Auf den Spuren alter Geschichten

Kirkel/Rubenheim

Kirkel/Rubenheim. Was auf den ersten Blick anmutet wie ein cleverer Schachzug, um die Wandergemeinde Kirkel um eine Attraktion reicher zu machen, fußt auf einem Projekt, das seit rund einem Jahr läuft: Seit Januar 2009 ist Thomas Marx aus Altstadt im Auftrag des Kirkeler Heimat- und Verkehrsvereins unterwegs, um den Sagen in Kirkel auf die Spur zu kommen - in enger Zusammenarbeit mit dem Volkskundler Gunter Altenkirch aus Rubenheim, der für die wissenschaftliche Unterfütterung der Sagengeschichten verantwortlich zeichnet. Aus Marx' Detektivarbeit und Altenkirchs Fachwissen soll ein Kirkeler Sagenbuch werden. Die Sagen-Wanderung am kommenden Samstag ist dabei die Ouvertüre für dieses Projekt. "Das Ganze geht auf eine Sendung des Saarländischen Rundfunks im Sommer 2008 zurück", skizzierte Otwin Wentz, der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins, die Anfänge der Suche nach Kirkeler Sagen. "Damals ging es um das Thema 'Sagenhaftes Saarland'". Dabei sei ihm, so Wentz, die Idee gekommen, ein solches Sagenbuch zu erstellen. Ein Aufruf nach tatkräftigen Helfern für dieses Unterfangen brachte Thomas Marx ins Spiel. Der hatte schon zuvor einen guten Kontakt zum Volkskundler Altenkirch - das Team war damit perfekt. Seitdem ist Marx als "Feldforscher" in der Region unterwegs, immer auf der Suche nach Menschen, die sich an Sagen erinnern können. Dabei müssen sich Marx und Altenkirch einigen Herausforderungen stellen, denn "oft sind es nur einzelne Fragmente, die uns zur Verfügung stehen, um eine Sage aufzuzeichnen", so Marx. "Oft ist es sogar so, dass sich in einer Sage Teile von anderen verbergen. Es geht also wirklich darum, in jeder Zeile, in jedem Wort nach Bedeutungen und Verweisen zu suchen." Und noch etwas macht die Arbeit nicht leicht: Die, die noch um die alten Sagen wissen, werden immer weniger. In Interviews mit Kundigen arbeitet sich Marx an die Sagen heran, schreibt sie nieder und leitet sie an Gunter Altenkirch zur Bewertung weiter. So haben die beiden schon einiges zusammengetragen, einen Teil der Ergebnisse wird Marx bei der Sagenwanderung zum Besten geben, so die Geschichte des Totenpfuhls. Hier sollen vor 500 und ein paar mehr Jahren Limbacher Hochzeitsgäste auf dem Rückweg von einer Feier in Kirkel in der Nacht mit ihrer Kutsche in einem Sumpfloch versunken sein - noch heute, so sagt man, würden deren Geister im November dort ihr Unwesen treiben. Um solche und andere Sagen zu erforschen, benötigt es auch weiterhin der Hilfe der Kirkeler. Otwin Wentz: "Wer etwas weiß, der kann sich gerne bei uns melden." Teilnahme an der Wanderung nur nach Voranmeldung bei der Geschäftsstelle des Heimat- und Verkehrsvereins, Telefon (06841) 80 98 20. Start ist um 14 Uhr am Naturfreundehaus, von dort aus geht es unter anderem zum Frauenbrunnen, zur Holler-Burg, zum Totenpfuhl und zur Silbersandquelle.Meinung

Wandern mit dem Zauberhut

Von SZ-RedakteurinChristine Maack Wandern liegt im Saarland schon seit einigen Jahren voll im Trend. Vor allem die Region um Merzig und Losheim hat sich hier bundesweite Verdienste erworben, denn die Auszeichnung "schönster Wanderweg Deutschlands" ging mehrfach dorthin. Einzig der Saarpfalz-Kreis kann angesichts dieser Konkurrenz wacker dagegen halten, es gibt als Aushängeschilder fürs "Prämiumwandern" bei uns den Jakobsweg, die Kirkeler Tafeltour und neuerdings den Hüttenweg. Denn einfach "nur so" durch den Wald latschen genügt nicht mehr, die "Dramaturgie" des Weges muss stimmen: Bäche, Wiesen, Felsen müssen sich abwechseln; Gäste suchen den Erlebnisfaktor. In Kirkel hat man mit diesen Ansprüchen kein Problem, die Natur ist ja da. Und wenn es obendrein noch Sagen gibt, erblickt man neben der bekannten Tafeltour-Kochhaube wohl künftig auch einen Zauberhut als Wegweiser an den Bäumen.

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