"Azubis sind begehrt wie nie zuvor"Tausende haben endlich wieder Arbeit

Saarbrücken. Der Winter lässt sich Zeit. Das spiegeln die jüngsten Arbeitslosenzahlen im Regionalverband wider. Während in den Vorjahren die Arbeitslosigkeit von November zu Dezember immer stieg, weil Jobs in wetterabhängigen Branchen wegfielen, sank sie diesmal, wenn auch geringfügig

 Die Gastronomie bot im Dezember ebenso neue Stellen wie die Metall-Branche. Gefragt waren neue Leute auch in Energie- und Elektroberufen sowie in der Fahrzeugtechnik. Symbolbild: Arne Dedert/dpa

Die Gastronomie bot im Dezember ebenso neue Stellen wie die Metall-Branche. Gefragt waren neue Leute auch in Energie- und Elektroberufen sowie in der Fahrzeugtechnik. Symbolbild: Arne Dedert/dpa

Saarbrücken. Der Winter lässt sich Zeit. Das spiegeln die jüngsten Arbeitslosenzahlen im Regionalverband wider. Während in den Vorjahren die Arbeitslosigkeit von November zu Dezember immer stieg, weil Jobs in wetterabhängigen Branchen wegfielen, sank sie diesmal, wenn auch geringfügig.Im Dezember wurden 14 077 Frauen und Männer als ar-beitslos gezählt, 14 weniger als im November und 1490 weniger als im Dezember 2010. Damit sank die Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres deutlich um 9,6 Prozent. Die Zahl aller Arbeitsuchenden (Definitionen siehe "Stichwort") erhöhte sich um 126 auf 26 425. Die Arbeitslosenquote betrug unverändert 8,6 Prozent (Vorjahr 9,7 Prozent). Agentur-Chef Hans-Hartwig Felsch sagt, nach einem wirtschaftlich erfolgreichen 2011 seien Azubis im Regionalverband "inzwischen begehrt wie nie zuvor". Und trotz der zurückhaltenden Prognosen für 2012 wollen viele Betriebe auch in diesem Jahr Personal einstellen. In den letzten vier Wochen gab es im Regionalverband 1155 junge Arbeitslose unter 25 Jahren, 24 weniger als im November, 166 weniger als vor einem Jahr, was einem Rückgang um 12,6 Prozent entspricht. Die Zahl der Älteren sank im Dezember um 17 auf 4122 und ging im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent zurück. Vom Aufschwung profitierten auch jene, die länger als ein Jahr ohne Beschäftigung sind. Im Dezember gehörten 5117 Arbeitslose zu dieser Personengruppe, 62 weniger als im November, 68 weniger als vor einem Jahr. Unter den gemeldeten Arbeitslosen waren 910 Schwerbehinderte, 4,3 Prozent weniger als im Dezember 2010. "Menschen mit Behinderung profitieren nicht so deutlich von den guten Arbeitsmarktbedingungen wie nicht behinderte Menschen", stellt Felsch fest. Dabei seien sie - richtig eingesetzt - sehr motivierte Mitarbeiter, die ihre Chance nutzen. Um Transparenz zu schaffen, veröffentlicht die Arbeitsagentur zusätzlich zur Arbeitslosen-quote die sogenannte Unterbeschäftigungsquote. Sie bezieht neben den registrierten Arbeitslosen all jene ein, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen sowie Personen in "Arbeitsgelegenheiten" oder in geförderter Selbstständigkeit und Personen in Altersteilzeit. Diese Menschen werden nicht als Arbeitslose gezählt. Die Unterbeschäftigungsquote lag im Regionalverband bei 12,8 Prozent, vor einem Jahr waren es 13,2 Prozent.

Arbeitsagentur und Jobcenter erfuhren im Dezember von rund 770 neuen Stellen. Seit Anfang 2011 gingen damit knapp 11 480 Jobangebote ein, 11,3 mehr als 2010. Am Monatsende waren noch 2560 offene Stellen gemeldet. red/ole

Regionalverband. 2011 war im Regionalverband aus Sicht der Agentur für Arbeit ein gutes Jahr für Menschen auf Stellensuche. "Aufgrund der wirtschaftlichen Erholung konnte ein großer Teil der konjunkturbedingten Arbeitslosigkeit weiter abgebaut werden", heißt es in der Jahresbilanz der Agentur. Die Zahl der Arbeitslosen sank 2011 von rund 17 330 zu Beginn des Jahres auf 14 070 zum Jahresende. Durchschnittlich waren im Regionalverband 15 290 Frauen und Männer arbeitslos, 890 oder 5,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die Arbeitslosenquote verringerte sich im Durchschnitt von 10 Prozent im Jahr 2010 auf 9,4 Prozent im Jahr 2011. Vor allem die Arbeitslosigkeit bei den Männern ging zurück. Sie sank nämlich um 7,3 Prozent auf 8230. Die Zahl der arbeitslosen Frauen, die zuvor allerdings auch nur unterdurchschnittlich gestiegen war, sank im Jahresdurchschnitt um nur 2,9 Prozent auf 7060.

Ältere haben's weiter schwer

Mit dem wirtschaftlichen Aufwung hat sich die Situation von jungen Menschen am Arbeitsmarkt am deutlichsten verbessert. Die Zahl der jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren nahm jahresdurchschnittlich um 11,4 Prozent auf rund 1300 ab. Nach wie vor schwierig war die Lage für ältere Arbeitslose. Im Jahresdurchschnitt 2011 nahm die Zahl der Arbeitslosen über 50 Jahre sogar leicht zu, und zwar um rund 50 auf knapp 4450. Zu erklären ist diese Entwicklung im Wesentlichen damit, dass viele Ältere, sind sie erst einmal arbeitslos, nur sehr schwer den Wiedereinstieg in den Beruf schaffen. Dies drückt sich dann in einer zunehmenden Dauer der Arbeitslosigkeit aus. Vom Aufschwung haben vor allem Arbeitslose profitieren können, die erst kurze Zeit beschäftigungslos waren. Das erklärt auch, warum die Arbeitslosigkeit vor allem im Bereich des Arbeitslosengeldes I, das aus der Arbeitslosenversicherung finanziert wird, gesunken ist. Jahresdurchschnittlich wurden in diesem Bereich nur noch 3250 Arbeitslose gezählt, 600 weniger als 2010.

Im Bereich des Arbeitslosengeldes II, also bei den Hartz-IV-Beziehern, die meist lange aus dem Berufsleben raus sind, hat sich die Arbeitslosigkeit 2011 dagegen nur leicht verringert - im Jahresdurchschnitt um gut 250 auf fast 12 050. red

Stichwort

Arbeitslose und Arbeitsuchende sind Begriffe, die in der Sprache der Bundesagentur für Arbeit eine genau definierte Bedeutung haben - und diese unterscheidet sich stark von dem, was Bürger darunter verstehen. Als Arbeitslose bezeichnet die Agentur für Arbeit jene, die keinen Job haben, sich bei der Agentur offiziell als "arbeitsuchend" gemeldet haben und der Agentur permanent nachweisen, dass sie ständig Bewerbungen verschicken und Vorstellungsgespräche haben.

Als Arbeitsuchende bezeichnet die Agentur erstens die Arbeitslosen; zweitens Leute, die nur noch die Kündigungsfrist abarbeiten; drittens Selbstständige, die eine Anstellung suchen; viertens "erwerbsfähige Hilfebedürftige" mit Grundsicherung.

Spricht die Agentur für Arbeit also von Arbeitslosen, dann meint sie ausschließlich Menschen, die gemäß der Agenturvorschrift nachweislich konsequent Arbeit suchen. Sonst gibt's kein Geld von der Agentur.

Unterbeschäftigt sind laut Agentur für Arbeit erstens die "registrierten Arbeitslosen", zweitens "Teilnehmer an bestimmten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen" und drittens "die Nutzer von vorruhestandsähnlichen Regelungen". fitz

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