Auf der Grenze kommen Heimatgefühle auf

Otzenhausen. Gut 50 Gäste hatten sich eingefunden, um in der Europäischen Akademie Otzenhausen "Die Leidinger Hochzeit" zu feiern

Otzenhausen. Gut 50 Gäste hatten sich eingefunden, um in der Europäischen Akademie Otzenhausen "Die Leidinger Hochzeit" zu feiern. Wenn auch echte Brautleute fehlten, wurde die Veranstaltung trotzdem ein Fest, das mit dem Original-Hochzeitsmenü abschloss: Nach der Begrüßung durch den Hausherrn, Arno Krause, las nämlich Alfred Gulden, freier Autor und Filmemacher, aus seinem preisgekrönten Roman "Die Leidinger Hochzeit". Schauplatz: das Dorf Leidingen, getrennt durch die deutsch-französische Grenze, die mitten durch's Dorf geht. Dreh- und Angelpunkt: eine Hochzeit, die Menschen aus Deutschland und Frankreich zusammenbringt, Alte und Junge, und den Leser an ihren Lebensgeschichten teilhaben lässt. Lebensgeschichten, die auch beispielhaft für die Menschen in unserer Region stehen.Ausschnitte aus der Lebenswelt im echten Dorf Leidingen zeigte der anschließende und ebenfalls preisgekrönte Film "Grenzfall Leidingen" aus dem Jahr 1983: Grenzen, die ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr überquert werden dürfen, Bauern, die ihre Felder trotz bürokratischer Hürden beiderseits der Grenze bestellen, und dergleichen mehr. Hoffnungen, aber auch Ängste der Menschen vor dem, was die Zukunft bringen könnte und was heute Realität ist: dass man irgendwann einmal problemlos die Grenze überschreiten könnte, vielleicht mit dem gleichen Geld auf beiden Seiten bezahlen. "Am helllichten Tag, mitten auf der Straße, hab ich die Grenze gefunden. Was hat die da verloren?", so der Abspann des Films, der den Betrachter nachdenklich zurücklässt.

Dabei ist Gulden, wie er im Gespräch betont, keinesfalls der Verfechter einer Grenzenlosigkeit: "Grenzen sind etwas Fundamentales für Menschen, denn es gibt auch welche, die nicht überschritten werden dürfen", zum Beispiel im zwischenmenschlichen Bereich. Und so kommt es darauf an, den richtigen Umgang mit ihnen zu finden: "Zwischen den Grenzen ist ein Niemandsland, das es zu besetzen, wo es Kultur zu machen gilt.

Eines ist in diesem Sinne für Alfred Gulden, Heimatdichter und Kosmopolit, ganz klar: "Nur auf der Grenze bin ich zu Haus". red

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