Graffiti-Sprayer siegen an den Bahnhöfen Bahnhöfe sollen sauberer werden

Saarbrücken · Die Bahn verzichtet aus Kostengründen auf Videokameras, um die Vandalen zu erwischen. Jetzt gibt es ein neues Reinigungskonzept.

 Sandra Mayer vom Saarbrücker Bahnhofsmanagement schrubbt den Boden im Eurobahnhof auf dem Scrubmaster B 115 R.

Sandra Mayer vom Saarbrücker Bahnhofsmanagement schrubbt den Boden im Eurobahnhof auf dem Scrubmaster B 115 R.

Foto: Dietmar Klostermann

Wer gestern Morgen um kurz nach neun Uhr den Saarbrücker Eurobahnhof betrat, war erstaunt. Für einen regelmäßigen Bahnkunden bot sich ein erfreuliches Bild: Der Bahnhof war bis in den letzten Winkel gereinigt und aufgeräumt. Nirgendwo flogen Brötchentüten, Zigarettenkippen oder Kaffeebecher herum, die von manchen Reisenden achtlos weggeworfen werden. Grund für das blitzsaubere Bild war ein Pressetermin, zu dem der Leiter des Saarbrücker Bahnhofmanagements der Deutschen Bahn Station&Service AG, Ulrich Demmer, eingeladen hatte. Dies räumte auch Bernd Kittelberger, Leiter In­frastrukturelles Facility Management der Deutschen Bahn Services GmbH, Regionalbereich Südwest aus Frankfurt, gegenüber der SZ ein.

Thema des Medien-Treffs, zu dem etwa 20 Mitarbeiter in roten T-Shirts mit der Aufschrift „Ihr Reinigungsteam Hauptbahnhof Saarbrücken“ erschienen waren: das neue Reinigungskonzept für die 77 Bahnhöfe im Saarland. „Das neue Konzept beinhaltet, dass ab jetzt alle Ausstattungsgegenstände eines Bahnhofs in einem bestimmten Takt gereinigt werden“, sagte Demmer. Die Deutsche Bahn gebe für die Reinigung der Bahnhöfe im Jahr etwa 600 000 Euro aus. Größtenteils würden die Arbeiten durch Mitarbeiter der Saar Service Gesellschaft (SSG), einer Tochterfirma der Stadt Saarbrücken, und die Firma RDL Dienstleistungen KG ausgeführt. Demmer hob lobend hervor, dass die Stadt St. Wendel sich an der 30 000-Euro-Reinigung des dortigen Bahnhofs hälftig beteilige, was die bürgerschaftliche Verbundenheit mit dem Bahnhof unterstreiche.

In Saarbrücken wird täglich geputzt, dabei kommt auch der Scrubmaster B 115 R zum Einsatz, der aussieht wie ein Aufsitzmäher und bis zu 2300 Quadratmeter in der Stunde feucht abschrubbt und den Dreck wegsaugt. Bahnhöfe, die nur 500 Fahrgäste am Tag betreten, werden jedoch nur drei Mal die Woche von der Putztruppe besucht.

Doch während am Saarbrücker Eurobahnhof gestern alles Picobello war, zeigte sich nur drei Gleiskilometer weiter am Saarbrücker Ost-Bahnhof das Alltagsbild, mit dem Berufspendler, Schüler und Studenten jeden Tag konfrontiert werden. Alle Gebäude des Ost-Bahnhofs sind mit düsteren Graffiti und großformatigen Unterschriftskürzeln („Tags“) besprüht. Auf dem Boden liegen Pappbecher, Zigarettenkippen und Papierabfall. In der Unterführung, dem einzigen Zuweg zu den beiden Gleisen, stinkt es bestialisch nach Urin.

Noch vor vier Jahren hatten etwa 40 Schüler, Lehrer und Eltern der Montessori-Gemeinschaftsschule Saarbrücken-Schafbrücke (jetzt: Friedrichsthal) den Ost-Bahnhof im Rahmen der „72-Stunden-Aktion“ der Katholischen Jugend im Bistum Trier von Grund auf gereinigt und mit frischer Farbe gestrichen. Davon ist nichts mehr übrig. „Bahnhöfe sind das Tor zum System Bahn und somit die Visitenkarte für die DB“, hieß es gestern in der DB-Pressemitteilung.

 Bahnhof Saarbrücken-Ost: Pappbecher, Graffiti und Urin-Geruch vermiesen den Reisenden die Bahnfahrt.

Bahnhof Saarbrücken-Ost: Pappbecher, Graffiti und Urin-Geruch vermiesen den Reisenden die Bahnfahrt.

Foto: Dietmar Klostermann

Viele private Immobilienbesitzer schützen inzwischen ihr Hab und Gut mit Videokameras, die Täter abschrecken oder bei der Überführung von Tätern gute Dienste leisten. „Nach Abwägung der Wirtschaftlichkeit sehen wir bisher von der Anbringung von Videokameras an allen Bahnhöfen ab“, sagte Bahnhofsmanager Demmer. Dieter Schwan, Bundespolizeisprecher im Saarland, sagte, dass es in diesem Jahr an saarländischen Bahnhöfen bereits 158 Graffiti-Straftaten gegeben habe. „Nur eine Handvoll konnten wir aufklären“, sagte Schwan. Deshalb würde die Bundespolizei Videobilder der DB gerne nutzen – wenn es sie denn gäbe.

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