Auf den Spuren von General Blücher

St Wendel · Heutzutage genießen die Gäste im einstigen Haus der Familie Cetto in der Nähe des Doms ein Eis. Früher suchten sie hier Unterschlupf. Johann Carl Cetto beherbergte Anfang des 19. Jahrhunderts sowohl französische als auch preußische Generäle. Denn politisch hielt sein Fähnchen gerne in den Wind.

 Hier hat einst Johann Carl Cetto gewohnt. Fotos: palermo

Hier hat einst Johann Carl Cetto gewohnt. Fotos: palermo

Eine unscheinbare Metalltafel ziert die Hauswand des heutigen Eiscafés in der Altstadt St. Wendel. Darauf steht in goldener Schrift geschrieben, was sich vor genau 200 Jahren auf dem Backsteinpflaster um die Wendelinusbasilika zugetragen haben soll.

Zur damaligen Zeit war das Haus im Besitz der italienischen Familie Cetto. Johann Carl Cetto, der 1803, unter französischer Herrschaft, zum "Maire de la ville", also zum Bürgermeister, gewählt wurde, durfte sich zehn Jahre später zusätzlich mit dem Titel "Ritter der Ehrenlegion" schmücken. Der einflussreiche Mann bot den französischen Generälen, die mit ihren Truppen in St. Wendel stationiert und auf der Flucht vor preußischen Husaren waren, Unterschlupf in seinem Haus inmitten der Altstadt. Nach Abzug der französischen Patrouille kündigten sich am 6. Januar 1814 Prinz Wilhelm von Preußen und wenig später auch Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher an. Auch dem vermeintlichen Feind stellte er seine vier Wände als Hauptquartier für die Nacht bereit.

Cetto, so sagt der St. Wendeler Stadtführer Roland Geiger, sei wie ein "Fähnchen im Wind" gewesen. Nachdem Napoleon besiegt worden sei, habe er sich mit den Preußen verbündet. Auch bis in die coburgische Zeit hinein blieb er Bürgermeister der Stadt und passte sich den politischen Gegebenheiten einfach an.

Die Tafel, die stolz verkündet, dass der spätere König von Preußen in diesem Haus gastiert hat, wurde mit großer Wahrscheinlichkeit vom Hausherren selbst montiert. Außerdem erinnert die Plakette an die Rede von Blüchers, der am 9. Januar 1814 auf dem Marktplatz verkündete, dass der Handel zwischen den Bewohner des Saar-Départements und dem rechten Rheinufer wieder freigegeben war.

 Diese Metalltafel an dem einstigen Wohnhaus von Cetto erinnert an historische Gäste.

Diese Metalltafel an dem einstigen Wohnhaus von Cetto erinnert an historische Gäste.

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Hintergrund Während der Revolutionskriege von 1792 bis 1802 besetzten französische Truppen den linksrheinischen Raum. Der Rhein wurde in der damaligen Zeit zur Staatsgrenze. 1798 wurde von den Franzosen das Saar-Département eingerichtet, zu dem auch das Kanton St. Wendel gehörte. Nach Beschluss des Wiener Kongresses im Jahre 1815 kam das Gebiet um St. Wendel in den Besitz von Ernst von Sachsen Coburg-Saalfeld, der es in "Fürstentum Lichtenberg" umbenannte. 1934 trat er das Fürstentum an das Königreich Preußen ab. gia

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