Aus vier wird doch nicht fünf

Saarbrücken. Unverdrossen hält Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne) Kurs aufs fünfte Grundschuljahr. Gestern noch warb er wortreich im SR-Fernsehen, sprach von "zahlreichen Vorteilen". Da nimmt ihm, weil längst auch die eigene Parteispitze und die übrigen Jamaikaner bloß noch pro forma mitruderten (wir berichteten), die SPD das letzte bisschen Wind aus den Segeln

Saarbrücken. Unverdrossen hält Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne) Kurs aufs fünfte Grundschuljahr. Gestern noch warb er wortreich im SR-Fernsehen, sprach von "zahlreichen Vorteilen". Da nimmt ihm, weil längst auch die eigene Parteispitze und die übrigen Jamaikaner bloß noch pro forma mitruderten (wir berichteten), die SPD das letzte bisschen Wind aus den Segeln. Gestern verkündete SPD-Chef Heiko Maas: "Die SPD-Landtagsfraktion erteilt dem fünften Grundschuljahr eine klare Absage". Das für nächste Woche anberaumte Gespräch mit den Regierungsfraktionen über die zur Verlängerung der Grundschulzeit notwendige Verfassungsänderung sei für die Genossen gegenstandslos geworden. Damit ist Kesslers Grundschulschiff endgültig auf Grund gelaufen. Zwar bliebe der schwarz-gelb-grünen Koalition noch die rechnerische Variante, mit den elf Linken-Stimmen eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag zu organisieren. Politisch aber ist das undenkbar. Eher werden CDU und FDP, deren Anhänger nie sonderlich das fünfte Grundschuljahr schätzten, insgeheim dankbar sein, dass es nun die SPD war, die Kesslers "Irrfahrt" stoppte. So wird man immer sagen können: Die Genossen waren es.Tatsache ist: Das fünfte Grundschuljahr avancierte schnell zum ungeliebtesten Vorhaben in der noch jungen Jamaika-Amtszeit. Dieser anschwellende Unmutsgesang beeindruckte auch die SPD, obwohl sie selbst in Sachen Bildung Kurs auf das längere gemeinsame Lernen nimmt. Und noch im Sommer sagte Maas, eine Zustimmung zur Verfassungsänderung sei nicht grundsätzlich ausgeschlossen.Doch die vielen Gespräche, die SPD-Bildungsexperte Ulrich Commerçon im Lande führte, ergaben ein anderes Stimmungsbild. Dazu forderten SPD-Kommunalchefs, die Einführung des fünften Grundschuljahres angesichts drohender Kosten sofort zu stoppen. Den Schlussstein im Mosaik der Ablehnung setzte vorgestern die SPD-Bildungsdiskussion im Landtag mit Peter Daschner, dem Leiter der Hamburger Bildungsbehörde (siehe unten). "Der Nutzen dieses fünften Grundschuljahres stünde nicht mal ansatzweise im Verhältnis zum belegbaren Nutzen", resümiert Commerçon das Gespräch. Dazu das "heillose Chaos bei Jamaika", ergänzt Maas, "da mussten wir schon im Sinne der Schüler, Eltern und Lehrer sagen, es ist Schluss." Was aber nicht heiße, dass man nun gar nicht mehr mit den Jamaika-Fraktionen über Bildung rede, so Maas. Die Zustimmung der SPD zur Gemeinschaftsschule "ist weiterhin möglich". Wobei die Vorbedingung dafür sei, dass "sie gleichwertig neben dem Gymnasium steht". Leichter allerdings dürften die Gespräche kaum werden. Schon, so Maas, weil "die eigenen Leute Kessler zur Witzfigur gemacht haben."

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