Auf den Spicherer Höhen raucht's

Spichern. Unter seiner Pickelhaube schwitzt er. Zum Beweis nimmt Frank Zelosko sie ab und zeigt eine schweißnasse Stirn. "Was wir darstellen, sind auch die Leiden eines Soldaten aus der damaligen Zeit. Das sommerliche Wetter heute verstärkt das noch", sagt Zelosko

 Die Schlacht von Spichern - nachgestellt von deutschen und französischen Historienvereinen. Foto: bub

Die Schlacht von Spichern - nachgestellt von deutschen und französischen Historienvereinen. Foto: bub

Spichern. Unter seiner Pickelhaube schwitzt er. Zum Beweis nimmt Frank Zelosko sie ab und zeigt eine schweißnasse Stirn. "Was wir darstellen, sind auch die Leiden eines Soldaten aus der damaligen Zeit. Das sommerliche Wetter heute verstärkt das noch", sagt Zelosko. Er ist Mitglied in der "Interessengemeinschaft Darstellung des alten Heeres bis 1918" war vier Jahre Zeitsoldat und Stabsunteroffizier bei der Bundeswehr. Von Mosbach bei Heidelberg ist er am Wochenende ins lothringische Spichern zur Nachstellung der Schlacht vom 6. August 1870 gereist. Zwei Tage verkörpert er einen Vize-Feldwebel des ersten badischen Leibgrenadier Regiments 109.

Am Nachmittag haben sich hunderte Schaulustige am abgesperrten Schlachtgelände vor dem Spicherer Hochkreuz postiert. Nach offiziellen Angaben verfolgten am Samstag und Sonntag insgesamt rund 6000 Zuschauer das Spektakel.

Jäh krachen die Kanonen. Stroh wird hoch in die Luft gewirbelt, damit es aussieht, als sei auch tatsächlich eine Granate eingeschlagen. Ascheteilchen regnen auf die Zuschauer hinter der Absperrung nieder. Im Minuten-Takt werden die Kanonen mit dem Knallstoff nachgeladen. Etwa 150 Akteure von 13 französischen, deutschen und tschechischen Reenactment-Gruppen schießen aufeinander mit Platzpatronen, rennen vor und zurück, gröhlen lautstark und fallen zu Boden als seien sie angeschossen worden. Nach einer knappen Stunde ist die Schau-Schlacht vorüber. Hinter dem Absperrband wird applaudiert. Die traurige Bilanz der Schlacht vor 140 Jahren: In den Reihen der französischen und preußischen Truppen gab es 1000 Tote. Mehrere Tausende wurden verletzt.

Frank Zelosko hat unterhalb des Restaurants Woll einen Stand aufgebaut, wo er allerlei militärische Ausrüstungsgegenstände und Zubehör wie Gewehre und Dienstabzeichen präsentiert und verkauft. Als Kriegsverherrlichung will er das Nachstellen der Schlacht auf dem Spicherer Berg nicht verstanden wissen. Auch Brigitte Drescher und ihr Ehemann, die das Schlachten-Schauspiel als Zuschauer verfolgt haben, finden nicht, dass hier der Krieg und das Töten glorifiziert werde. Im Gegenteil: Mit dem Schauspiel werde ja auch an die Gräuel des Krieges erinnert. Eine der sechs Kanonen, die auf dem einstigen Schlachtfeld stehen, ist übrigens Eigentum der Dreschers. Sie haben sie bei einer Auktion in Saarbrücken ersteigert - und für das Schlachten-Schauspiel zur Verfügung gestellt.

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