgen macht". "Bei der Prävention ist es fünf nach zwölf", meinte die Sozialdemokratin, die bis 2009 Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium war, und übte Kritik an der Gesundheitspolitik der CDU/FDP-Koalition in Berlin. Gesunderhaltung sei ein zentrales Thema der künftigen Gesundheitspolitik. Doch anstatt auf Prävention zu setzen, lege man vor allem Wert auf die Behandlung von Krankheiten. "Die Politik setzt hier ein falschen Signal", sagte Caspers-Merk. Habe es zum Beispiel im Bereich der Kindergesundheit in diesem Jahr noch 11,5 Millionen Euro Förderung gegeben, seien 2012 nur noch 650 000 Euro eingeplant. "Wir finden, das ist ein Skandal", sagte sie. hth

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