Auf Außenseiter zugehen

Dillingen. "Die Betroffenheit in unserer Klasse war sehr groß, vor allem weil der Täter und die Opfer in etwa in unserem Alter waren", berichtete Laura, 18, vom Albert-Schweitzer-Gymnasium gestern in Dillingen

 Der Amoklauf von Winnenden war das Thema des Tages am Albert-Schweitzer-Gymnasium Dillingen auch für (von links) Antoine, Jessica, Eva, Laura M. und Fabian. Foto: Julia Backes

Der Amoklauf von Winnenden war das Thema des Tages am Albert-Schweitzer-Gymnasium Dillingen auch für (von links) Antoine, Jessica, Eva, Laura M. und Fabian. Foto: Julia Backes

Dillingen. "Die Betroffenheit in unserer Klasse war sehr groß, vor allem weil der Täter und die Opfer in etwa in unserem Alter waren", berichtete Laura, 18, vom Albert-Schweitzer-Gymnasium gestern in Dillingen. Die Schülerin kann noch nicht glauben, was Mittwoch an einer Realschule passiert ist, vor allem, wenn sie bedenkt, dass so etwas eigentlich an jeder Schule vorkommen könnte: "Ich habe das Gefühl, dass das alles immer näher kommt, USA, dann Thüringen und jetzt Baden-Württemberg."

Eva, 18, meinte: "Das Schlimme ist, dass der Tag für die Eltern und Kinder in Winnenden ganz normal begonnen hat, so wie jeder Schultag bei uns auch, aber dort sind die Kinder abends nicht mehr heimgekommen". Mit Angst gehen die Jugendlichen jetzt zwar nicht in die Schule, aber der Amoklauf hat wieder einmal gezeigt, dass solche Dinge schwer vorauszusehen sind.

Alle fragen sich nun, wie ein 17-jähriger Junge so eine unvorstellbare Tat begehen kann. "Ich habe gehört, dass die Eltern des Täters geschieden waren, vielleicht hatte er keinen familiären Rückhalt", denkt Schüler Fabian, 19. Laura glaubt an einen Zusammenhang mit Killer-Computerspielen, die auch von dem Täter gespielt wurden. "Manche bekommen während des Spielens das Gefühl, dass man umbringen kann, wen man will, und wenn man das Spiel neu startet beginnt alles von vorne. In der Realität ist das aber nicht so. Da bleiben die Leute tot", sagt sie.

Ein Vorwurf ist der Schule nach Meinung der Schüler nicht zu machen. Dazu sagt Fabian: "Der Typ war ja schon eineinhalb Jahre nicht mehr da. Was hätten sie also ausrichten können?" Antoine, 18, sieht die Gründe eher darin, dass der Täter von seiner Umwelt nicht wahrgenommen wurde.

Kontrollen nicht geeignet

Was man tun kann, um so etwas in Zukunft zu verhindern, interessiert nun natürlich nicht nur Politiker, Lehrer und Eltern, sondern auch die Schüler. Einige wünschen sich stärkere Sicherheitsmaßnahmen, wie etwa Ausweiskontrollen an den Schuleingängen oder Übungen, die zeigen, wie man sich im Notfall richtig verhält, andere hingegen finden so etwas völlig fehl am Platz. Über einen Punkt scheinen sich jedoch alle einig zu sein: "Man müsste in den einzelnen Schulen mehr auf Außenseiter eingehen und sie mehr integrieren. Es muss einfach alles daran gesetzt werden, damit so etwas nicht nochmal passiert", sagt Schüler Antoine.

Aber gibt es Möglichkeiten, eine solche Tat zu verhindern? Auch in Saarlouis, an der ERS In den Fliesen, sprachen Schüler darüber: "Würde mir ein verändertes Verhalten einer Person auffallen, würde ich darauf hinweisen", sagt Kathleen Seidel, 15.

Und das Verhalten der Schüler zu beobachten, darin sieht auch Herbert Möser, Konrektor der ERS, eine Chance, rechtzeitig zu reagieren. "Wenn der Lehrer Unregelmäßigkeiten erkennt, muss er den Schüler darauf ansprechen, der Schüler wird nie den ersten Schritt machen", sagt Möser.

Und wie sieht es mit Sicherheitsmaßnahmen in der Schule aus? "Wir sind doch hier nicht im Gefängnis", meinen die Schüler. Aus der Schule einen Hochsicherheitstrakt zu machen, das ist auch für Möser ausgeschlossen. "Das kann bestimmt nicht die Lösung sein."

 An der ERS "In den Fliesen" diskutierten (von links) Kevin Kuntze, Matthias Tabellion, Angelina Rupp, Tim Oster, Kathleen Seidel, Kai-Oliver Maas, Edgar Marokel und Alexander Dörr. Foto: hth

An der ERS "In den Fliesen" diskutierten (von links) Kevin Kuntze, Matthias Tabellion, Angelina Rupp, Tim Oster, Kathleen Seidel, Kai-Oliver Maas, Edgar Marokel und Alexander Dörr. Foto: hth

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