Sammelaktion Auch Schüler sammeln für Kriegsgräber mit

Riegelsberg · Bis zum Volkstrauertag am 19. November sammelt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Spenden für den Erhalt von 2,7 Millionen Kriegsgräbern.

 Um für die Sammelaktion des Volksbunds zu werben, formten Schüler der Willi-Graf-Realschule dessen Logo, bestehend aus fünf Kreuzen.

Um für die Sammelaktion des Volksbunds zu werben, formten Schüler der Willi-Graf-Realschule dessen Logo, bestehend aus fünf Kreuzen.

Foto: Iris Maria Maurer

833 Kriegsgräberplätze mit den letzten Ruhestätten deutscher Soldaten haben die beiden Weltkriege hinterlassen. Für deren Erfassung, Erhalt und Pflege sammeln die Helfer des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) von diesem Samstag an bis zum Volkstrauertag am 19. November Spenden. 72 Jahre nach der Kapitulation der Wehrmacht gibt es nur noch wenige Zeitzeugen. Auch die Kriegsenkel, die Menschen, deren Eltern im nationalsozialistischen Deutschland groß geworden sind, erreichen allmählich das Rentenalter. Immer weniger Menschen teilen persönliche Erinnerungen mit den Gefallenen, die unter den einheitlichen weißen Kreuzen begraben liegen. Warum also die Kriegsgräber der 2,7 Millionen bestatteten Soldaten bewahren, deren Instandhaltung immerhin 22 Millionen Euro im Jahr kostet?

Werner Hillen, Vorsitzender des Landesverbandes Saar des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK), hat auf diese Frage eine klare Antwort: „Die Kriegsgräberstätten sollten als Mahnmal gesehen werden.“ Als ehemaliger Schulleiter ist ihm vor allem die Zusammenarbeit mit Schulen wichtig. „Ein Lehrer kann vor einer Klasse viel erzählen, aber wenn man mit den Schülern zu den Kriegsgräberstätten fährt und sie sich vor Ort ein Bild machen können, ist das etwas ganz anderes“, erzählt der Vorsitzende. Deshalb sei es ihm wichtig, dass die Gräber nicht nur gepflegt werden: „Wir versuchen bei so vielen Soldaten wie möglich, den Lebensweg nachzuvollziehen, und stellen Stelen auf mit den Biografien der Verstorbenen.“

Gegen die Täter-Opfer-Diskussion, die beim Thema deutsche Kriegsvergangenheit zwangsläufig aufkommt, wehrt sich der Volksbund: „Wer tot ist, der ist immer Opfer“, sagt Carsten Baus, Geschäftsführer des VDK-Landesverbands. Schulausflüge zu Kriegsgräberstätten wie im französischen Verdun oder im niederländischen Ysselsteyn finden vor allem dann Zulauf, wenn die Weltkriege Thema auf dem Lehrplan sind. Langjähriger Partner des Volksbundes ist daher auch die Willi-Graf-Realschule in Saarbrücken.

Wie schon seit Jahren nehmen auch in diesem Jahr die Schüler der Klassenstufen 9 und 10 die Sammelbüchsen in die Hand und gehen von Tür zu Tür. 115 000 Euro Spenden konnten die Schüler zusammen mit Reservisten, den Jugendfeuerwehren und allen anderen freiwilligen Sammlern im vergangenen Jahr zusammentragen. Das Sammel­ergebnis lag zwar unter den Erwartungen des Volksbundes, die Spendenbereitschaft der Bevölkerung sei jedoch kein Problem, sagen die beiden VDK-Vertreter. Vielmehr sei es, gerade nach der Umgliederung der Bundeswehr, ein Problem, Bereitwillige zu finden, die die Blechdosen in die Hand nehmen.

Warum ausgerechnet der Zuspruch der jungen Leute so wichtig ist? „Ihr habt die Verantwortung, den Frieden zu bewahren“, sagt Hillen direkt an sie gerichtet. Die jungen Leute müssten sich „erinnern für die Zukunft“. Deshalb organisiert der VDK die sogenannten Workcamps. 2016 trafen sich so insgesamt 15 000 Teilnehmer zwischen zwölf und 27 Jahren aus 25 Nationen, um sich mit den Kriegs- und Gewalterfahrungen des 20. Jahrhunderts auseinanderzusetzen und gemeinsam einen Weg für ein friedlicheres Miteinander zu erarbeiten.

Bei der Arbeit des VDK steht für den saarländischen Landesvorsitzenden vor allem der europäische Gedanke im Fokus „Wir können heute nicht mehr nur als Nation leben“, betont Hillen und unterstreicht seine Aussage mit einem Zitat von Jean-Claude Juncker: „Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen“, sagte der Präsident der Europäischen Kommission 2014 bei einem Besuch bei Altkanzler Helmut Kohl.

Wer sich als Sammler engagieren oder spenden möchte, kann sich an den Landesverband Saar des VDK wenden unter Tel. (0 68 06) 95 20 90. Weitere Informationen unter gibt es im Internet unter
www.volksbund.de

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