Ausstiegs-Drogen für Ophüls-Süchtige

Ende Januar. Es ist brrrr kalt und morgens immer noch stockdunkel. Und dann auch noch das: Das Ophüls-Festival ist vorüber. Da macht sich bei einigen Kulturmenschen wieder die post-kulturelle Depression breit. Was kein Wunder ist

Ende Januar. Es ist brrrr kalt und morgens immer noch stockdunkel. Und dann auch noch das: Das Ophüls-Festival ist vorüber. Da macht sich bei einigen Kulturmenschen wieder die post-kulturelle Depression breit. Was kein Wunder ist. Wenn man eine Woche quasi außerhalb der Wirklichkeit verbracht hat, mit brennenden Augen zu viele Filme gesehen, zu späte Diskussionen geführt und sich an all den schönen Film-Menschen erfreut hat, dann kann der schnöde Alltag einen schonmal niederzwingen. Jetzt wieder einfach so ins Büro oder an die Uni? Und das auch noch im Winter? Das hat was Niederschmetterndes. Dagegen hilft nur: einfach weitermachen mit der Kultur. Glücklicherweise hat unser charmantes Landeshauptstädtchen ja auch außerhalb der durchaus nicht raren Festivals ein ganz schön anstrengendes Kulturangebot. Da kann man sich jederzeit sein eigenes Festival-Programm zusammenstellen. Und das ist unter Umständen sogar abwechslungsreicher als die Themen mancher Ophüls-Filme. . . In diesen Tagen wäre da eine kleine Melange aus Theater, Kino und Kunst zu empfehlen. Höhepunkt des kulturellen Sehen-und-gesehen-werdens ist natürlich am Samstag die Premiere von Maggie Donlons neuem Tanz-Streich "Krieg und Frieden" im Staatstheater. Aber da werden Sie, falls Sie nicht bereits Karten haben, auf einen späteren Termin mit weniger Ehrengästen ausweichen müssen. Denn die Premiere ist ausverkauft. Aber Donlon-Stücke machen ja auch Spaß, ohne, dass Minister und Direktoren in der ersten Reihe sitzen.Ihren persönlichen Festival-Sucht-Ausstieg könnten Sie stattdessen im Kino Achteinhalb (Nauwieser Straße 19) beginnen. Dort nämlich werden am Samstag und Sonntag, jeweils um 20 Uhr, kurze Experimental- und Spielfilme von Studenten der Hochschule der Bildenden Künste gezeigt. Die präsentieren ihre Arbeiten im Rahmen des traditionellen HBK-Rundgangs, dem Wochenende der offenen Tür der Hochschule. Das hat dann fast ein bisschen was von Ophüls, wäre also quasi das Methadon-Programm für Festival-Junkies. Der HBK-Rundgang selbst wird am Freitag, 18 Uhr, eröffnet. Ein schönes Stück Kultur mit Ereignis-Charakter gibt es dann noch am Sonntag. Da öffnet das Saarlandmuseum seine Pforten zum Tag der offenen Tür. Kostenloser Eintritt, kostenlose Führungen durch die Chagall-Ausstellung - da darf man erwarten, etliche gleichgesinnte, an Kultur interessierte Menschen zu treffen. Also ein bisschen wie bei einem Festival. Und wer dann immer noch nicht genug hat: Im Kino Camera zwo läuft in der 58. (!) Woche einer der urigsten Filme der letzten Jahre: "Willkommen bei den Sch'tis". Wer den noch nicht gesehen hat: Samstag und Sonntag, 16 Uhr, in der Futterstraße. Aber danach sollten Sie dann vielleicht doch allmählich mal nach Hause gehen. Vielleicht noch um 20.15 Uhr den "Tatort" mit Maria Furtwängler anschauen - und dann, ab ins Bett. Alltag kann nämlich zur Abwechslung auch mal was durchaus Gemütliches haben - aber nur, wenn man ausgeschlafen ist . . .

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