Begleiter auf den WallfahrtenÜber die Ursprünge des Gewandes Christi"An den Wochenenden ist in der Stadt mehr los"

Fraulautern · Fraulautern. Pilgererfahrung bringen Reinhold und Marlene Bous aus Fraulautern eine Menge mit. "Begonnen hat alles mit der Heilig-Rock-Wallfahrt 1996, da waren wir mit dem Familienkreis Fraulautern in Trier und ich habe zum ersten Mal erfahren, wie es sich anfühlt, sich frei zu laufen", erinnert sich Marlene Bous

 Machen sich gleich mehrfach auf den Weg zum Heiligen Rock: Michael Mlynski sowie Reinhold und Marlene Bous (von links). Fotos: Carolin Grell

Machen sich gleich mehrfach auf den Weg zum Heiligen Rock: Michael Mlynski sowie Reinhold und Marlene Bous (von links). Fotos: Carolin Grell

Fraulautern. Pilgererfahrung bringen Reinhold und Marlene Bous aus Fraulautern eine Menge mit. "Begonnen hat alles mit der Heilig-Rock-Wallfahrt 1996, da waren wir mit dem Familienkreis Fraulautern in Trier und ich habe zum ersten Mal erfahren, wie es sich anfühlt, sich frei zu laufen", erinnert sich Marlene Bous. Seitdem geht sie gemeinsam mit ihrem Mann auf zahlreiche Pilgertouren, hat sich vor etwa zehn Jahren auch ihren Traum erfüllt. "Für mich war der Jakobsweg vergleichbar mit einer Fahrt zum Mond, ein großer Traum. Und den haben wir uns erfüllt", erzählt sie.

Ausbildung zum Pilgerführer

Diese vielen positiven Erfahrungen, die blieben dem Saarlouiser Pastoralreferent Michael Mlynski nicht verborgen. Ganz bewusst hat er das Ehepaar Bous aus Fraulautern angesprochen, als im Bistum Trier aus allen Pfarreien Pilgerführer gesucht wurden. Und beide haben sich spontan bereit erklärt, diese Ausbildung in Saarbrücken zu absolvieren.

"Ohne ihn wären wir wohl nicht auf die Idee gekommen, uns dort anzumelden", betont Reinhold Bous. "Nach einem Kennenlernen haben wir erst einmal unsere eigenen Pilgererlebnisse ausgetauscht. Es war schön, so unterschiedliche Menschen zu treffen", erzählt er weiter. Dann ging es daran, sich als Pilgerführer vorzubereiten, mit Gebeten, Liedern, Psalmen oder Innehalten, Impulse auf den Weg zu begeben. "Das alles haben wir aber nicht in einem Seminarraum, sondern einfach unterwegs durch Saarbrücken gemacht. Wir haben im Tun ausprobiert und gleich praktische Anleitungen bekommen", erklärt Reinhold Bous. Impulse geben, das ist die Aufgabe der Pilgerführer, "das Füllen mit den jeweiligen Inhalten bleibt dem jeweiligen Begleiter überlassen", erläutert Mlynski.

Mehrere Touren werden den Pilgern in Trier angeboten, die Weglänge reicht dabei von sieben bis 18 Kilometern. Mit dabei sind immer die Pilgerführer. "Wann und wo wir zum Einsatz kommen, wissen wir noch nicht. Aber zudem haben wir uns auch angemeldet, in der Pilgeroase Dienst zu tun", sagt Marlene Bous.

Reliquie Heiliger Rock

Am Dom endet die Begleitung durch die Pilgerführer, "vielleicht kann man sich danach noch einmal mit der Gruppe zum Abschluss treffen", wünscht sich Reinhold Bous. Für ihn ist die Heilig-Rock-Wallfahrt schon etwas besonderes. "Schließlich wird die Reliquie nur selten gezeigt", sagt er. Für seine Frau ist nicht so sehr entscheidend, wohin die Pilgerreise führt. "Bei mir ist das Ziel immer Christus. Ihn habe ich im Blick und der Weg dient mir dazu, frei zu werden".

Mit ihren Erfahrungen hoffen sie, viele Pilger gewinnen zu können, die sich von dieser besonderen Form des "Wanderns" anstecken lassen. Kreis Saarlouis. Eng mit dem Heiligen Rock, der Tunika Christi, verbunden ist das Datum 1. Mai 1196. An diesem Tag wurde der Hochaltar im Ostchor des Trierer Doms geweiht und die Reliquie fand dort ihren Platz. Die Anfänge und die Reise des Gewandes bis nach Trier liegen im Dunkeln. Der Überlieferung nach war es die Heilige Helena, die Mutter Konstantins des Großen, die im vierten Jahrhundert den Heiligen Rock mitgebracht hat. Die Quellen berichten dann erstmals von einer Öffnung des Schreins am 14. April 1512. Kaiser Maximilian wollte die Tunika sehen, es schloss sich die erste Wallfahrt für das Volk an. In den fünf darauf folgenden Jahren gab es Wallfahrten, danach wurde der Schrein alle sieben Jahre geöffnet.

Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Reliquie zu ihrem Schutz mehrfach ausgelagert, im Jahr 1810 schließlich kam sie nach Trier zurück und wurde dort bis 1933 im Ausstellungsschrein aufbewahrt. In dieser Zeit wuchs aufgrund des Ausbaus des Bahnnetzes die Zahl der Pilger stetig an. Nach dem Krieg fand die erste Wallfahrt von 19. Juli bis zum 20. September 1959 statt, danach wurde 1996 zur letzten Wallfahrt mit Öffnung des Schreins eingeladen.

Die Tunika wurde im Laufe der Jahrhunderte als Schutzmaßnahme mehrfach ausgebessert, sie ist nicht mehr im Urzustand. So kann sie auch nicht mehr hängend, sondern nur noch liegend gezeigt werden. Die durchgehenden Stofflagen sind aus rotbraunem Seidensatin, bräunlichem Tüll und grünlichem Taft gehalten. Ob die Tunika echt ist, diese Frage konnte nie geklärt werden. Dies ist aber für die Pilger nicht entscheidend. cim

Die Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 in Trier unter dem Motto "und führe zusammen, was getrennt ist" lädt alle in der Zeit vom 13. April bis zum 13. Mai dazu ein, sich auf den Weg zu machen. Zahlreiche Angebote für Gruppen, aber auch für einzelne Pilger findet man im Internet.

heilig-rock-wallfahrt.de

Kann ich, wenn ich mich keiner Gruppe angeschlossen habe, auch allein und auf eigene Faust den Heiligen Rock sehen? Was sollte ich dabei beachten?

Judith Rupp: Einzelpilger sind ebenso herzlich willkommen wie Pilgergruppen, die wir dringend um Anmeldung bitten. Für Einzelpilger ist keine Anmeldung erforderlich. Die Pilgerzeit im Dom, zu der der Heilige Rock zu sehen ist, ist täglich von 10.30 bis 21 Uhr (Abendlob). Wir empfehlen die Anreise mit der Bahn. Menschen, die gerne ein kleineres oder größeres Stück zu Fuß pilgern möchten, sich aber alleine nicht trauen, können sich bei der Mitpilgerzentrale www.heilig-rock-wallfahrt.de/dabei-sein/pilgerwege/mitpilgerzentrale.html Weggefährten suchen.

Wird es Zeiten geben, an denen ein Besuch in Trier günstiger ist und wann wird mit dem größten Andrang gerechnet?

Rupp: Prognosen, an welchen Tag wie viele Pilger in Trier sind, sind schwer zu treffen. Aus der Erfahrung der letzten Wallfahrt 1996 lässt sich aber sicherlich sagen, dass an den Wochenenden mehr los ist in der Stadt als an den Werktagen.

Wo finde ich Ansprechpartner vor Ort? Was gibt es speziell in dieser Wallfahrtszeit noch zu entdecken?

 JudithRupp

JudithRupp

 Im Trierer Dom wird der Heilige Rock in diesem Jahr wieder ausgestellt. Foto: dpa

Im Trierer Dom wird der Heilige Rock in diesem Jahr wieder ausgestellt. Foto: dpa

Rupp: Kurzentschlossene Pilgerinnen und Pilger werden bei ihrer Ankunft in der Domstadt von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern begrüßt. An den Informationspunkten am Hauptmarkt, Hauptbahnhof und in der Dom-Information oder an den Parkplätzen erhalten sie Informationen und die tägliche Wallfahrtszeitung, die Hinweise zum Tagesprogramm gibt. Neben den vielen Pilgerwegen, die nach Trier führen, gibt es vor allem ein breites geistliches Angebot in den Stationskirchen, in denen geistliche Gemeinschaften Zeugnis geben von ihrem Glauben und dazu einladen, das Leben im Glauben (neu) zu entdecken. Auch ein vielfältiges Kultur- und Begleitprogramm fehlt natürlich nicht, ebenso wenig wie Angebote für junge Leute.

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