Auch das Saarland ist interessiert "Es ist noch nichts entschieden"

Birkenfeld/Weiskirchen. Der Birkenfelder Landrat Matthias Schneider strebt bei der Frage, ob ein Nationalpark im westlichen Hunsrück eingerichtet werden soll, eine enge Abstimmung mit den Kreisen Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich sowie den Anrainern auf saarländischer Seite an. "Ohne die Nachbarn geht's nicht", unterstrich er im Gespräch mit der Nahe-Zeitung

 Der Nonnweiler Stausee könnte ein Teil des projektierten Nationalparks werden. Foto: Archiv/B & K

Der Nonnweiler Stausee könnte ein Teil des projektierten Nationalparks werden. Foto: Archiv/B & K

Birkenfeld/Weiskirchen. Der Birkenfelder Landrat Matthias Schneider strebt bei der Frage, ob ein Nationalpark im westlichen Hunsrück eingerichtet werden soll, eine enge Abstimmung mit den Kreisen Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich sowie den Anrainern auf saarländischer Seite an. "Ohne die Nachbarn geht's nicht", unterstrich er im Gespräch mit der Nahe-Zeitung. Im Vorstand des Naturparks Saar-Hunsrück sind die führenden Vertreter bereits vereint.Der Hermeskeiler Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) hält es für durchaus denkbar, dass der direkt an den Kreis Birkenfeld grenzende Staatswald im Bereich des Naturschutzgebiets Königsbachtal bei Züsch/Neuhütten in einen künftigen Nationalpark einbezogen wird. "Das wäre für uns kein Nachteil. Denn dort gibt es keine Gemeindeflächen, auf denen die Windkraftnutzung möglich ist. Dieses Gebiet ist für Erholung und Tourismus vorgesehen", so Hülpes.

Auch im Saarland wird die Nationalpark-Diskussion sehr offen und interessiert verfolgt. "Es gibt noch keine Vorentscheidung oder einen Beschluss der saarländischen Landesregierung. Wir werden aber prüfen, ob Möglichkeiten zur Symbiose mit unseren Schutzgebieten bestehen", sagte der saarländische Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger, der eigens zu einem Infoabend (wir berichteten) auf den Umwelt-Campus Birkenfeld gekommen war, im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund.

Einvernehmen in den Gremien

Landrat Schneider sieht das Projekt vor allem als Strukturförderungs-Paket. "Wir brauchen dafür auch Infrastrukturmaßnahmen", nannte er einen aus seiner Sicht zentralen Aspekt. Es gelte insgesamt, vielfältige Interessen abzuwägen und so zu verhandeln, dass am Ende ein Ergebnis steht, mit dem möglichst alle zufrieden sind. "Das Ganze ist ein Geben und Nehmen."

Der nächste Schritt ergibt sich von selbst: In den politischen Gremien muss laut Birkenfelder Landrat jetzt das Einvernehmen darüber hergestellt werden, dass der Kreis Birkenfeld sein grundsätzliches Interesse an einem Nationalpark bekundet. "Das ist Sache des Kreistags." Dessen Zustimmung vorausgesetzt, würde dann der laut Thomas Griese, Staatssekretär im Mainzer Umweltministerium, auf anderthalb bis zwei Jahre angelegte Prozess beginnen, in dem alle noch offenen Fragen geklärt werden sollen. Dabei sollen dann auch, wie der Landrat ankündigte, die Bürger befragt werden.

Disziplinierte Diskussion

"Wir müssen noch schauen, wie wir das machen." Noch geprüft wird nach Aussage von Schneider zudem, ob das Thema Nationalpark in den Modellprozess "Mitmachen!" für den Kreis Birkenfeld einbezogen werden kann. Die Informationsveranstaltung zum Nationalpark bewertet der Landrat als durchweg positiv. "Prima fand ich vor allem, dass sehr diszipliniert und unvoreingenommen diskutiert wurde." Das beeindruckte auch den Staatssekretär aus Mainz, der im Interview betonte, dass das Ministerium entgegen anders lautender Vermutungen kein bestimmtes Gebiet favorisiert.

nationalpark.rlp.de

Täuscht der Eindruck oder favorisiert das Ministerium den Soonwald für einen Nationalpark?

Thomas Griese: Das ist ein offener Prozess, bei dem es keine Festlegung gibt. Ganz wichtig ist für uns, wo die Zustimmung für dieses Projekt am stärksten ist. Oberste Priorität hat für uns, dass die Mehrheit der Menschen vor Ort den Nationalpark will. Sonst macht es keinen Sinn.

Im Soonwald gibt es aber offenbar starke Widerstände.

Griese: Das ist aber kein Vergleich mit dem südlichen Teil des Pfälzer Waldes. Dort wurde sehr deutlich, dass kein Interesse an einem Nationalpark besteht. Das ist auch kein Problem, das akzeptieren wir. Es ist ja gerade Sinn und Zweck des Abstimmungsprozesses herauszufinden, wo ein Nationalpark passt. Im Soonwald würde ich das Verhältnis von Befürwortern und Gegnern zurzeit als ausgeglichen ansehen. Auch wenn einige Gemeinderäte sich dagegen ausgesprochen haben. Aber wir stehen ja erst am Anfang. Wie gesagt: Es ist noch gar nichts entschieden.

Welche Regionen kommen denn zurzeit noch in Frage?

Griese: Der südliche Teil des Pfälzer Waldes ist aus dem Rennen, ebenso der Truppenübungsplatz Baumholder, der wegen der militärischen Nutzung nicht zur Verfügung steht. Es bleiben also noch der Soonwald, der westliche Hunsrück, der nördliche Teil des Pfälzer Waldes und der Saargau-Hochwald, wo allerdings Wald mit Gemeinden und privaten Eigentümern getauscht werden müsste, um die Mindestgröße von 8000 Hektar zusammenhängender Staatswaldfläche zu erreichen. Es können aber auch theoretisch noch andere Regionen ihr Interesse an einem Nationalpark bekunden. Wir schlagen niemandem die Tür zu.

Im Saarland scheint auch wegen des entstehenden Ferienparks am Bostalsee Interesse an einem länderübergreifenden Nationalpark zu bestehen. Ist das grundsätzlich denkbar?

Griese: Das ist ein interessanter Ansatz, dem wir offen gegenüber stehen. Wenn sich eine solche Perspektive auftut, sollte man sie auf jeden Fall mit in die Überlegungen einbeziehen.

Hat sich das Land denn schon Gedanken über eine mögliche Grenzziehung für den Nationalpark im westlichen Hunsrück gemacht?

Griese: Wenn die Region grundsätzlich ihr Interesse an einem Nationalpark bekundet, wollen wir das gemeinsam mit den Beteiligten abstimmen. So wollen wir gewährleisten, dass die verschiedenen Interessen vom Naturschutz bis zur Holzindustrie möglichst einvernehmlich berücksichtigt werden können.

Könnte denn die Ausweisung eines Nationalparks am Bestreben, mehr Flächen für Windräder bereitzustellen, scheitern?

Griese: So lange das Verfahren läuft, werden wir auf den in Frage kommenden Staatswald-Gebieten keine Windräder genehmigen. Im Nationalpark sind sie generell tabu. Aber da es keinen Umgebungsschutz gibt, können welche direkt daneben aufgestellt werden. Aber das sollte möglichst nicht einen Meter neben der Grenze geschehen.

Welche Eindrücke nehmen Sie von der Informationsveranstaltung mit nach Mainz?

Griese: Ich bin begeistert von der Atmosphäre und der sachlichen Art, mit der hier diskutiert wurde. Ich nehme mit, dass die Offenheit für einen Nationalpark sehr groß ist. Es ist ja auch bereits eine touristische Infrastruktur mit Potenzial vorhanden. Bei mir und bei vielen anderen ist der Hunsrück durch die "Heimat"-Filme von Edgar Reitz sehr positiv besetzt. Insofern wäre der Hunsrück als Namensgeber für einen Nationalpark bestens geeignet. Foto: privat

Auf einen Blick

 Der Mensch soll sich in dem Nationalpark zurückhalten, wie dieses Schild klarmacht. Foto: dpa

Der Mensch soll sich in dem Nationalpark zurückhalten, wie dieses Schild klarmacht. Foto: dpa

 Der Nonnweiler Stausee könnte ein Teil des projektierten Nationalparks werden. Foto: Archiv/B & K

Der Nonnweiler Stausee könnte ein Teil des projektierten Nationalparks werden. Foto: Archiv/B & K

 Der Mensch soll sich in dem Nationalpark zurückhalten, wie dieses Schild klarmacht. Foto: dpa

Der Mensch soll sich in dem Nationalpark zurückhalten, wie dieses Schild klarmacht. Foto: dpa

Das rheinland-pfälzische Umweltministerium reagiert auf die große Nachfrage nach Informationen über den Nationalpark. Es hat eine Homepage zum Thema Nationalpark freigeschaltet (www.nationalpark.rlp.de) und es steht auch ein Infotelefon, (0 61 31) 16 55 77, zur Verfügung; montags bis freitags, 15 bis 18 Uhr ist es besetzt. Auch per E-Mail an nationalpark@mulewf.rlp.de kann angefragt werden. Ein Info-Faltblatt mit wichtigen Fragen ergänzt das Angebot und kann auf der Homepage heruntergeladen oder per Post angefordert werden. red

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