Beamte üben für Atom-Katastrophe

Cattenom/Merzig · Seit einem Jahr proben die Behörden von insgesamt fünf Ländern den Ernstfall im französischen AKW Cattenom. Gestern startete Teil drei der Übung: Einsatzkräfte mussten radioaktiv verseuchte Gebiete finden.

 Umweltministerin Anke Rehlinger informiert sich in Merzig über die Strahlenmesswerte. Foto: Hélène Maillasson

Umweltministerin Anke Rehlinger informiert sich in Merzig über die Strahlenmesswerte. Foto: Hélène Maillasson

Foto: Hélène Maillasson

Bei der dritten Phase der großen Katastrophenübung rund um das Atomkraftwerk in Cattenom wird vorausgesetzt, dass der Austritt radioaktiver Gase oder Dämpfe aus den zerstörten Reaktoren gestoppt ist. Doch wie soll mit der verstrahlten Region verfahren werden? Die viertägige Übung startete am Dienstag, bis morgen proben Frankreich, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Belgien und Luxemburg, wie die Nachsorge nach einem mittelschweren Unfall in dem AKW am Besten koordiniert werden kann. Gestern mussten Einsatzkräfte in Sentzich neben Cattenom die Strahlung und Spuren von verseuchten Elementen im Boden und im Wasser finden. 55 französische Feuerwehrmitglieder, elf Vertreter der Armee sowie 13 Mitarbeiter der französischen Behörde für Strahlenschutz IRSN (Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire) nahmen an der Übung teil. Der Cattenom-Betreiber EdF stellte drei Mitarbeiter zur Verfügung.

Am Anfang der Übung entnahmen die Fachkräfte in den unterschiedliche Zonen rund um das Atomkraftwerk Bodenproben. Dabei wurde ein atomar verseuchter Fleck entdeckt, den es galt, sofort im IRSN-eigenen Labor vor Ort zu untersuchen. "Je nach dem, welche Ergebnisse herauskommen, werden Grenzen zwischen verschiedenen Zonen gezogen", erklärte Marie Omhovère von der Metzer Präfektur. "Die erste Zone am nächsten von der Kontaminationsstelle muss evakuiert werden. In der zweiten Zone, die ein größeres Gebiet umfasst, dürfen die Menschen wohnen bleiben, aber kein Leitungswasser trinken oder Gartengemüse essen."

Die Karte der Feuerwehr zeigt: In dem Fall dieser Übung wäre auch eine kleine Zone im Saarland betroffen. Doch von dort werden von den französischen Einsatzkräften keine Proben ins Labor geholt. Denn "bei dieser Übung ist jedes Land für die Messungen auf seinem Gebiet verantwortlich", berichtet Olivier Chabanis, Leiter des IRSN-Teams in Cattenom. Im Ernstfall aber würde "die Grenze etwas an Bedeutung" verlieren. "In dem Fall werden die Zuständigkeiten auf nationaler Ebene geklärt", so Chabanis.

Einfacher scheint die Zusammenarbeit in der Luft zu funktionieren. Seit 2001 dürfen deutsche Hubschrauberpiloten auch über Cattenom messen und umgekehrt, hieß es bei den saarländischen Übenden in Merzig. Im Beisein von Umweltministerin Anke Rehlinger (SPD) nahm Bundespolizei-Piloten und Bundesstrahlungsschutzbeamte Luftproben in der Grenzregion.

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