Auf feierlicher Mission

St. Wendel · Missionare gehen hinaus in die Welt und erleben ungewöhnliche Situationen. Davon erzählten Priester und Missionare in der Missionshaus-Kirche. Anlass dieser Zusammenkunft war das Jubiläum der Priesterweihe oder des Gelübdes.

St. Wendel. Die heilige Messe in der Missionshaus-Kirche am Sonntagmorgen stand im Zeichen von Ehrentagen. 21 Priester und Brüder der Steyler Missionare begehen in diesem Jahr das Jubiläum ihrer Priesterweihe oder ihres Gelübdes und wurden dafür gewürdigt. Der Gottesdienst wurde von dem Münchner Ordenspriester Thomas Heck gehalten. "In meiner Predigt habe ich das Engagement in Treue der Jubilare betont", sagt Heck. Der Illinger Chor Amicus Canti hat die Messe musikalisch begleitet, genau wie Heck selbst: "Seit vier Jahren spiele ich Klangbaum, ein Instrument aus dem asiatischen Raum." Mit seinem Musikgerät hat der gebürtige Köllerbacher, der eigens für diesen Tag von München anreiste, unter anderem einen Psalm gespielt. Der 45-Jährige ist im Provinzrat der Missionare. Dieser leitet die Geschäftsbelange aller in Deutschland lebenden Steyeler. "Man hat bei mir angefragt, ob ich die Messe halte, und ich bin gekommen", erzählt Heck.

Von den 21 Geehrten waren aus Zeitgründen nur 14 da. Darunter Werner Bach. Vor 50 Jahren wurde er zum Priester geweiht. "Mit 18 habe ich eine Ausbildung zum Banker abgeschlossen", erinnert sich der 79-Jährige. Unverhofft habe er dann einen anderen Weg eingeschlagen: "Mein bester Freund wurde in St. Wendel Ordensbruder. Ich hatte also gute Kontakte hier." Zunächst war sein Plan, in den Orden einzutreten. Seine Mitbrüder überzeugten ihn, Priester zu werden.

Danach musste sich Bach entscheiden, wohin er als Missionar geschickt werden soll. "Ich sprach schon damals gut französisch und hatte die Wahl zwischen Kanada, Togo und dem Kongo. Ich ging in den Kongo", sagt Bach. 37 Jahre blieb er dort, baute mit Ordensbrüdern ein Bibelzentrum auf. Bach: "16 Jahre haben wir die Bibel in die afrikanische Sprache Kikongo übersetzt." Die Geburtswehen des Kongos nach Ende des Kolonialismus hat er auch mitbekommen. "Die Leute fragten uns: Was ist Demokratie? Ist das ein Mann oder eine Frau?", erinnert sich Bach. Er sei davon überzeugt, dass die Unabhängigkeit des Landes zu früh kam. Das Land sei sechs Mal so groß wie Deutschland und nach Meinung des Priesters unregierbar. Daher höre man immer wieder von Unruhen in diesem afrikanischen Staat.

Auch habe einmal ein Kindersoldat seine Waffe auf ihn gerichtet. "Ich habe innerlich bereits abgeschlossen", denkt Bach an den kritischsten Moment in seinem Leben zurück. Abgedrückt hat das Kind nicht. Kurz darauf habe er den Jungen wiedergetroffen, und gefragt, warum er nicht geschossen habe. Dieser konnte keine Antwort geben. In seiner Zeit habe der Priester die ganze Welt gesehen, doch in Afrika gefalle es ihm am Besten. "Mir ist es am wichtigsten, die Menschen so zu respektieren, wie sie sind. Zuerst den Mund zu behalten und Augen und Ohren öffnen", beschreibt er seine Einstellung. Seine Wahl, Priester zu werden, habe er kein einziges Mal bereut.

Sebastian Otte ist seit 60 Jahren Ordensbruder. An den Anlass im Jahr 1952, Missionar zu werden, könne er sich nicht mehr erinnern. Der 81-Jährige war in Ghana, Brasilien, Kolumbien und Angola. Nun freut sich der gebürtige Recklinghauser auf seinen Ruhestand in St. Wendel: "Den habe ich mir auch verdient." "Die Wahl, Priester zu werden, habe ich kein einziges Mal bereut."

Werner Bach

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