Auf der wilden Seite des Lebens

New York · Mit seiner Band „The Velvet Underground“ wurde Lou Reed in den 60er-Jahren weltberühmt. Ihre Musik war düster, experimentell und rebellisch. Als Solo-Künstler feierte Reed 1972 mit „Walk on the wild Side“ einen seiner größten Erfolge.

 Rockerlegende Lou Reed 2007 in Sydney. Archivfoto: Mick Tsikas/dpa

Rockerlegende Lou Reed 2007 in Sydney. Archivfoto: Mick Tsikas/dpa

Er hat fünf Jahrzehnte der Rockmusik mitgeprägt - am Sonntag starb der Sänger, Gitarrist und Songwriter Lou Reed in New York. Die Ursache blieb zunächst unbekannt, allerdings hatte sich der Künstler erst im Mai einer Lebertransplantation unterzogen.

Lewis Allan Reed wurde 1942 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren. Nach dem College arbeitete er als Songwriter bei dem Label Pickwick Records. Mitte der 60er Jahre freundete sich Reed mit dem Avantgarde-Musiker John Cale an, die beiden taten sich zu der Band "The Primitives" (später "Warlocks") zusammen. Mit Gitarrist Sterling Morrison und Schlagzeuger Maureen Tucker war die Rockband "The Velvet Underground" geboren. Andy Warhol produzierte das Debüt seiner Schützlinge, die sich daran machten, den Rock'n'Roll zu revolutionieren. Ihre Texte drehen sich um Drogensucht, häusliche Gewalt, Sadomasochismus und bohemienhaften Lebenswandel. Doch 1970 war nach vier Alben Schluss mit den Velvets - Lou Reed ging in England neue Wege. Seine Solo-Karriere sollte viele Jahrzehnte andauern.

1972 veröffentlichte der Musiker das kommerziell erfolgreiche Glamrock-Album "Transformer". Es wurde von David Bowie produziert und enthielt den Rockklassiker "Walk on the wild Side". Reeds unvergleichliche Stimme, der verzerrt-wuchtige Gitarrensound und die bitterbösen Texte um Sex, Drogen und Rock'n'Roll schlugen bei den Fans ein. Und sowieso bot sein Lebenswandel mit exzessivem Drogenkonsum und zweifelhafter sexueller Identität den Stoff, um zum Mythos des Underground-Rock zu werden. Dann in den 80ern wurde Reed "milder und umgänglicher", wie das amerikanische Rolling Stone Musikmagazin schreibt. Er heiratete und legte mit "The blue Mask" ein weiteres sehr gutes Album hin. 1991 nahm er mit seinem alten Bandkumpan JJ Cale "Songs for Drella" auf. Drei Jahre später taten sich die Mitglieder von "The Velvet Underground" für einige sehr erfolgreiche Auftritte in Europa wieder zusammen.

Für Umwelt und Gesellschaft hatte sich der vielseitige Musiker seit der Jahrtausendwende engagiert. 2009 fand Reed schließlich den Einzug in die Rock and Roll Hall of Fame. Vor zwei Jahren veröffentlichte er mit Metallica "Lulu", sein letztes Album. Die Arbeit des Rock-Pioniers mit der Metal-Band wurde von Kritikern aber als Mainstream-Rock gesehen.

Die Todesnachricht vermeldete gestern das Rolling Stone mit als eines der ersten Medien. Schon 1987 hatte Lou Reed einem Reporter des Rolling Stone gesagt: "Wenn man all dies als Buch sieht, jede Platte ein Kapitel, gibt das meinen großen amerikanischen Roman ab".

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