Auf allen Vieren forschen

Wallerfangen. Nach 45 Metern über Wasserpfützen und rutschige Bohlen ist erst einmal Schluss. "Bis hierhin war römischer Abbau", erklärt Grabungsleiterin Gabriele Körlin vom Deutschen Bergbau-Museum (DBM) Bochum in einem Stollen 20 Meter tief unter St.Barbara. Dem folgt hinter Stützen und Geröll noch etwa 20 Meter mittelalterlicher Abbau

Wallerfangen. Nach 45 Metern über Wasserpfützen und rutschige Bohlen ist erst einmal Schluss. "Bis hierhin war römischer Abbau", erklärt Grabungsleiterin Gabriele Körlin vom Deutschen Bergbau-Museum (DBM) Bochum in einem Stollen 20 Meter tief unter St.Barbara. Dem folgt hinter Stützen und Geröll noch etwa 20 Meter mittelalterlicher Abbau. Abbauspuren konnten die Archäologin und ihre drei Mitarbeiter als Einschläge römischer Keilhauen identifizieren. Damit wurde vor etwa 1800Jahren der Sandstein nach Azurit durchgraben. Eine Arbeit, die oft nur wenige Zentimeter pro Tag voranging. "Aber Azurit war die Grundlage für teure blaue Farbe, mit der römische Villen bemalt wurden", weiß Körlin. "Und nachweislich auch mit dem Blau aus Wallerfangen."Störende NässeNur 1,4 Meter ist der eigentliche Stollen hoch, ursprünglich konnten hier zwei Mann nebeneinander gehen. Sicherungsarbeiten haben das Innere teilweise fast schulterbreit eingeengt. Eine bis zu 1,55 Meter tiefe alte Wasserrinne führt das störende Nass nach draußen, zuweilen muss jedoch eine moderne Tauchpumpe ran. Einige Überraschungen erlebten die Montan-Archäologen in den vergangenen Jahren. Der Einbruch des Stolleneingangs verzögerte die Arbeiten ebenso wie ein zu hoher Wasserstand. "Und bisher haben wir gerade mal zwei Scherben gefunden", bedauert Körlin. Erfreulicher dann, dass sich der römische Abbau großräumig zur Seite ausdehnt. "Wir dachten, da ist nach drei Metern Schluss. Aber das sieht nach mindestens zehn Metern aus." Das Gestein über dem niedrigen Hohlraum zeigt Risse; kurze, dicke Holzstämme sind in diesen Zwischenraum hinein gekeilt. "Das hilft zwar nicht, wenn alles runter käme", stellt Körlin lapidar fest. "Aber man hört es vielleicht früh genug knacken." Nur 60 Zentimeter hochUnd auf dem Bauch robben die Montan-Forscher durch den nur 30 bis 60 Zentimeter hohen Abbauraum, auf eine weitere Überraschung zu. Verräterisch waren bereits 2007 eingeschwemmte Erde und organisches Material. Jetzt ist klar: Es gibt einen Schacht von der Oberfläche zum Stollen. Damit könnte es hier angefangen haben, vermutet Körlin. Als die Azuritschicht auftauchte, kam der Stollen für den Abtransport hinzu. "Dieser Stollen ist aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert", spricht Gabriele Körlin ein Rätsel an. "Aber es gibt Villen mit Azuritfarbe aus Wallerfangen aus dem ersten Jahrhundert. Demnach müsste es also hier noch einen älteren Stollen geben."

Auf einen BlickBegonnen hatte es in den 1960er Jahren mit dem Emilianusstollen als einzigem nachgewiesenen römischen Azurit-Bergbau nördlich der Alpen. Der belegbare Abbau des Materials fand sich vor etwa zehn Jahren auch im Stollen Bruss. az

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