Baumwollspinnerei ruht wieder still

St Ingbert · Über die St. Ingberter Baumwollspinnerei haben sich der Bauherr und die Baufirma überworfen. Der Umbau zur Kulturfabrik soll dennoch weitergehen.

 An der Baumwollspinnerei in St. Ingbert sind bereits seit Ende vergangenen Jahres die Bautätigkeiten eingestellt worden.Foto: Manfred Schetting

An der Baumwollspinnerei in St. Ingbert sind bereits seit Ende vergangenen Jahres die Bautätigkeiten eingestellt worden.Foto: Manfred Schetting

Foto: Manfred Schetting

Die Baustelle an der Baumwollspinnerei ruht. Schon im Dezember vergangenen Jahres hat die Ottweiler Baugesellschaft (OBG) ihre Sanierungsarbeiten eingestellt und sogar ihre Baucontainer an der Wollbachstraße abgezogen. Das hat die Stadtverwaltung bereits in der Vorwoche bestätigt. Oberbürgermeister Hans Wagner sagte, dass die Stadt diese Entwicklung bedauert. Dazu, warum genau es zu der neuerlichen Verzögerung bei der Fertigstellung der Baumwollspinnerei gekommen ist, wollte sich der OB aber nicht öffentlich äußern. Die Gründe für seine Zurückhaltung sind naheliegend. Denn die beiden anderen Partner, die bei der Schaffung der geplanten Kulturfabrik mit der Stadt im Boot sind, haben sich überworfen.

Nach Angaben von Werner Deller, dem Miteigentümer und Bauherrn in der Baumwollspinnerei, hat die Arbeitsgemeinschaft Alte Baumwollspinnerei (ARGE), die für den Umbau der Kulturfabrik gebildet worden war, mittlerweile ihre vertraglichen Bindungen beendet. Bislang waren an der bauausführenden ARGE Dellers Alte Baumwollspinnerei Grundstücksverwaltung GmbH & Co KG (ABWS) sowie die OBG Hochbau GmbH & Co. KG und das Gebäudetechnik-Unternehmen Enerventis aus Saarbrücken beteiligt. Seine Vertragskündigung im Februar sei in Abstimmung mit der Stadt St. Ingbert erfolgt, betont Deller. Zu den Differenzen in der ARGE wollte der Bauherr aber zunächst nur sagen, dass sie nicht mehr zu überbrücken waren. Der Sprecher der OBG, Christian Seiwert, hat auf Nachfrage lediglich bestätigt, dass die Baustelle in der Baumwollspinnerei ruht. Darüber hinaus befänden sich die beteiligten Projektpartner "in einem internen Abstimmungsprozess über das weitere Vorgehen".

Deller wie die Stadtverwaltung machten aber deutlich, dass es trotz des aktuellen Vertragsstreits mit den Bauarbeiten an der Baumwollspinnerei bald weitergehen soll.

Möglich werde dies durch geänderte Zuständigkeiten. Die aus Sicht des Oberbürgermeisters für den Baufortschritt dringend nötigen Arbeiten an der Sandsteinfassade und den Fenstern der ehemaligen Fabrik werden nunmehr vom Bauherrn Werner Deller und seiner ABWS an andere Firmen vergeben, die ARGE ist aus dem Geschäft. Die erste so vollzogene Ausschreibung für Arbeiten an den Sandsteinfassaden, den Sandsteingewänden und Fensterumrahmungen endete bereits am Freitag vor der Fastnacht. Wie Stefan Reuther, Ingenieur im städtischen Geschäftsbereich Stadtentwicklung und Umwelt, erläuterte, könnten die entsprechenden Arbeiten, vor deren Beginn an der Baumwollspinnerei ein Gerüst errichtet wird, schnellstmöglich aufleben.

"Da derzeit auch die Außentemperaturen für diese Sandstandsteinarbeiten passen, ist Mitte/Ende März als Starttermin anvisiert", sagte Reuther. Nach seinen Angaben soll die Sandsteinsanierung an der Südfassade der Baumwollspinnerei, also entlang der Wollbachstraße, beginnen und danach an der Westfassade neben dem Kesselhaus fortgesetzt werden.

Fortschritte gibt es auch bei der Fenstergestaltung der Baumwollspinnerei, die im Vorjahr die dortige Baustelle bremste. Bekanntlich hatte zwischenzeitlich das Landesdenkmalamt (LDA) gefordert, die Fensterfront der 1885 errichteten Fabrik originalgetreu zu erhalten. Die Fenster mit der jetzigen Gitterkonstruktion zu erneuern, hätte aber nochmals erhebliche Mehrkosten in dem Umbau-Budget bedeutet, das ohnehin in zweistelliger Millionenhöhe liegt, sagte der Oberbürgermeister. Mittlerweile haben sich das LDA und der Bauherr aber auf eine Variante verständigt, mit der auch der Einbau konventioneller Sprossenfenster als denkmalgerechte Lösung akzeptiert wird. Ein Abstimmungstermin, in dem mit dem Denkmalamt letzte technische Details zu der Fenstergestaltung abgesprochen würden, sei binnen der nächsten 14 Tage vorgesehen, wie Stefan Reuther gegenüber der SZ ankündigte.

Das Aus der ARGE zeigt unterdessen eine weitere praktische Konsequenz. An den wöchentlichen Informationsgesprächen, bei denen man sich über den Umbau der Baumwollspinnerei austauscht, nehmen seit Jahresanfang nur noch die Vertreter der St. Ingberter Stadtverwaltung und Werner Deller teil. Für Oberbürgermeister Hans Wagner steht fest: "Es gibt derzeit keine andere Chance, mit dem Projekt Baumwollspinnerei fertig zu werden."

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