"Auf Augenhöhe" mit Experten

Völklingen/ Großrosseln. Der Wasseranstieg unter Tage, der seit dem Abschalten der Gruben-Pumpen begonnen hat, bereite vielen Bürgern Sorgen: So beschrieb Großrosselns Bürgermeister Peter Duchene den Hintergrund des Treffens, zu dem der Wasserzweckverband Warndt (WZV) gestern Morgen eingeladen hatte

 Im renaturierten Rosseltal bei Velsen erwarten Fachleute, dass in einigen Jahren das - derzeit noch steigende - Grubenwasser an die Oberfläche treten wird und abgeleitet werden muss. Foto: Jenal

Im renaturierten Rosseltal bei Velsen erwarten Fachleute, dass in einigen Jahren das - derzeit noch steigende - Grubenwasser an die Oberfläche treten wird und abgeleitet werden muss. Foto: Jenal

Völklingen/ Großrosseln. Der Wasseranstieg unter Tage, der seit dem Abschalten der Gruben-Pumpen begonnen hat, bereite vielen Bürgern Sorgen: So beschrieb Großrosselns Bürgermeister Peter Duchene den Hintergrund des Treffens, zu dem der Wasserzweckverband Warndt (WZV) gestern Morgen eingeladen hatte. Und es gebe viele Fragen: Welche Folgen haben die Veränderungen für Fließgewässer und Weiher? Gefährden sie die Qualität des Trinkwassers, das der WZV aus dem Buntsandstein gewinnt? Ein unabhängiges Gutachten, so Duchene, solle Kommunalpolitikern und Bürgern nun helfen, die Vorgänge genauer zu verstehen - "auf Augenhöhe" mit Experten. Anhand des Gutachtens, ergänzte Völklingens Bürgermeister Wolfgang Bintz, könne man sich "Gedanken machen über Chancen und Risiken" der Veränderung. Und darüber, wie man Risiken in Chancen verwandeln könne; "diese Frage hat noch keine Studie gestellt".

Jürgen Wagner, Professor für Hydrogeologie (Foto: Hiegel), wird sie als Gutachter stellen. Etwa eineinhalb Jahre dauert die Arbeit nach seiner Schätzung. Zu den Kosten der Studie, 144 000 Euro, steuern Völklingen, Großrosseln, Regionalverband, WZV, der Energieversorger Energis und Wagners Neunkircher Geoforschungs-Büro je 5760 Euro bei; die verbleibenden 80 Prozent des Geldes kommen aus Zuschüssen - Rainer Grün, Staatssekretär im Umweltministerium, überreichte gestern gleich den Bewilligungsbescheid.

Ausgerechnet für Wagner, den Experten, zählt bei dem Projekt nicht nur Fachliches, sondern ebensosehr die Verständlichkeit. Er habe, berichtete er, Vorträge zum Thema gehört, aus denen unterschiedliche Zuhörer völlig verschiedene Schlüsse gezogen hätten. Ursache solcher Konfusion sei schlicht Fachchinesisch. Das will er in seinem Gutachten "übersetzen", gründlich.

In der Sache gab er - vorläufig - Entwarnung: "Im Normalfall, wenn bisherige Studien zutreffen, ist alles beherrschbar." Aber vieles sei noch nicht ausgeleuchtet. Was, zum Beispiel, heißt es, wenn die undurchlässige Trennschicht unterhalb des Buntsandsteins "Löcher" aufweist - kann dann salzhaltiges Grubenwasser von unten ins saubere Grundwasser oben eindringen? Wie strömt das Wasser an geologischen Störungen? Welche Verunreinigungen sind im Grubenwasser zu erwarten? All das und mehr sei fachlich zu prüfen, "neutral und ergebnisoffen". Die "Übersetzung" ins Allgemeinverständliche will Wagner dann ergänzen um Vorschläge für die Praxis: Für Planer sei wichtig, wie man das steigende Wasser zum Wohle der Region nutzen könne, etwa für Bäche und Weiher. > Weiterer Bericht folgt.

Hintergrund

Das Grundwasser, das der Wasserzweckverband Warndt aus der Buntsandstein-Schicht an die Oberfläche pumpt, ist von hoher Reinheit und (Trinkwasser-) Qualität. Das Grubenwasser hingegen, das seit dem Abschalten der Bergwerks-Pumpen stetig steigt, ist mit Salzen belastet. Und mit Stoffen aus dem früheren Grubenbetrieb - deren Palette kann nach Auskunft des Experten Jürgen Wagner von Quecksilber über Hydraulik-Öl bis zu giftigen Kohlenwasserstoff-Verbindungen reichen. Über Art und Menge der Verunreinigungen lasse sich derzeit aber noch nichts sagen; dies könne man erst messen, wenn das Wasser weiter angestiegen sei. dd

Auf einen Blick

Fachchinesisch, kritisch zitiert vom Fachmann Jürgen Wagner: "Die instationäre Simulation der Potentialveränderungen im Aquifer resultiert dann in halbgespannten Charakteristika des Substrates im Bereich tektonischer oder bergbauinduzierter Lineamente." dd

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