Bauern droht eine Katastrophe

Saarbrücken. Die Trockenheit und das sonnige Wetter im Saarland dauern bereits eine gefühlte Ewigkeit an. "Die Freizeitfreunde freut es, Grillen ist jetzt das große Thema", sagt die Geschäftsführerin des Verbands der Gartenbauvereine Saarland/Rheinland-Pfalz, Monika Lambert-Debong

Saarbrücken. Die Trockenheit und das sonnige Wetter im Saarland dauern bereits eine gefühlte Ewigkeit an. "Die Freizeitfreunde freut es, Grillen ist jetzt das große Thema", sagt die Geschäftsführerin des Verbands der Gartenbauvereine Saarland/Rheinland-Pfalz, Monika Lambert-Debong. Doch ihr und ihren Verbandsmitgliedern ist nicht wohl beim Blick aufs Wetter: Denn die Trockenheit macht Gärtnern Probleme. "Doch am Hausgarten hängen keine Existenzen, das können wir kompensieren", sagt Lambert-Debong.Um Sein oder Nichtsein könnte es jedoch bei den Bauern gehen: Bauernverbandspräsident Klaus Fontaine (Foto: rup) erklärt, dass manche der saarländischen Bauern in ihrer Existenz bedroht sein werden, wenn sich das Wetter nicht bessere. "Das kann für einige Betriebe schon eine Katastrophe werden", betont Fontaine gegenüber der SZ. "Es sieht im Moment schlimm auf den Feldern aus", so der Bauernverbandspräsident. Die saarländischen Buntsandsteinböden seien bereits rappeltrocken, der Raps gehe jetzt von der Blüte in die Schotenbildung, da gebe es bereits erhebliche Ertragseinbußen. Aber auch beim Sommergetreide wie Gerste und Hafer sowie beim Mais sei momentan kein Wachstum mehr feststellbar. "Wir können unsere Felder auch nicht bewässern, das geht nur bei wenigen Ausnahmen wie dem Gemüseanbau in der Nähe der Saar", erklärte Fontaine. "Wir haben jetzt schon den 25. Mai", erläuterte der Bauernführer den fortgeschrittenen Entwicklungsstand aufgrund der Witterung. Er rechnet mit bis zu 40 Prozent Ertragseinbußen bei manchem Landwirt, die durch keine Versicherung abgedeckt seien.

Ruft er angesichts der angespannten Lage morgens als erstes den Wetterbericht ab? "Ich schaue nur nach Tiefs. Nur ein lang anhaltender Landregen ist die Rettung", so der Landwirt aus Saarwellingen-Reisbach. Die regionalen Gewitter, die ab heute vorhergesagt werden, würden ohnehin meistens am Saarland vorbei ziehen. "Uns fehlen seit Jahresanfang 200 Milliliter Niederschlag pro Quadratmeter", so Fontaine. Im Jahr rechnen die saarländischen Bauern mit etwa 700 Millilitern. Doch Fontaine macht sich auch um den August Sorgen. Wenn es dann wieder so regnerisch wird wie in den Vorjahren, haben die Bauern erhebliche Probleme, die Ernte einzufahren.

Die Sorgen der Bauern sind bei den Winzern an der Obermosel noch fern. "Reben sind Tiefwurzler, da hat die Trockenheit noch keine Auswirkungen", erklärt der Präsident der saarländischen Winzer, Helmut Herber aus Perl.

Gartenbau-Verbandsgeschäftsführerin Lambert-Debong berichtet, dass sich an ihrem Immergrün im Garten bereits die Blätter einrollen. "Wir müssen jetzt viel gießen", sagt Lambert-Debong, was bei großen Flächen jedoch unmöglich sei, auch wegen der Wasserkosten. Auch sie spricht von einem Landregen, der kommen müsste, um die Lage zu entschärfen. "Bei manchen Obstbäumen entwickeln sich wegen der Trockenheit die Früchte nicht richtig", so Lambert-Debong. Der einzige Vorteil für die Gärtner angesichts des trockenen Wetters sei: die gefräßigen Nacktschnecken seien kaum zu sehen.

Im saarländischen Umweltministerium, das für die heimischen Wälder zuständig ist, bleibt man gelassen. "Wir haben eher Sorge wegen der Waldbrandgefahr als um das Wachstum der Bäume", sagt Hans-Albert Letter, Referatsleiter Waldwirtschaft im Ministerium von Simone Peter (Grüne). Zwar würden keine großflächigen Waldbrände erwartet, da das Saarland etwa 70 Prozent Laubbaumbestand habe. Doch an einigen Stellen, wo der Sturm des Tiefs Xynthia gewütet habe und umgestürzte Bäume herumlägen wie im Warndt oder bei Kiefernbeständen nahe Homburg sei die Waldbrandgefahr akut. "Es liegt auch überall trockenes Totholz herum", sagt der Wald-Experte. Betroffen von der Trockenheit seien in erster Linie die frischen Aufforstungen aus dem Herbst und Frühjahr, die noch nicht richtig verwurzelt seien. Zudem seien mehr Borkenkäfer gesichtet worden. "Einige trockene Fichtenkronen schauen bereits aus den Waldungen heraus", erklärt Letter.

Froh sind dagegen die Imker, deren Bienen bestes Flugwetter haben und reichlich Nahrung finden. Das kann noch eine Weile so andauern, denn ein Landregen ist nach Angaben der Meteorologen im Saarland einstweilen nicht in Sicht. "Nur ein lang anhaltender Landregen ist die Rettung."

Bauern-Präsident

Klaus Fontaine

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