Ausflug in die Welt der Schrift

Homburg · Bis Anfang September zeigt die Jägersburger Grafik-Künstlerin Katharina Pieper ihre Werke im Zeitungsmuseum in Wadgassen. In Homburg kennt man sie von den Jahresausstellungen und von ihren Einträgen ins Goldene Buch der Stadt.

 Bei dieser blauen Grafik handelt sich um einen dreiteiligen kalligrafischen Paravent mit den Maßen 1,80 x 1,20 Meter. Das Thema ist das Wasser, der Titel lautet: "Alles fließt". Foto: Pieper

Bei dieser blauen Grafik handelt sich um einen dreiteiligen kalligrafischen Paravent mit den Maßen 1,80 x 1,20 Meter. Das Thema ist das Wasser, der Titel lautet: "Alles fließt". Foto: Pieper

Homburg. Meistens geht's hoppla-hopp, dann ruft Bürgermeister Klaus Roth in Jägersburg an und bittet Katharina Pieper "so schnell es geht", einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt zu entwerfen, man habe gerade wichtigen Besuch.Obwohl die gelernte Designerin und gebürtige Saarlouiserin Katharina Pieper schon seit über 30 Jahren in allen Schriften bewandert ist und unzählige eigene Entwürfe für Bücher, Kalender, Wandbilder oder sogar Weinflaschen-Etiketten erstellt hat, ist es doch immer wieder eine Herausforderung, "denn ich kann ja nicht einfach ins Goldene Buch malen und dann die Seite rausreißen, wenn's nichts geworden ist." Also braucht auch die Expertin etwas Zeit, um ihren Entwurf zu machen. Und er soll vor allem zum Besuch passen.

Bei Buddy Elias, dem Neffen von Anne Frank, entwarf Katharina Pieper eine Rose, denn kurz zuvor hatte Buddy Elias die neue Züchtung "Anne-Frank-Rose" gepflanzt. Bei dem Ehepaar Rosi Mittermaier und Christian Neureuther sollte ein sportliches Motiv im Vordergrund stehen, bei den Nobelpreisträgern Ada Yonath und Tom Steitz, die nur einige Stunden anlässlich eines Kongresses in Homburg zu Gast weilten, entwarf sie eine "sehr klassische Kalligrafie".

Bei Edith Aron wurde es schwierig, "denn Frau Aron hatte unten auf der Seite unterschrieben, so dass ich Mühe hatte, eine schöne Kalligrafie darunter anzubringen. Drüber schreiben ging nicht, denn der Eintrag muss ja im Mittelpunkt stehen, nicht die Zierde," erzählt Katharina Pieper.

Gerne erinnert sich die Künstlerin an die Saarbrücker Aktion aus dem Jahr 1999, als überall bunte Löwen als Werbeträger für die Stadt herumstanden. Sie sollte den Literatur-Löwen beschriften: "Plötzlich stand ein Mitarbeiter der Stadt vor mir, mit einem weißen Plastik-Löwen auf den Schultern und der Bitte, diesen Löwen ganz schnell in einen Literatur-Löwen zu verwandeln." Dies war für Katharina Pieper eine leichte Übung, "denn Schiftkunst und Literatur hängen eng zusammen, sie haben gemeinsame Wurzeln."

"Wurzeln und Flügel" heißt denn auch Piepers Ausstellung im Wadgasser Zeitungsmuseum, die noch bis zum 2. September zu sehen sein wird. Hier wird die ganze künstlerische Bandbreite der Grafikerin sichtbar, die auf Stoff, Papier, Plexiglas oder auch auf rohen Wänden arbeitet.

Ihre Doppelgarage in Jägersburg dient ihr als Atelier, aber selbst da "quillt alles über". In Katharina Piepers Werk begegnet man häufig Goethe, Schiller, Lao-Tse oder Bettina von Arnim. Schön sind auch ihre wie in Stein gemeißelten Arbeiten in römischen Buchstaben, Lapidarschriften genannt, mit Texten von Ovid. Ihre Kunst vermittelt sie in Kursen in Asien, Finnland und Russland, aber auch in der Limbacher Mühle oder bei Artefix.

Elemente wie Wasser und Feuer, Dichtung und Natur, Orient und Okzident, finden bei ihr auf ungeahnte Weise Eingang in die Schriftkultur. Wer sich einmal darauf einlässt, wird süchtig nach den wunderbaren Farben und Formen ihrer geheimnisvollen und zeitlosen Buchstaben.

Am 18. August um 15 Uhr führt Katharina Pieper persönlich durch ihre Ausstellung im Wadgasser Zeitungsmuseum, Am Abteihof 1-5.

 Grafikkünstlerin Katharina Pieper (r) im Gespräch mit SZ-Redakteurin Christine Maack. Foto: rs

Grafikkünstlerin Katharina Pieper (r) im Gespräch mit SZ-Redakteurin Christine Maack. Foto: rs

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