Tipps fürs Wochenende Umgetopftes Deutschland und getanzte Frauenkraft

Das Saarland hat viel zu bieten in Sachen Kultur und Freizeitgestaltung. Woche für Woche stellen wir an dieser Stelle einige Veranstaltungen vor, die wir in der Redaktion besonders empfehlenswert finden. Und dabei schauen wir auch immer mal über die Grenze.

 Jean-Philippe Kindler gewann vor zwei Jahren die St. Ingberter Pfanne.

Jean-Philippe Kindler gewann vor zwei Jahren die St. Ingberter Pfanne.

Foto: dpa/Birgit Zimmermann

Intelligent lachen. Der Dinosaurier unter den Kabarett-Sendungen geht an diesem Samstag, 22. Januar, zum 284. Mal an den Start. Seit 1973 (!) treten beim SR-Gesellschaftsabend sechs Mal im Jahr Kleinkünstlerinnen und -künstler verschiedener Genres auf. Und egal, wer gerade regiert (früher ja sogar noch von Bonn aus), im SR-Gesellschaftsabend bekommen alle zuverlässig ihr Fett weg. Seit 14 Jahren ist Alfons, der Mann mit dem Puschel-Mikrofon und dem reizenden  französischen Akzent, Gastgeber der Sendung. An diesem Samstag, 22. Januar, kann er wieder illustre Gäste empfangen. Allen voran die schlaue Diplom-Volkswirtin Anny Hartmann (www.annyhartmann.de), die mit spitzer Zunge und wachem Verstand alles kommentiert, was die Politik sich so an mehr oder weniger klugen Dingen ausdenkt. Zum Kringeln dürfte dazu dann auch der Auftritt von Martin Zingsheim werden (https://zingsheim.com). Der spießt mit schöner Beobachtungsgabe allen möglichen und unmöglichen Alltags-Irrsinn auf und hat ein herrlich komödiantischesTalent. Beim Gesellschaftsabend spielt er Ausschnitte aus seinem nigelnagelneuen Programm „normal ist das nicht“. Der Dritte im Bunde ist Fans der St. Ingberter Pfanne wahrscheinlich noch in sehr guter Erinnerung. Jean-Philippe Kindler gewann die nämlich vor zwei Jahren mit seinem ersten  Soloprogramm „Mensch ärgere dich“. Der zungenfertige Poetry-Slammer ist ein Meister des Wortes und ein genau Hinschauer. Die Lebenslügen unserer Gesellschaft kommentiert er in seinem neuen Programm „Deutschland umtopfen“ mit so feinen Sätzen wie diesem: „Es ist doch schön, wenn Sie Ihre Überstunden nicht bezahlt bekommen, denn dafür dürfen Sie Ihren Chef ja „Bro“ nennen…“  www.jeanphilippekindler.com  (bre)

Der Gesellschaftsabend findet am Samstag, 22. Januar, 20 Uhr, im großen Sendesaal, Funkhaus Halberg statt und wird zugleich live auf SR2 Kultur-Radio gesendet. Wer keinen Impfnachweis hat, kann also wenigstens am Radio dabei sein. Karten bei der DRP-Vorverkaufsstelle im „Musikhaus Knopp“, Tel. (0681) 9 880 880, und über www.proticket.de

 Helmut Eisel (Mitte),  Stefan Engelmann (links) und Michael Marx spielen ein Klezmer-Konzert in der Breite 63.

Helmut Eisel (Mitte),  Stefan Engelmann (links) und Michael Marx spielen ein Klezmer-Konzert in der Breite 63.

Foto: Thomas Reinhardt

Klezmer mit Jem. Es gibt ja eigentlich wenig Musik, die keine Seele hat. Aber bei Klezmer hat man das Gefühl, dass es immer noch ein bisschen mehr davon gibt. Und wenn ein Viruose wie Helmut Eisel an der Klarinette ist, dann wird sowieso die ganze Bandbreite der Gefühle angespielt. Der Saarbrücker mit Weltruf gastiert an diesem Freitag, 21. Januar, 20 Uhr, im Kulturzentrum Breite 63 in Saarbrücken-Malstatt im Trio mit seiner Gruppe „Jem“. Mit Michael Marx an der Gitarre und Stefan Engelmann am Kontrabass gibt es eine „KlezFiesta“. Die Musik sephardischer Juden aus dem iberischen Kulturkreis trifft hier auf Klezmer-Traditionals und gut gelaunte Eigenkompositionen. Eine Musik, die genau richtig ist in diesen grauen Wintertagen. (bre)

Karten zu 15 Euro unter Tel. (0681) 59 09 78 99 oder über Internet  www.breite63.de

 Weiblicher Street-Tanz: „Queen Blood“ heißt das stück, das am Donnerstag im Forbacher Le Carreau gezeigt wird.

Weiblicher Street-Tanz: „Queen Blood“ heißt das stück, das am Donnerstag im Forbacher Le Carreau gezeigt wird.

Foto: Carreau Forbach

Frauenpower, getanzt. Der Choreograph Osmane Sy ist erst vor wenigen Wochen im Alter von 40 Jahren gestorben. Er war gerade dabei, eine große Karriere hinzulegen. Sy hat einen überraschenden, originellen Stil-Mix aus Straßenkultur und Clubkultur geschaffen, er kombiniert in seinen Stücken House Dance aus der Clubszene der 80er Jahre mit HipHop. Sein Ensemble Paradox-sal besteht nur aus Frauen, was für Streetdance sehr ungewöhnlich ist. Kritiker loben, dass Sy seine Tänzerinnen nicht nur mit ihrer individuellen technischen Virtuosität inszeniert, sondern die gesamte Gruppe wie ein Corps de Ballet zu einer Gesamtkomposition führt.  Im Stück „Queen Blood“ geht es um das Thema Weiblichkeit beziehungsweise darum, wie jede einzelne der sieben Tänzerinnen sie für sich definiert. In ihren Auftritten mische sich Präszision mit Natürlichkeit, heißt es im Ankündigungs-Text aus dem Forbacher Carreau. Dort hat der zeitgenössische Tanz eine Heimat, und die Auswahl der Stücke und Truppen für die Gastspiele hat selten enttäuscht. (ce)

Tanzstück „Queen Blood“ am 20. Januar, 20 Uhr; www-carreau-forbach.com

Abschiedsbesuch. Das Historische Museum Saar hat im Jahr 2022 viel vor - allerdings kein großes Ausstellungsprojekt, sondern eine Generalüberholung der Ständigen Sammlung. Dass die ergänzt und modernisiert werden muss, ist seit Jahren ein Desiderat und also freuen wir uns drauf. Damit man aber dann, wenn die Neukonzeption eröffnet wird, auch weiß, was sich alles verändert hat, sollte man jetzt nochmal einen ausgiebigen Besuch einplanen. Denn obwohl manche Abteilung ein wenig verstaubt wirkt, ist der Rundgang insgesamt immer wieder lohnend. Auf mehr als 1.500 Quadratmetern wird die Geschichte der deutsch-französischen Grenzregion seit 1870 nachgezeichnet, aus alltagshistorischer Sicht. Was heißt, dass nicht Daten und Verträge im Vordergrund stehen, sondern die Lebenswirklichkeit der Menschen. In die Zeitspanne, die beleuchtet wird, fallen drei Kriege und zwei Volksabstimmungen. Es geht um das Kaiserreich, den Ersten Weltkrieg, die 20er Jahre, den Zweiten Weltkrieg und die 50er Jahre. Außerdem hält das Museum eine Besonderheit bereit, die unterirdische Burg. 500 Jahre Geschichte lassen sich direkt am historischen Ort erleben, 14 Meter unter dem Saarbrücker Schlossplatz wurden Architekturzeugnisse vom 13. bis ins 18. Jahrhundert im Schlossfelsen ausgegraben: Teile der mittelalterlichen Burg, eine Schießkammer aus dem 15. Jahrhundert, Wehranlagen und Kasematten aus der Renaissance, sogar ein im Burggraben errichtetes Ballhaus aus dem 17. und ein Verlies aus dem 18. Jahrhundert. All das lässt sich nicht Open Air, sondern im Museum erwandern. Erlebnis Geschichte, hautnah, ohne Vitrine. (ce)

Geöffnet Di bis So zehn bis 18 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr. www.historisches-museum.org/

 Eine Animation aus der sehenswerten Doku „Anima – Die Kleider meins Vaters“.

Eine Animation aus der sehenswerten Doku „Anima – Die Kleider meins Vaters“.

Foto: Flare Film/Falk Schuster

Das 43. Filmfestival Max Ophüls hat die erste Halbzeit hinter sich – am Mittwoch ist Preisverleihung, danach kann man sich das Programm noch online bis zum Sonntag, 30. Januar, anschauen. Zurzeit aber gibt es noch täglich drei Premieren in den neun Festivalkinos. Ein besonderer Tipp: Am Freitag um 18 Uhr läuft die berührende Dokumentation und Familiengeschichte „Anima – Die Kleider meines Vaters“. Die Filmemacherin Uli Decker macht nach dem Tod ihres Vaters eine erstaunliche Entdeckung, als ihre Mutter ihr dessen „geheime“ Kiste als Erbe aushändigt. Der Inhalt verändert schlagartig ihren Blick auf den Vater, sich selbst, ihre Familie und die Dorfgemeinschaft, in der sie aufwuchs. Diese wahre Geschichte über Familiengeheimnisse, Geschlechterfragen und die Wirrungen der Liebe ist wunderbar gefühlvoll erzählt. (tok)

Nach der Premiere auch online zu sehen unter www.ffmop.de    

 Die Kompagnie HowNow zeigt an diesem Freitagabend im Arsenal in Metz neue künstlerische Formen.

Die Kompagnie HowNow zeigt an diesem Freitagabend im Arsenal in Metz neue künstlerische Formen.

Foto: Janet Sinica

Tanz in Metz. Die Kompagnie HowNow zeigt an diesem Freitagabend im Arsenal in Metz neue künstlerische Formen. In „Instantanés #1 - Folia“ geht es um multidisziplinäre Begegnungen rund um performative Körper. Das Stück ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit der Choreografin Soa Ratsifandrihana. Begleitet werden zwei Tänzerinnen von alten und modernen Instrumenten, gespielt werden die barocken Kompositionen von Marin Marais (1656-1728). Der Abend verspricht ein farbenfrohes Instrumentarium mit Tanz, der sich an Hip-Hop und Zeitgenössisches anlehnt. (sop)

Tanzabend „Instantanés #1 - Folia“ an diesem Freitag im Arsenal (3, Avenue Ney) in Metz, Karten zwischen 8 und 26 Euro. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr und dauert eine Stunde. Mehr unter www.citemusicale-metz.fr

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