Auseinandersetzen mit Trauer und Tod

Urexweiler. "Jeder Mensch muss einmal sterben. Manchmal denke ich auch daran." Sehr nachdenklich formulierte der Schüler der Grundschulklasse 4d in Urexweiler, Jonathan Stahl, diesen Satz. Seine Klassenkameradin Michelle Dupré hakte nach: "Wenn jemand stirbt, dann vergisst man das niemals wieder

 20 Schüler der vierten Klasse befassten sich in der Projektwoche mit den Themen Krankheit, Tod, Sterben und Trauer. Foto: B & K

20 Schüler der vierten Klasse befassten sich in der Projektwoche mit den Themen Krankheit, Tod, Sterben und Trauer. Foto: B & K

Urexweiler. "Jeder Mensch muss einmal sterben. Manchmal denke ich auch daran." Sehr nachdenklich formulierte der Schüler der Grundschulklasse 4d in Urexweiler, Jonathan Stahl, diesen Satz. Seine Klassenkameradin Michelle Dupré hakte nach: "Wenn jemand stirbt, dann vergisst man das niemals wieder." Von einem traurigen Ereignis erzählte Maurice Vogel: "Vor einiger Zeit ist meine Patin gestorben. Manchmal meine ich, sie sei noch da." Auch Paula König hat eine ähnliche Erfahrung gemacht: "Meine beste Freundin ist gestorben. Da musste ich weinen. Daheim habe ich Fotos von ihr hingestellt."Es war ganz ungewöhnlich, dass Kinder in diesem Alter über den Tod nachgedacht haben. Von sich aus hätten sie es vielleicht nicht getan. Aber nachdem sie und weitere 18 Jungen und Mädchen eine Woche lang an dem Projekt "Hospiz macht Schule" teilgenommen und sich mit Krankheit, Sterben, Tod und Traurigsein auseinandergesetzt hatten, kam ihnen das Sprechen darüber leichter über die Lippen. An mehreren saarländischen Schulen hat die Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz bisher mit diesem Projekt Station gemacht. In der vergangenen Woche nun auch in Urexweiler. Angeregt hatte das die Religionslehrerin Stefanie Backes, mitorganisiert die Christliche Hospizhilfe St. Wendel. "Kinder gehen mit dem Tod, der jeden Menschen einmal trifft, oft viel offener um als Erwachsene", sagte Projektleiterin Christa Debrand im Gespräch mit der SZ. "Das habe ich auch in Urexweiler festgestellt vor allem am Ende unseres Projektes."

Zusammen mit den Hospizhelfern Heinz Schlegel, Doris Scheidecker, Lucia Kirsch, Katharina Günther und Conny Scheffler lief es von Montag bis Freitag täglich vier Schulstunden lang nach einem festgelegten Plan, aber dennoch locker und leicht verstehbar und mit vielen Freiräumen für die Gedanken der Kinder.

Jeder Tag hatte sein Leitthema: "Werden und Vergehen", "Krankheit und Leid", "Sterben und Tod", "Vom Traurigsein" und "Trost und trösten". In das jeweilige Tagesthema wurde gemeinsam und immer nach gleichem Muster eingestiegen. Im Klasseraum wurde ein Stuhlkreis gebildet. Die Kinder hörten eine Geschichte oder sahen sich einen Film an. Danach löste sich die große Gruppe auf und teilte sich in fünf kleine mit jeweils vier Kindern. Es folgten je nach Thema Malen, Lesen oder Schreiben und vor allem viele Gespräche mit den Hospizhelfern. Nachdenken und fragen, antworten und Gefühle ausdrücken - alles das wurde den Kindern durch eine entsprechende Atmosphäre leicht gemacht.

Deshalb äußerten sie sich vielfach freimütig über das, was sie in ihrem jungen Leben bisher bewegt hat oder immer noch bewegt. Zum Beispiel: Wielange bin ich traurig, wenn jemand gestorben ist? Wie stelle ich mir den Tod vor? Darf ich auch traurig sein, wenn plötzlich meine Katze nicht mehr da ist? An einem Tag kam ein Arzt in die Schule, den die Kleinen mit vielen Fragen bestürmten. Schnell hatten sie Pantomimen gelernt, mit denen sie Krankheiten und Schmerzen darstellen konnten.

Am letzten Tag besuchten die Eltern die Schule, um sich Bilder, Geschriebenes und Basteleien anzusehen. Auch die Klassenlehrerin Dorothee Henschel war begeistert davon, wie ihre Schützlinge eine Woche lang bei dem nicht alltäglichen Projekt mitgemacht hatten.

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