Beben erschüttert Jeans Familie

Neunkirchen/Jacmel. Das Erdbeben, das vor einer Woche dem Karibikstaat Haiti Tod und Verderben brachte, hat auch Menschen in Neunkirchen nachhaltig erschüttert. In allererster Linie trifft das auf Jean junior Montout zu. Der 27-jährige Haitianer, verheiratet mit der Neunkircherin Katharina Horbach, lebt seit zwei Jahren in der Spieser Straße

Neunkirchen/Jacmel. Das Erdbeben, das vor einer Woche dem Karibikstaat Haiti Tod und Verderben brachte, hat auch Menschen in Neunkirchen nachhaltig erschüttert. In allererster Linie trifft das auf Jean junior Montout zu. Der 27-jährige Haitianer, verheiratet mit der Neunkircherin Katharina Horbach, lebt seit zwei Jahren in der Spieser Straße. Er ist einer von drei im Saarland lebenden Bürger Haitis. Etwa 400 seien es in der gesamten Bundesrepublik, sagt Jean.Nun steht er fassungslos dem Geschehen in seiner Heimat gegenüber. Seine 28-jährige Kusine, viele Freunde sind ums Leben gekommen, berichtet er im Gespräch mit der SZ. Tröstlich angesichts der traumatischen Ereignisse: Seine Mutter (56), seine Schwester, sein älterer Bruder und sein 18-jähriges Zwillingsgeschwister-Paar haben überlebt. Das hat er nach Dutzenden Anrufversuchen bei drei Telefonaten, bei denen er durchkam, herausgefunden.Jeans ältere Schwester arbeitet als Bankangestellte in der Hauptstadt Port-au-Prince, der Rest der Familie lebt in seiner Heimatstadt Jacmel, eine Küstenstadt am Karibischen Meer, rund 200 Kilometer südlich von Port-au-Prince.Nun ist nichts mehr wie es vorher war. "Die Stadt Jacmel ist kaputt, 60 Prozent der Gebäude sind zerstört, 24 Schulen sind eingestürzt oder stark beschädigt, die Krankenhäuser haben keinen Strom", meldete das Kinderhilfswerk Plan International. In der Stadt, die mit 35 000-Einwohnern etwas kleiner als Neunkirchen ist, sind 5000 Menschen in Notlagern untergebracht, die meisten leben auf der Straße.Das hat Jeans Bruder Loubert am Telefon bestätigt. Der Arzt arbeitet fast rund um die Uhr, um Verletzte zu versorgen - angesichts zerstörter Infrastruktur quasi auf der Straße. Etwa 600 Tote habe es bisher in Jacmel gegeben berichtet Jean Montout. Die Leute grüben angesichts fehlender Hilfsmittel mit bloßen Händen nach noch unter den Trümmern Liegenden. Der Bruder berichtet von Seuchengefahr. Medikamente und Nahrungsmittel, vor allem Wasser, sind dramatisch knapp, Hilfstruppen sind noch kaum an die Peripherie Haitis vorgedrungen, viele Straßen zerstört.Als das Erdbeben kam hatten die Leute in Haiti damit begonnen, den farbenprächtigen karibischen Karneval zu feiern. "Sie freuen sich das ganze Jahr darauf und basteln kunstvolle Masken aus Pappmaché", berichten Jean und Katharina Montout. Die beiden haben sich weit im Norden Kanadas kennen gelernt, wo sie als Assistenzlehrer an der gleichen Schule tätig waren. Vom Auslandsjahr im Rahmen ihres Amerikanistik-Studiums kam Katharina dann mit Ehering zurück, die Trauung in Kanada wurde im vergangenen Jahr in der heimischen Marienkirche bestätigt. Eine Sommertour nach Haiti, eigentlich als Hochzeitsreise geplant, steht für das Paar nun im Zeichen der Aufbauhilfe. Der Umweltverschmutzung in seinem Land, dem ärmsten der westlichen Hemisphäre, zu Leibe zu rücken, ist Jeans Fernziel. Dazu will er sich beim Studium an der Saar-Uni zum Umwelt-Ingenieur ausbilden lassen.</bu_text>

Auf einen BlickGeldspenden sind für die Haitianer jetzt lebenswichtig. Jean Montouts Schwiegervater Horst Horbach hatte die Idee, dies auf eine unbürokratische Ebene zu heben: Neunkirchen hilft Jacmel. Umsetzen kann dies Jeans Bruder Loubert, der als Arzt vor Ort weiß, wo Hilfe am dringendsten nötig ist und Medikamente sowie Nahrungsmittel aus der benachbarten Dominikanischen Republik besorgen kann.Ein Spendenkonto unter Horst Horbachs Namen ist bei der Bank1Saar in Neunkirchen eingerichtet. Wer helfen will, kann einen Betrag auf das Konto mit der Nummer 300 960 10 (BLZ: 59 19 00 00) unter dem Stichwort "Jacmel/Haiti" einzahlen oder überweisen.Horst Horbach versichert, dass die Spenden in voller Höhe an den Arzt weitergeleitet werden. Dieser habe das Geld per Transfer über die Reisebank Western Union jeweils 20 Minuten später zur Verfügung. Missbrauch sei durch Passwort und Ausweispflicht ausgeschlossen. Die SZ wird den Weg der Spenden verfolgen, über ihre Verwendung berichten.

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