Aus Liebe zum Wasser

Schwalbach. "Bitte nicht vom Beckenrand springen!" Das ist der Satz, den die meisten mit dem Mann in Verbindung bringen, der in Badelatschen am Schwimmbecken entlang läuft. Ein Schwimmmeister macht aber natürlich viel mehr, als nur mit dem Zeigefinger zu wackeln

 Markus André an seinem Arbeitsplatz im Hallenbad in Schwalbach. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Markus André an seinem Arbeitsplatz im Hallenbad in Schwalbach. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Schwalbach. "Bitte nicht vom Beckenrand springen!" Das ist der Satz, den die meisten mit dem Mann in Verbindung bringen, der in Badelatschen am Schwimmbecken entlang läuft. Ein Schwimmmeister macht aber natürlich viel mehr, als nur mit dem Zeigefinger zu wackeln. Schwimmmeister Markus André arbeitet seit über 22 Jahren im Schwalbacher Hallenfreibad, einem Schwimmbad, das nur wenige kennen, das aber unentbehrlich für ansässige Vereine ist.Der 50-Jährige sitzt Tag für Tag an seinem Pult hinter der Glasscheibe neben dem Becken, im weißen T-Shirt über der schwarzen Badehose, mit Socken und Badelatschen. 1978 hatte er seine Ausbildung im Schwalbacher Schwimmbad begonnen, seit 1990 ist er fest angestellt.

Das Schwalbacher Schwimmbad gibt es seit 1966. Seitdem hat es auch den im Saarland einzigartigen Hubboden, mit dem Markus André die Wassertiefe verstellen kann. Das Hallenbad ist nur im Winter geöffnet, hauptsächlich für Schul-Schwimmunterricht. Da es in der Halle nur ein Becken gibt, ist es für Spaßbesucher eher ungeeignet. Größtenteils nutzen Vereine das Bad, Turnvereine, Kneippverein oder das Rote Kreuz.

Wie er es so viele Jahre am selben Wasserbecken ausgehalten hat? "Ich liebe Wasser!", sagt André, "ich wünschte, ich wäre ein Fisch!" Er lacht. Die Liebe fürs Wasser bringt er auch seinen Kindern nahe, seine Tochter hat schon mit drei Jahren ihr Seepferdchen gemacht. "Die ist quasi hier im Schwimmbad aufgewachsen", sagt André. Er selbst war mit drei Jahren schon beim DLRG.

Heute ist er der Mann für die "Security im Schwimmbad", wie er sagt. Er wartet alle Anlagen, Lüftung, Filter und Heizung, muss sich für die Wasserpflege gut mit organischer Chemie auskennen und auch einen Teil der Verwaltungsarbeit erledigen. Er misst den Chlorwert von Hand und muss ihn dreimal täglich kontrollieren, wie auch die Aktivkohlefilter, die im Keller das abgelaufene Oberflächenwasser reinigen. Und muss natürlich darauf achten, dass niemand ertrinkt. "Mir ist in meiner Laufbahn noch nie einer untergegangen", sagt er. Situationen, in denen es ernst wurde, gab's aber schon öfter. Meist sind es Kinder, denen er hinterherspringen muss.

Den Chlorgeruch im Bad nimmt er schon längst nicht mehr wahr. "Das Chlor riecht man übrigens erst dann, wenn das Wasser schmutzig ist", sagt er. "Deshalb sollten vor dem Schwimmen alle gründlich duschen." Bis 1985 herrschte im Schwalbacher Schwimmbad auch strenge Badekappenpflicht.

Freitags ist Warmbadetag, da wird das Wasser auf 31 Grad erhitzt. Dann kommen die älteren Damen zur Wasser-Gymnastik oder zum Aqua-Jogging. "Zum Schwimmen sind 27 Grad am besten", sagt André.

Der Schwimmunterricht macht ihm am meisten Spaß. Um einem Kind das Schwimmen beizubringen, werden nicht nur die Bewegungen geschult. "Man muss das Kind erst mit dem Wasser anfreunden. Dazu muss es darin herumplanschen und vor allem auch mal mit dem Kopf unter Wasser gehen. Sonst kann es zwar schwimmen, wird aber immer Angst vor Wasser haben."

Vom Beckenrand darf man übrigens deshalb nicht springen, weil die Wirbelsäule im Wasser entspannt. "Und dadurch bricht sie viel leichter, wenn jemand aus Versehen draufspringt", sagt André.

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