„Der erste Saarländer im All“ ARD-Doku über Matthias Maurer – was der saarländische Astronaut ins All mitnimmt

Gronig · In der ARD-Mediathek ist seit dieser Woche die Dokumentation „Ein Maurer für den Weltraum – Der erste Saarländer im All“ über den Astronauten Matthias Maurer zu sehen. Das hat der Film zu bieten.

ARD-Doku über Matthias Maurer – was der saarländische Astronaut ins All mitnimmt
Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Astronaut Matthias Maurer blickt vom Momberg auf sein Heimatdorf Gronig im Landkreis St. Wendel herab. Es ist sein Lieblingsort im Dorf; hierhin kehrt er immer wieder zurück, wenn er die Heimat besucht – und von hier hat er früher die Sterne beobachtet. „Das ist ein Platz, der zum Träumen einlädt“, sagt Maurer. „Es ist der beste Platz, um meinen Traum, Astronaut zu werden, zu erklären.“

So beginnt die Dokumentation „Ein Maurer für den Weltraum – Der erste Saarländer im All“, die seit Donnerstag in der ARD-Mediathek zu sehen ist. Ein Filmteam vom Saarländischen Rundfunk hat Maurer begleitet, Eindrücke aus seiner alten Heimat gesammelt, ihn im Astronautenzentrum der Europäischen Weltraumorganisation Esa in Köln besucht und einen 45-minütigen Film zusammengestellt über den Mann, der in zwei Wochen als erster Saarländer unseren Planeten verlässt.

Dann wird sich die Perspektive umdrehen; dann blickt er nicht mehr vom Momberg aus in die Sterne, sondern vom All aus aufs Saarland herab. „Der erste Blick aus dem Fenster, wenn ich losgeschnallt bin, geht direkt runter aufs Saarland“, erklärt Maurer bei einem Besuch des Weltraumateliers in Nohfelden. Denn voraussichtlich 24 Minuten nach dem Start der Raumkapsel, die ihn zur internationalen Raumstation ISS bringen soll, wird er übers Saarland fliegen.

Die Dokumentation zeigt vor allem Maurers Heimatverbundenheit, einen Besuch in Gronig – den letzten vor dem Start ins All –, Gespräche mit Jugendfreunden und anderen Wegbegleitern und -bereitern: Die Sekretärin des Oberthaler Bürgermeisters ist Maurers Großcousine und sagt, er habe sich überhaupt nicht verändert; sein früherer Fußballtrainer spricht darüber, wie klug und fit er schon als Jugendlicher war, aber dass er trotzdem Eigentore schoss; die Jugendfreunde erzählen, dass er als erster in der Gruppe einen eigenen Computer hatte; Christian Heinsdorf von der Taverne Borg erklärt das saarländische Menü, das er Maurer als Verpflegung ins All mitgibt (Reh-Ragout aus heimischem Wild mit Hoorische) – alles sehr heimelig.

Aber der Film bietet auch Einblicke in Maurers Astronautenausbildung, seine Vorbereitung auf den Flug ins All, seinen wissenschaftlichen Werdegang. Zu Wort kommen auch andere deutsche Astronauten: Reinhold Ewald, den Maurer seinen „Mentor“ nennt, war bereits 1997 auf der Raumstation Mir; Alexander Gerst ist ein persönlicher Freund und war sogar Kommandant der ISS. Erläutert wird auch, welche Experimente der promovierte Materialwissenschaftler auf der ISS durchführen wird.

Unterbrochen und aufgelockert wird der Film immer wieder durch kurze Videos mit Fragen saarländischer Grundschüler. Wie schwer ist ein Raumanzug? Warum forscht man auf der ISS und nicht auf der Erde? Wann werden wir auf dem Mond leben können? Maurer beantwortet alle Fragen routiniert und geduldig. Überhaupt macht er eine gute Figur vor der Kamera, auch wenn er selbst sagt: „In der Öffentlichkeit zu stehen, war für mich das schwierigste.“

Natürlich muss auch die Corona-Pandemie angesprochen werden, denn die hat nicht nur auf der Oberfläche unseres Planeten Auswirkungen: „Das Virus zur ISS hochzubringen, wäre ein Horror-Szenario“, sagt Maurer. Darum hat sich der Start verzögert, das Training hat mehr Zeit in Anspruch genommen, die Quarantäne vor dem Start – die auch ohne Corona Routine wäre – ist wesentlich länger als normalerweise.

Trotz aller Anstrengungen: „Astronaut zu sein ist der beste Job, den ich mir vorstellen kann“, sagt Maurer. Klar ist bereits, dass er auch noch ein zweites Mal ins All fliegen wird. Der Film deutet bereits vorsichtig an, wohin die Reise gehen könnte: Die Esa plant, einen Europäer mit auf die nächste Mondexpedition zu schicken – und zieht Maurer als Kandidaten in Erwägung. Er ist überzeugt: „Ich habe sehr gute Karten.“

Die Dokumentation versteht es, einen Bogen vom ganz Kleinen zum ganz Großen zu schlagen, Maurers Heimatbezug und Bodenständigkeit seiner intensiven Ausbildung und Expertise gegenüber zu stellen. An einigen wenigen Stellen verrennt der Film sich in Details, zum Beispiel bei einem etwas fehl am Platz wirkenden Exkurs zu luxemburgischen Raumfahrt-Projekten, die am Rande auch mal mit Maurer zu tun hatten, doch insgesamt bietet er einen spannenden Einblick in das Leben des ersten Saarländers im All.

Die Dokumentation „Ein Maurer für den Weltraum – Der erste Saarländer im All“ ist ab sofort noch bis Oktober nächsten Jahres in der ARD-Mediathek zu sehen.

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