Auf der Suche nach der Perfektion"Golf ist kein Sport mehr alleine für die Elite"

Saarbrücken. Wie überall im Leben geht es auch im Golf primär darum, sein Handicap zu verringern. Oder einfacher gesagt: Wie überall versucht der Mensch, auch im Golfspiel die Perfektion zu erreichen. Woran er natürlich letztlich scheitern muss, da es gerade dort das "perfekte Spiel" nicht gibt. Das weiß Patrick Herresthal nur allzu genau

Saarbrücken. Wie überall im Leben geht es auch im Golf primär darum, sein Handicap zu verringern. Oder einfacher gesagt: Wie überall versucht der Mensch, auch im Golfspiel die Perfektion zu erreichen. Woran er natürlich letztlich scheitern muss, da es gerade dort das "perfekte Spiel" nicht gibt. Das weiß Patrick Herresthal nur allzu genau. Aber genau damit beschreibt der 33-jährige Saarbrücker auch die Faszination seiner Sportart: "Ein Golfspieler kann eine Runde mit 18 unter Par spielen - also an jedem Loch einen Schlag weniger als der Standard - und er wird immer noch unzufrieden sein und sagen: 'Da hätte ich noch einen Schlag besser spielen können'. Am nächsten Tag spielt er 15 Schläge schwächer, weil es regnet, und er wird zufrieden sein. Im Golf ist jeder Platz, jedes Loch, ja jeder Schlag anders als der vorherige."Herresthal gilt mit seinem "Handicap eins" als bester saarländischer Golfer. Als Amateur hat er es schon sehr schwer, diese Leistungsstärke zu halten. "Man muss das ständig bestätigen - und wenn man nicht spielt, erhöht sich das Handicap automatisch", sagt er. Zumindest dies ist in einer Sportart, die sich immer mehr der breiten Masse öffnet, noch eine Kostenfrage. "Um als Profi anzufangen, braucht es schon etwas Geld. Startgebühren, Reisen und so weiter sind schon recht hoch. Zudem ist es dann schwer, mit diesem Druck umzugehen, nun Preisgeld gewinnen zu müssen, um weiterspielen zu können. Und Sponsoren, die einem Spieler unabhängig von Ergebnissen die Tour ermöglichen, sind rar gesät."Auch deshalb hat Herresthal den Sprung zum Profi nie gewagt. Erreicht hat er dennoch Einiges. Gerne erzählt er von seinem "Hole-in-one", einem direkt eingelochten Ball. Das gelang ihm auf seiner Heimatanlage auf dem Websweiler Hof in Homburg. "Das war ein Par 4 über 285 Meter. Eigentlich nicht geeignet für so etwas, zumal es etwas um die Ecke ging. Ich habe abgeschlagen und danach haben wir den Ball einfach nicht gefunden - eben weil er ins Loch gerollt war."Dabei stand er erst im Alter von 17 Jahren zum ersten Mal auf dem Golfplatz. Sein Vater Dietmar hatte ihn überredet. "Ich habe gefragt: Was soll ich denn da? Aber nach einer halben Runde hat mich der Trainer gefragt, ob ich nicht gleich die Platzreife machen will", erinnert sich Herresthal. Und auch daran, dass sein Vater deshalb kurzzeitig ziemlich ärgerlich wirkte: Denn was sein Sohn bereits an einem Nachmittag schaffte, gelang dem Vater erst nach drei Monaten.Seitdem befindet sich auch Herresthal auf der Suche nach der Perfektion, die es nicht geben kann. "Tiger Woods ist so einer, der in Topform nahezu perfekt spielt. Aber wie man gesehen hat, ist er auch nur ein Mensch", sagt der 33-Jährige. Realistische Ziele hat Herresthal aber immer noch: "Einmal in der Ersten Liga spielen wäre schön." Und der größte Traum? "Das wäre eine Golfrunde mit Tiger Woods - schön entspannt." Saarbrücken. Mit dem Vorurteil, Golf sei ein Sport der Reichen, ist dem Phänomen dieser Tage nicht mehr beizukommen. Denn - und darauf legt Christoph Stöhr großen Wert - Golf sei kein Sport mehr alleine für die Elite. "Unser Sport ist mittlerweile für viel mehr Leute finanzierbar", sagt der Präsident des Golfverbandes Saarland. Zudem sei Golf früher mehr ein gesellschaftliches Ereignis gewesen, heute gewinne mehr und mehr die sportliche Komponente an Gewicht. Nicht zuletzt dank eines Superstars wie Tiger Woods. "Von der Technik und der Koordination her gesehen ist Golf recht schwer. Ich vergleiche es da gerne mit Stabhochsprung. Und trotzdem übt er eine unglaubliche Faszination aus", sagt Stöhr. Die Nachfrage sei ebenfalls groß, wie die Mitgliederzahlen der vergangenen Jahre beweisen. Im Saarland gibt es (Stand Ende 2009) knapp 3600 in Vereinen organisierte Golfspieler. Im Jahr 2000 waren es noch 2200. Deutschlandweit gibt es rund 600 000 Spieler, dreimal so viele wie noch 1993. "Golf öffnet sich in alle Richtungen", sagt auch Jens Werner (Foto: SZ), Geschäftsführer im Landesgolfverband Rheinland-Pfalz/Saar. Vereine wie die Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) bauen Einstiegsbarrieren ab: Wer dort Mitglied ist, ist nicht an einen Golfclub gebunden, sondern kann so auf jedem Platz gegen Zahlung der jeweiligen Gebühr spielen und spart damit die ohnehin bereits größtenteils stark gesunkenen Aufnahme- und Mitgliedsbeiträge. Selbst die Ausrüstung ist mittlerweile erschwinglich: "Sie bekommen schon für zwei-, dreihundert Euro eine komplette Ausrüstung, die völlig ausreicht", sagt Stöhr. Auf Jugendliche übt der Golfsport offenbar ebenfalls eine steigende Faszination aus: Mittlerweile sind im Saarland etwa zehn Prozent der Mitglieder von Golfclubs unter 18 Jahre alt. "Das deckt sich mit den deutschlandweiten Zahlen und liegt mitunter an Programmen wie 'Abschlag Schule', die Golf als Schulsport etablieren wollen", sagt Werner. Der Hintergrund: Ab 2016 (Rio de Janeiro) ist Golf wieder olympisch.Golf im Internet: Saarländische Vereine:www.golfclub-saarbruecken.dewww.golfclub-katharinenhof.dewww.golfsaar.dewww.golfpark-heidehof.dewww.golfpark-weiherhof.dewww.golfclub-stwendel.dewww.vcg.de (Verein clubfreier Golfspieler)www.golf.de (Seite des Deutschen Golfverbandes)www.lgv-rps.de (Golfverband Rheinland-Pfalz/Saar)

AUF EINEN BLICKIm Saarland gibt es sechs Golfvereine. Vier sind gemeinnützige Mitglieder im Regionalverband Saar: Der Golfclub (GC) Saarbrücken, der GC Katharinenhof Gersheim, der GC Homburg Websweiler Hof und der GC Heidehof Nohfelden. Die Golfclubs Golfpark Weiherhof Nunkirchen/Wadern und der Golfpark Wendelinus St. Wendel sind als Betreibergesellschaften Mitglieder des Hauptverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland.Mit 1048 Mitgliedern (Stand: März 2010) ist Saarbrücken größter Verein, dahinter folgen Homburg (797), Katharinenhof (679), St. Wendelinus (444), Weiherhof (359) und Heidehof (271). sprZur PersonPatrick Herresthal, 33, ist gebürtiger Saarbrücker, wohnt nun in Stiring-Wendel und ist einer der erfolgreichsten Amateur-Golfer in der Region. Der gelernte IT-Systemkaufmann studiert zurzeit Golf-Betriebsmanagement. Mit dem GC Heddesheim spielt er seit 2004 in der Zweiten Bundesliga. Ebenfalls seit 2004 steht er mit Vereinskollege Eric Kirchner im Guiness-Buch der Rekorde: Innerhalb von 24 Stunden hatten beide sechs Golfplätze in sechs Ländern bespielt. spr

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