Badetag schlägt hohe Wellen
Saarbrücken/Altenkessel. Bereits die Anreise zum Schwimmbad in Altenkessel war am vergangenen Samstagnachmittag alles andere als einfach. Parkplätze und Straßen waren komplett zugeparkt. Frauen und Kinder mit Badetaschen in den Händen kamen, so schien es, aus allen Richtungen. Und es waren nicht nur Musliminnen
Saarbrücken/Altenkessel. Bereits die Anreise zum Schwimmbad in Altenkessel war am vergangenen Samstagnachmittag alles andere als einfach. Parkplätze und Straßen waren komplett zugeparkt. Frauen und Kinder mit Badetaschen in den Händen kamen, so schien es, aus allen Richtungen. Und es waren nicht nur Musliminnen. "Wir haben heute zum ersten Frauen-Schwimmen in der Landeshauptstadt eingeladen. Die Einladung richtet sich nicht speziell an Frauen aus anderen Kulturen, sondern an alle Frauen aus Saarbrücken", erklärte Oberbürgermeisterin Charlotte Britz.Von 15 bis 18 Uhr durften ausschließlich Frauen das Schwimmbad in Altenkessel nutzen. Etwa 50 Menschen standen bereits gegen 14.30 Uhr vor dem Eingang, sahen, wie sich die Oberbürgermeisterin vor Fernsehkameras erklären musste. Aber auch, wie zwölf Mitglieder der NPD auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit Deutschland- und NPD-Flaggen standen und ihren Protest gegen das Frauenschwimmen bekundeten.
Ein Sichtschutz um das Schwimmbad sollte garantieren, dass Männer keinen Einblick in das Schwimmbad bekommen. "Noch einmal", wiederholte Oberbürgermeisterin Britz mit ernster Mine. "Es ist ein Frauenschwimmen für alle Frauen. Diese blöde Geschichte mit dem Sichtschutz wurde von vielen falsch interpretiert. Beim nächsten Frauenschwimmen wird es den Sichtschutz auch nicht mehr geben", sagte Charlotte Britz. Einen Sichtschutz, der immerhin 500 Euro kostete. "Wir werden für den Sichtschutz sicher eine andere Verwendung finden. Wenn es sein muss, bezahle ich die 500 Euro auch selber", sagte Britz.
Gegen 15 Uhr wurde die Menschentraube vor dem Schwimmbad immer größer. Es dürfte ein seltsames Gefühl gerade für die muslimischen Frauen gewesen sein, als sie sich den Weg zwischen NPD-Anhängern mit Deutschland-Fahnen auf der einen Seite und Fernsehkameras und Fotografen auf der anderen Seiten bahnen mussten. "Ich habe keine Angst. Ich möchte mit meinem Kind einfach nur schwimmen gehen. Warum hier so viel passiert, verstehe ich nicht", sagte eine Frau aus Völklingen.
Während die NPD-Anhänger gegen 15 Uhr wieder gingen und sich die Reihen vor dem Schwimmbad-Eingang allmählich lichteten, platzte das Bad aus allen Nähten. Während an einem normalen Samstag etwa 30 Besucher ins Altenkesseler Schwimmbad kommen, waren es am vergangenen Samstag mehr als 250 Frauen.
Bereits vor 17 Uhr mussten die Kassen geschlossen werden, damit im Schwimmbad die Aufsichtspflicht gewährleistet werden konnte.
Drinnen, wo es wegen des Sichtschutzes etwas dunkler war als sonst, gab es ein großes Gedränge. Sowohl im Wasser als auch außerhalb. Besucher äußerten die Vermutung, dass sich die Befürworterinnen des Frauenschwimmens organisiert haben könnten, um Präsenz zu zeigen.
Ansonsten war es ein ganz normaler Schwimmnachmittag: Die Frauen stiegen entweder ins Becken oder setzten sich an den Rand und plauderten miteinander. Ein Burkini, ein Ganzkörperbadeanzug, war übrigens nicht zu sehen. Die Frauen trugen Badeanzüge. "Ich möchte mit meinem Kind
einfach nur schwimmen gehen."
Weiblicher Badegast aus Völklingen