Baustellen legen Nerven der Anwohner blank"Baumaßnahmen waren längst überfällig"

Wadrill. Chaos ohne Ende, die Volksseele kocht - in Wadrill sind die Bauarbeiten zur Erneuerung der Ortsdurchfahrt Sitzerather Straße (Autobahnzubringer zur A1) gerade mal drei Wochen im Gange, der Unmut in der Bevölkerung, vornehmlich bei den Anliegern über Lärm, Beeinträchtigungen, Umleitungen, Hindernisse und Erschwernisse wächst täglich

Wadrill. Chaos ohne Ende, die Volksseele kocht - in Wadrill sind die Bauarbeiten zur Erneuerung der Ortsdurchfahrt Sitzerather Straße (Autobahnzubringer zur A1) gerade mal drei Wochen im Gange, der Unmut in der Bevölkerung, vornehmlich bei den Anliegern über Lärm, Beeinträchtigungen, Umleitungen, Hindernisse und Erschwernisse wächst täglich. Dazu kommt noch, dass zeitgleich zu den Bauarbeiten in der Hauptdurchgangsstraße die verkehrsberuhigte Kirchstraße für Pflasterarbeiten von der Linde her ebenfalls voll gesperrt ist.

Keine Parkmöglichkeiten mehr

Dort wird die Mittelrinne saniert. Die Kreuzung an der Linde ist demzufolge gänzlich vom Verkehr abgehängt. Die betroffenen Anlieger kommen tagsüber nur fußläufig zu ihren Häusern. Sie sind gezwungen, ihre Autos weiter weg abzustellen, wodurch die Parkmöglichkeiten in den Straßen rund um die Baustellen immer weniger werden. "Mein Auto muss ich beim Friedhof parken, die Mülltonne am Montag über hundert Meter weit weg an eine bedienbare Stelle außerhalb der Baustelle bringen", sagt Werner Brücker, Anlieger in der Sitzerather Straße unweit der Linde. Ansonsten wäre die Tonne nicht geleert worden.

Umsatzeinbußen drohen

Anfänglich sorgten die Straßensperrungen und Umleitungen für viel Kopfschütteln, denn sie waren selbst für die heimischen Verkehrsteilnehmer nur schwer nachzuvollziehen und der eine oder andere Auto- oder Busfahrer steckte in einer Sackgasse oder Baustelle, aus der er sich nur beschwerlich raus rangieren konnte. "Mittlerweile ist die Baustellenumfahrung innerörtlich bestens geregelt. Die außerörtlichen Umleitungen sind ebenfalls gut ausgeschildert", sagt Ortsvorsteher Josef Koch.

Doch im Hinblick auf die vielen Beeinträchtigungen ist jetzt das Maß voll, das Fass kommt zum Überlaufen, die betroffenen Bürger gehen auf die Barrikaden. "Die Planer dieser beiden Baumaßnahmen sollten in Pension gehen", formulierte es Ferdi Gebel, Inhaber der Gastwirtschaft "Fritzen" in der Kirchstraße, unmissverständlich. Umsatzeinbußen muss er ebenso wie die übrigen Gewerbetreibenden hinnehmen.

Gleichzeitig fordert er die Einstellung der Arbeiten in dieser Straße. Zumindest sollte man von der Linde her die Straße wieder in einen befahrbaren Zustand versetzen. "Das ist nicht machbar, denn die verlegten und vergefugten Pflastersteine müssen eine gewisse Zeit ruhen, dann kann erst beigearbeitet und befahren werden", klärt Thomas Urschel von der Bau ausführenden Firma auf. Zehn Arbeitstage hat seine Firma hinter sich, die Bauarbeiten verlaufen planmäßig.

Metzger Joachim Schäfer ist ebenfalls verärgert, beklagt weniger Kundschaft, auch von außerhalb. "Auch meine Lieferanten haben auch ihre Schwierigkeiten, anzuliefern", sagt der Metzgermeister. Ein Fallrohr der Dachrinne sei ihm abgerissen worden, vermutlich durch ein Baustellenfahrzeug, aber keiner will es gewesen sein.

Er hofft, die Umsatzeinbußen geltend machen zu können. In diese Kerbe haut auch Bäcker Stefan Nickels. "Ich weiß nicht, wie ich meine Autos beladen soll, um die Kundschaft per PKW bedienen zu können", klagt er. Ironie des Schicksals, dieser Tage ist ihm eine Nachzahlung zur Gewerbesteuer ins Haus geflattert.

Michaela Jutz, Podologin, moniert, dass ihre ältere gehbehinderte Kundschaft nicht bei gefahren werden kann. Ihre Parkmöglichkeiten sind weggefallen. "Außerdem besteht für Rettungsfahrzeuge keine Durchfahrmöglichkeiten", hat sie erkannt.

Der bauaufsichtsführende Mitarbeiter des LfS sagte, dass die Baufirma nach Arbeitsende alles möglich mache, dass die Anlieger ihre Anwesen zum Be- und Entladen anfahren können. Nur tagsüber müssen halt Behinderungen in Kauf genommen werden.

Lage soll sich bald verbessern

Dass es eine schwierige Baustellenphase sein wird, hatte Ortsvorsteher Koch immer wieder erklärt. "Beide Baumaßnahmen wurden deshalb gleichzeitig in Angriff genommen, damit nur einmal diese Straßensperrungen vorgenommen werden mussten", erläuterte der Ortsvorsteher. Gleichzeitig bittet er nochmals um Verständnis bei den betroffenen Mitbürgern für die Unannehmlichkeiten und betont. "Aber Mitte nächster Woche ist mit einer Besserung zu rechnen. Dann kann die Kirchstraße von der Linde her befahrbar gemacht werden". Wer sind die Auftraggeber dieser beiden Baumaßnahmen?

Trampert: Die Baustelle Sitzerather Straße (L 365) wurde durch den Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) beauftragt, die Stadt Wadern ist hier lediglich an der Baumaßnahme beteiligt, weil im Zuge der Straßenbaumaßnahme auch die Gehwege in der Sitzerather Straße erneuert werden. Für die Baustelle Kirchstraße ist die Stadt Wadern Auftraggeber.

Eine ordentliche Koordination der Baumaßnahmen wird bemängelt. Warum mussten beide Maßnahmen gleichzeitig durchgeführt werden?

Trampert: Die Baumaßnahme Sitzerather Straße war längst überfällig. Die Straße wird nun endlich in einen ordentlichen Zustand gebracht. Auf die Zeitplanung hat die Stadt Wadern nur bedingt Einfluss. Die Sanierung der Kirchstraße wurde bewusst zum jetzigen Zeitpunkt durchgeführt. Die Sitzerather Straße ist durch die LfS-Baustelle für den Durchgangsverkehr gesperrt, mit dieser Tatsache müssen auch die Geschäftsleute in der Kirchstraße umgehen. Nach Auffassung der Verwaltung und in Abstimmung mit dem Ortsvorsteher erschien es günstig, jetzt auch die Sanierung der Kirchstraße durchzuführen.

Bestehen Möglichkeiten, die Beeinträchtigungen umgehend zu minimieren bzw. kann sofort Abhilfe geschaffen werden?

Trampert: Die Baumaßnahme in der Kirchstraße wir in etwa zweieinhalb Wochen fertig gestellt sein. Ab Ende der nächsten Woche sind die Geschäfte im oberen Bereich der Kirchstraße über die Einmündung Sitzerather Straße/Kirchstraße (durch die Baustelle) zu erreichen. Fußläufig sind die Geschäfte jederzeit zu erreichen. (Anm. der Redaktion: Die Baumaßnahme Sitzerather Straße soll Ende Oktober fertig sein).

Die freie Zufahrt der Rettungsdienste, Müllabfuhr und Lieferanten zu einzelnen Häusern und Geschäften ist nicht gegeben. Wie wird damit umgegangen?

Trampert: Die Baustelle in der Kirchstraße wird in zwei Abschnitten umgesetzt um die Belastung für die Bürger, Anwohner und Geschäftsleute so gering wie möglich zu halten. Im Zuge der Bauarbeiten wird es, wie auch bei anderen Bauprojekten, auch Phasen geben, in denen die einzelnen Häuser nicht mit dem Pkw zu erreichen sind. Gewisse Einschränkungen müssen im Rahmen der Bauarbeiten in Kauf genommen werden.

Die Geschäfte in der Kirchstraße sind nur noch fußläufig zu erreichen. Sie klagen über Umsatzverluste. Können diese und wo geltend gemacht werden?

Trampert: Aus Sicht der Verwaltung können diese Umsatzverluste nicht gelten gemacht werden. Hierbei ist auch zu bedenken, dass die Bauarbeiten, sowohl in der Sitzerather Straße als auch die Sanierung des Fahrbahnbelags in der Kirchstraße, beides Maßnahmen sind von denen die ansässigen Geschäfte nach Fertigstellung der Baumaßnahmen wieder profitieren werden. "Auf die Zeitplanung hat die Stadt Wadern nur bedingt Einfluss."

Benjamin Trampert

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