Basteln in der Heimat, helfen in Thailand

Marth · Im Nord-Osten Thailands sind Aids und HIV Tabu-Themen. Besonders für Jugendliche ist es daher schwer, mit der Krankheit zu leben. Bruder Bernd ist als Missionar in Nong Bua Lamphu, um den Betroffenen zu helfen. Seine Familie unterstützt ihn von zu Hause aus mit einer Bastelaktion.

 Weihnachts-Deko zum Herbstbeginn: Beate Ruffing (rechts), ihre Eltern und ihre Cousine Kathrin Zenner (Mitte) basteln gemeinsam. Foto: sara

Weihnachts-Deko zum Herbstbeginn: Beate Ruffing (rechts), ihre Eltern und ihre Cousine Kathrin Zenner (Mitte) basteln gemeinsam. Foto: sara

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 Bruder Bernd (oben rechts) lebt seit einem Jahr in Nong Bua Lamphu und betreut dort mit HIV infizierte Jugendliche. Viele kleine Erfolge hat er in dieser Zeit schon erzielt. Foto: Privat

Bruder Bernd (oben rechts) lebt seit einem Jahr in Nong Bua Lamphu und betreut dort mit HIV infizierte Jugendliche. Viele kleine Erfolge hat er in dieser Zeit schon erzielt. Foto: Privat

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Aus Pappe ausgeschnittene Tannenbäume und Schneekristalle liegen auf dem Tisch. Beate Ruffing klebt den Wattebart auf das Gesicht des Weihnachtsmannes, während ihr Vater Helmut das Papier zurechtschneidet.

Knapp drei Monate vor Heilig Abend geht es bei Familie Ruffing schon richtig weihnachtlich zu, denn sie basteln Karten, Windlichter und Schokoladenpackungen für einen guten Zweck. "Wir verkaufen die Artikel. Der Erlös geht an ein Aids- und HIV-Projekt in Thailand, das mein Bruder Bernd leitet," erklärte Beate Ruffing die frühe weihnachtliche Bastelaktion.

Hilfe vor Ort

Bruder Bernd ist Missionar, 39 Jahre alt und lebt seit Dezember 2012 in dem kleinen Ort Nong Bua Lamphu. Während seiner Ausbildung hat er bereits drei Jahre in Thailand verbracht, daher kennt er die Nöte der Jugendlichen und weiß, was sie am dringendsten benötigen. Von dem Erlös werden Nahrungs- und Arzneimittel gekauft, aber auch HIV-Präventions-Veranstaltungen durchgeführt. Das meiste Geld fließt jedoch in das Jugendhaus "Mutter Maria".

Dort leben etwa 20 HIV-infizierte Jugendliche. Sie kochen und essen gemeinsam, werden von einem Fahrdienst zur Schule gebracht und lernen, ihre Medikamente regelmäßig einzunehmen. Einige der Jugendlichen sind Waisen, andere wurden von ihren Eltern wegen der Krankheit verstoßen.

"Mein Bruder und sein Team versuchen, die Familien wieder zusammenzuführen und bereiten die Jugendlichen auf ein selbstständiges Leben vor", so Beate Ruffing. Vor Kurzem hat ihr Bruder von einer jungen Frau erzählt, die mittlerweile, dank des Projektes, schon seit einem Jahr auf eigenen Beinen steht. "Das Mädchen konnte nicht lesen. Bernd hat ihr die Medikamenteneinnahme dann mit Symbolen wie der Sonne und dem Mond erklärt", sagte Beate Ruffing. Leider können die Missionare den kranken Jugendlichen nicht immer so erfolgreich helfen. Im Sommer sind drei Bewohner des Mutter-Maria-Hauses an der Krankheit gestorben.

Die Themen Aids und HIV seien im Nordosten Thailands absolute Tabu-Themen, erzählte Beate Ruffing. "Infizierte Menschen werden von der Gesellschaft ausgegrenzt. Daher setzt sich mein Bruder auch für die Akzeptanz der Krankheit ein", erklärte sie. Bruder Bernd und sein Team organisieren unter anderem Jugendcamps, in denen kranke und gesunde Kinder gemeinsam ihre Freizeit verbringen. "Diese Integration ist sehr wichtig", so Kathrin Zenner. Sie ist die Cousine von Bruder Bernd und fliegt noch in diesem Jahr nach Thailand, um sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen.

Vielleicht kann mithilfe der Bastelaktion auch Bernds Wunsch erfüllt werden: ein Therapeut, der mit den Jugendlichen ihre traumatische Vergangenheit und den Tod der drei Mitbewohner aufarbeitet. Beate Ruffing erzählte, dass ihr Bruder oft von Not und Elend berichtet, aber auch von den vielen schönen und positiven Dingen. "Die Jugendlichen dort sind eben ganz normale Jugendliche. Sie haben Spaß am Leben, gehen ins Schwimmbad oder ins Kino", sagte Beate Ruffing. Mit der Bastelaktion möchten sie, ihre Familie und die vielen anderen Helfer den Jugendlichen ein sorgenfreies Leben ermöglichen. Mindestens 1100 Karten werden sie dazu basteln, plus die ganzen anderen Artikel. "Im vergangenen Jahr konnten wir den Nikolaus-Bart irgendwann nicht mehr sehen", erinnerte sich Beate Ruffing. Doch letztendlich lohne sich der ganze Aufwand, denn mit nur 16 verkauften Karten könne man den Reisbedarf im Jugendhaus für einen Monat decken.

Weitere Infos und Bestellungen bis 15. Oktober per E-Mail an: Helmut.Ruffing@t-online.de oder kathrin.zenner@gmx.de.

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