Bei der Borussia geht es um viel mehr als Punkte

Merzig. Der Start war vielversprechend, doch dann sind die Basketballer von Borussia Merzig in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saarland unsanft auf dem Boden der Tatsachen angekommen

Merzig. Der Start war vielversprechend, doch dann sind die Basketballer von Borussia Merzig in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saarland unsanft auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Drei Siege hatte der Aufsteiger aus den ersten fünf Partien eingefahren, dann schlug das Verletzungspech gnadenlos zu: Der ohnehin knapp besetzte Kader der Borussia wurde durch den Ausfall von Center und Co-Trainer Sergej Usanin weiter ausgedünnt. Danach setzte es mehrere teils deftige Niederlagen. Als dann auch noch der BBV Lahnstein im Dezember seine Mannschaft vom Spielbetrieb zurückzog, war Merzig einer der Haupt-Leidtragenden: Die Borussia verlor die Punkte aus der Partie, die sie gewonnen hatte, und fiel auf den elften und letzten Tabellenplatz zurück. Unruhe kam bei der Borussia deswegen nicht auf. Dazu hat vor allem Spielertrainer Vitali Boldt schon zuviel erlebt. Und seine Ruhe zahlte sich aus: Ins Jahr 2010 startete die Borussia wieder mit zwei Siegen. Vergangene Woche gab es das überraschend hohe 86:65 bei den Baskets Trier. Am vergangenen Sonntag legten die Merziger dem ASC Theresianum Mainz II auch 86 Punkte in den Korb, gewannen mit 86:67. An beiden Teams zog die Borussia in der Tabelle vorbei, steht nun mit 17 Zählern punktgleich mit dem TV Bous auf Platz neun. Vitali Boldt darf mit seiner Mannschaft Richtung Mittelfeld schielen. Seit der Gründung der Basketball-Abteilung im Jahr 1993 ist der 35-jährige gebürtige Kasache nun schon dabei und lenkt das Geschehen im Verein mit. Bereits im Jahr 2000 war die Borussia als Landesliga-Meister in die Oberliga aufgestiegen, musste aber den sofortigen Wiederabstieg hinnehmen. Auflösungserscheinungen hat es deshalb aber nicht gegeben. "Der unbedingte Erfolg steht bei uns nicht im Vordergrund", erklärt Boldt. "Natürlich haben wir sportlichen Ehrgeiz, ganz klar. Aber wir machen uns nicht den Druck, unbedingt erfolgreich zu sein." Einen großen Teil nimmt bei den Borussen das Miteinander ein. "Wir haben im Verein rund 70 Prozent russisch sprechende Sportler, meist Aussiedler aus Osteuropa. Wir sehen eine Aufgabe darin, durch Sport etwas zur Integration der Menschen beizutragen", sagt Boldt. "Wir wollen etwas dafür tun, dass die Ausländer beispielsweise wegen der Sprachbarriere nicht unter sich bleiben, sondern dass es ein Miteinander gibt."Vom Ministerium gefördertSeit 2001 ist Borussia Merzig daher ein Stützpunktverein im Programm "Integration durch Sport", das vom saarländischen Ministerium für Inneres und Sport sowie dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gefördert wird. "Kinder von Aussiedlern und Ausländern fielen früher wohl häufiger durch Alkohol- und Drogenmissbrauch auf", sagt Boldt. "Dagegen wollten wir etwas unternehmen." Seit 2006 bietet die Borussia eine Abteilung für Thai-Boxen an, mittlerweile ist die Mitgliederzahl des Vereins auf 111 angewachsen. Fünf Basketball-Mannschaften nehmen am Spielbetrieb teil, darunter drei Jugendteams in den Altersklassen U13, U15 und U17. "Ich denke, wir tragen einen Teil zur Integration bei, ob wir nun überregional erfolgreich sind oder nicht", sagt Boldt. spr

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort