"Barrierearm ist Unfug"
Saarbrücken. Eines der dümmsten Wörter in den Ohren von Behinderten ist "barrierearm". "Barrierearm", so erklärt der Saarbrücker Behindertenbeauftragte Edmund Minas, benutzen Bauherren, nachdem sie es versäumten, für Barrierefreiheit zu sorgen
Saarbrücken. Eines der dümmsten Wörter in den Ohren von Behinderten ist "barrierearm". "Barrierearm", so erklärt der Saarbrücker Behindertenbeauftragte Edmund Minas, benutzen Bauherren, nachdem sie es versäumten, für Barrierefreiheit zu sorgen. Manche ließen sie grob außer Acht, andere bosselten hier und da ein wenig herum, dass es wie "barrierefrei" aussehe und teilweise sogar sei, wenn auch nicht nach den DIN-Regeln, die es in Fülle gibt. "Barrierearm" sei aber ebenso Unfug wie "ein bisschen schwanger", erklärte Minas gestern vor dem Saarbrücker Schloss. Dort waren die Bauminister der Bundesländer zur Sitzung zusammengekommen. Der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK), Landesvertretung Saarland, hielt das für eine gute Gelegenheit, erneut an eine schon tausendfach gestellte Forderung zu erinnern: Jeder Mensch müsse ohne fremde Hilfe jedes öffentliche Gebäude nutzen können.Verbandsvorsitzender Uwe Wagner aus Rehlingen-Siersburg erklärte, dass man keine neuen Gesetze brauche. Es reiche völlig, wenn sich jeder an die bestehenden halte. Landesbauordnung, Landesgleichstellungsgesetz und UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen schrieben Barrierefreiheit vor. Aus Gedankenlosigkeit oder Geldmangel werde sie aber nicht verwirklicht. Barrierefreiheit sei eine Errungenschaft, die jedermann zugutekommt.
Die meisten Demonstranten waren mit Rollstühlen vors Schloss gekommen. Um ihre Hartnäckigkeit zu symbolisieren, bohrten sie mit Akku-Bohrern Löcher in dicke Bretter. Sie waren zwar "nur" zu zwölft, aber sie erregten Aufmerksamkeit, wurden eingelassen und angehört. Uwe Wagner und seine Mitstreiter freuten sich über einen weiteren kleinen Erfolg. wp