Auch die Stunde der Moralisten

Auch die Stunde der MoralistenZu "Neuer Antrag auf Fördergeld", SZ vom 20. Juni: Ich ahne: Hinter der Meinungs-Rubrik "Abschied von teuren Ideen" verbirgt sich Unangenehmes. Viele werden sich nach dieser Lektüre bequem zurücklehnen und hinausposaunen, dass sie das alles vorausgesehen hätten; dieser und jener trage Schuld an der Misere etc. etc

Auch die Stunde

der Moralisten

Zu "Neuer Antrag auf Fördergeld", SZ vom 20. Juni:

Ich ahne: Hinter der Meinungs-Rubrik "Abschied von teuren Ideen" verbirgt sich Unangenehmes. Viele werden sich nach dieser Lektüre bequem zurücklehnen und hinausposaunen, dass sie das alles vorausgesehen hätten; dieser und jener trage Schuld an der Misere etc. etc. Es ist aber auch die Stunde der Moralisten. Sie deuten anklagend auf das Rathaus, aus dessen Büros die politischen Versprechungen in das Gedächtnis der Bürger gelangen. Aber wer ist denn verantwortlich und für was? Der Oberbürgermeister und sein Stellvertreter? Beider Aufgaben ist es, die lokalen Maßnahmen den Bürgern nahe zu bringen und zu erläutern - egal ob angenehm oder nicht. Der Stadtkämmerer, ein Mann mit stets ernster Miene, weist ununterbrochen auf die Finanzmisere hin und baut weiterhin Haushaltspläne mit unsicherem Zahlenmaterial. Seine Mitarbeiter indes sind hier, in Berlin und anderswo auf der Jagd nach weiteren Fördergeldern.

Der Stadtrat diskutiert und beschließt die Maßnahmen zum Wohl des Bürgers. Dies nun ist ein kleiner Kreis, der irgendwie für irgendwas verantwortlich ist. Das, was derzeit in Homburg geschieht oder auch nicht, gleicht einer fortgeschrittenen Hybris, die keine Rücksicht auf wahr oder unwahr nimmt - sie trifft nahezu jeden. Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein, dass alles zum Wohle des Bürgers geschieht - auch die gescheiterten Maßnahmen (Musikschule usw.) Der Zeitgenosse machte es sich leicht, fällte er einen unausgewogenen Schuldspruch. Der Bürger selbst ist Auftraggeber und Initiator allen Geschehens auf politischem Terrain. Er ist Souverän und Bürger zugleich. Insofern tragen alle Verantwortung für das Gemeinwesen - auch, wenn mal etwas schief läuft. Jeder versteht unter Lebensqualität etwas anderes, mit der finanziellen Misere jedoch haben Kritiker und Befürworter gemeinsam zu kämpfen - und eine Einigung über rechtzeitige Machbarkeitsstudien der jeweiligen Maßnahmen wären ein wichtiger Schritt in Richtung Planungssicherheit und zur Abschreckung "teurer Ideen".

Klaus vom Hagen, Homburg

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