Auferstehung einer Band-Legende

Großrosseln · Nach 40 Jahren Pause hat sich The Sunset, eine in den 1960er Jahren legendäre Rockband aus dem Warndt, neu zusammengefunden. Am 20. September spielen sie in der Rosseltalhalle – natürlich Hits von damals.

 Comeback nach 40 Jahren: The Sunsets proben in der alten Schule in Großrosseln – von links: Edgar „de Longe“ Reichert, Bernhard „Doc“ Hayo, Michael „Joob“ Bayard, Manfred „Mannée“ Pützer, Rüdiger „Moses“ Sander, Heinz Gassner. Foto: Ruppenthal

Comeback nach 40 Jahren: The Sunsets proben in der alten Schule in Großrosseln – von links: Edgar „de Longe“ Reichert, Bernhard „Doc“ Hayo, Michael „Joob“ Bayard, Manfred „Mannée“ Pützer, Rüdiger „Moses“ Sander, Heinz Gassner. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Es war so Ende der 60er. Die Jugend schwärmte von Paul McCartney und John Lennon, von Mick Jagger und Keith Richards. Meine musikalischen Vorbilder aber hießen: de Joob, de Mannée, de Doc, de Heinz, de Longe und de Moses - oder kurz The Sunset.

Im Gegensatz zu den Superstars der Beatles oder der Rolling Stones kannte ich die Jungs von Sunset persönlich, durfte mit einigen sogar im Schulorchester gemeinsam Musik machen. Allerdings hatten The Sunset für mich eines mit den Beatles und den Rolling Stones gemeinsam: Ich habe sie nie live erleben dürfen. Mit meinen gerade mal zehn Jahren durfte ich noch nicht zum abendlichen Jugendtanz ins Rossler Pfarrheim oder gar zu Beatfestivals. So habe ich mich mächtig gefreut, dass es jetzt, rund 40 Jahre nach dem Ende der Band, ein Comeback gibt. Seit längerem proben die Jungs, mittlerweile gestandene Männer um die 60, für das Revival-Konzert.

"Die Idee dazu hatte Markus Feld vom Jugendorchester. Der kennt jeden einzelnen von uns, aber die Band The Sunset auch nur vom Hörensagen", berichtet Bernhard Hayo, in der Band "Doc" genannt. Der Anlass bot sich mit dem 50-jährigen Bestehen des Jugendorchesters, das aus dem Schulorchester hervorgegangen ist. Der Lehrer Werner Gassner hatte dieses Schulorchester 1963 gegründet. So trifft man sich seit einigen Monaten bis zu dreimal pro Woche zum Üben im Proberaum des Jugendorchesters.

1968 wurden The Sunset gegründet. Manfred "Mannée" Pützer (Gitarre und Gesang), Michael "Joob" Bayard (Schlagzeug), Rüdiger "Moses" Sander (Bassgitarre), Heinz Gassner (Gitarre) und Bernhard "Doc" Hayo (Orgel) waren Schüler des Aufbaugymnasiums Lebach. "Wir hatten kaum Ahnung von Musik, kaum Englischkenntnisse, aber jede Menge Begeisterung", erinnert sich Hayo. Umgeben von vibrierenden Einmachgläsern und schnittfester Raucherluft erklangen die ersten Stücke der Band.

Noten brauchte man nicht. Es reichten die englischen Texte und die Harmonien, die man von 45er Schallplatten abhörte. Das erste Mikrofon wurde von zusammengelegten 15 Mark gekauft, die erste Gesangsanlage aus einer ausgemusterten Mikrofonanlage der Kongresshalle zusammengebaut.

Einer der großen Förderer der Band war der vor drei Jahren verstorbene Pastor Konrad Pissarsky. Er war Initiator des so genannten Jugendtanzes im Pfarrheim und ließ The Sunset dort auftreten. "Er hat sogar einmal die Glocken läuten lassen, weil eine viertel Stunde vor Beginn der Saal noch nicht voll war", berichten die Bandmitglieder lachend.

The Sunset machten sich schnell einen Namen. Auftritte im ganzen Saarland folgten. "Die Beatmusik lief aber so ab 1972 aus, und das war dann auch schleichend das Ende von The Sunset", sagt Hayo. Zudem beendeten die Bandmitglieder dann auch alle ihr Studium. Einige, wie Gassner, Sander und Edgar "de Longe" Reichert, der später zur Band gekommen war, machten mit der "Happy Music" weiter, Hayo leitet den Gemischten Chor Karlsbrunn, betreibt einen Musikverlag und hat nicht zuletzt das Streicherprojekt an der Grundschule Geislautern ins Leben gerufen.

The Sunset aber verschwanden - und tauchen jetzt wieder auf, allerdings mit der Technik von heute. "Aweer enns iss geblieb. Bevor's losgeht macht man sich die Hänn om Kabel dreckisch", sagt Hayo schmunzelnd. "Ruby Tuesday" von den Rolling Stones ist an diesem Abend das erste Lied, das geprobt wird. "Der Bass war zu laut, die Querflöt' muss besser rauskumme", meint Leadsänger Pützer. Und so werden einzelne Stellen des Songs immer wieder geprobt, bis sie sitzen.

Bei "Do it Again" hapert es noch schwer, es fehlen ganze Teile. "Bis Donnerstag habe ich mein Solo fertig", kündigt Heinz Gassner an.

Musikalisch sind The Sunset immer noch meine Idole. Vor allem kann ich sie jetzt live auf der Bühne erleben, im Gegensatz zu den Beatles.

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Auf einen BlickDas Konzert von The Sunset: Freitag, 20. September um 20 Uhr in der Rosseltalhalle. Karten zum Preis von fünf Euro gibt es bei den Bandmitgliedern und beim Schuhschnelldienst Hümbert in der Ludweilerstraße, Großrosseln. 45 Titel haben The Sunset für ihr Revivalkonzert einstudiert, weitgehend originalgetreu, aber mit eigenen Arrangements. "Somebody help me", "Ballad of Jonny and Yoko", "Apache", "Surfin' USA", "Born to be wild", "Daydream Believer" - alle diese großen Hits aus den 60er Jahren werden von The Sunset gespielt. wd

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