Bauern lassen keine Korken knallen

St. Wendel. Die Ernte 2011 gibt keinen Anlass, am Erntedankfest die Korken knallen zu lassen. Was sich nach dem trockenen, heißen Frühjahr und Frühsommer abzeichnete, hat sich jetzt bestätigt

St. Wendel. Die Ernte 2011 gibt keinen Anlass, am Erntedankfest die Korken knallen zu lassen. Was sich nach dem trockenen, heißen Frühjahr und Frühsommer abzeichnete, hat sich jetzt bestätigt. Zwar sei die Getreideernte noch nicht komplett abgeschlossen, aber Peter Scherer, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, geht davon aus, dass bei Weizen und Roggen der Ertrag je nach Standort 20 bis 50 Prozent unter Durchschnitt liegt. Der große Unterschied liege darin, dass schwere Böden, die Feuchtigkeit besser speichern können als leichte, sandige. Deshalb habe die Frühjahrstrockenheit in weiten Teilen des Landkreises mit leichten, steinigen Böden sehr geschadet.Doch nicht nur der Menge, auch der Qualität habe das Wetter zugesetzt. Etwa 14 Tage früher als üblich sei das Getreide in diesem Jahr reif gewesen. Aber der Regen Ende Juli/Anfang August habe die Ernte verzögert. Die Körner hätten noch in den Ähren zu keimen begonnen und seien damit als Brotgetreide unbrauchbar und nur noch zum Verfüttern geeignet.

Ganz schlecht sei der Raps gelaufen. Auf einigen Feldern habe es Totalausfälle gegeben. Die Gründe dafür: Während der Blüte fehlte der Regen. Zu viel Regen verhinderte dann im Juli die Ernte. Auch Braugerste könnten die Bauern im Landkreis in diesem Jahr nur in geringen Mengen liefern. Die Qualität sei zu schlecht, erklärt Scherer. Brauer brauchen Gerste mit hohem Stärke- und geringem Eiweißanteil. Bei Wassermangel bilden die Pflanzen nur kleine Körner. Die sind nur noch als Futter geeignet, da ihr Eiweißanteil zu hoch ist.

Mangelware sind in diesem Jahr im Landkreis St. Wendel auch Heu und Stroh. Im ganzen Saarland und bis weit in die Pfalz hinein kaufen Bauern Stroh und karren es nach Hause. Weniger Getreidepflanzen auf dem Feld bedeutet auch weniger Stroh. Im Gegensatz zu Stroh ist Heu kaum zu bekommen. Der erste Schnitt im Juni habe wegen der langen Trockenheit nur geringe Mengen geliefert, nicht nur im Saarland.

Regen ließ Gras sprießen

Der Regen im Juli und auch im August ließ das Gras wieder sprießen, und die Landwirte konnten Grassilage einfahren. Wenn das Wetter hält, sei in den kommenden Tagen auf vielen Wiesen ein weiterer Schnitt möglich. Dieses Grummet kann wegen seines gegenüber Heu höheren Eiweißgehaltes nicht an Pferde verfüttert werden.

Einen Lichtblick gibt es aber doch, freut sich Scherer. Der Mais steht gut und hat auch viele Kolben angesetzt. Geerntet wird Mais in etwa vier bis sechs Wochen und zu Silage verarbeitet, Futter für die Rinder. Dabei sah es auch beim Mais in Frühjahr nicht so gut aus. Wer in diesem Jahr die Saat sechs bis acht Zentimeter tief in die Erde brachte, hatte Glück. Dort reichte die Bodenfeuchtigkeit noch zum Keimen der Körner aus. Körner, die nicht so tief lagen, fehlte das Wasser zum Keimen. Deshalb wurde einige Maisfelder ein zweites Mal eingesät, was Kosten von rund 200 Euro pro Hektar verursachte. Regen und Wärme sorgten dafür, dass diese Pflanzen den Rückstand auf die früher gesäten rasch aufholten.

Die meisten Landwirte sind mit einem blauen Auge davon gekommen, sagt Scherer. Denn geringe Erntemengen bedeuteten etwas höhere Verkaufspreise. Dadurch könnten die Ernteverluste ein wenig ausgeglichen werden.

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