Arbeitsleben, Wirtschaft, Schule
Tholey. "Rüsten wir bei unseren Arbeitern auf?" - sagt Kai Becker (17) und schaut fragend in die Runde. "Nein, wir stellen auf Öko um, dann verbessern wir unser Image", kommt die entschiedene Antwort von Marius Hoffmann (17). Ihm gegenüber schaut Manuel Dobler (16) auf mehrere Tabellen, die mit Zahlen angefüllt sind
Tholey. "Rüsten wir bei unseren Arbeitern auf?" - sagt Kai Becker (17) und schaut fragend in die Runde. "Nein, wir stellen auf Öko um, dann verbessern wir unser Image", kommt die entschiedene Antwort von Marius Hoffmann (17). Ihm gegenüber schaut Manuel Dobler (16) auf mehrere Tabellen, die mit Zahlen angefüllt sind. "Die Ökomaschinen sind aber weniger produktiv", wirft er ein. "Dann müssten wir mehr davon kaufen, und das wird teuer." Anika Dirnberger (15) nickt mit ernster Miene. Sie und die drei Jungs sitzen an einem Tisch im Tagungsraum der Tholeyer Jugendherberge. Die vier diskutieren, wie es mit ihrem Produktionsbetrieb für MP3-Player weitergehen soll. Die letzte Bilanz war nicht positiv. Das Unternehmen schreibt rote Zahlen. Die Umstellung auf eine ökologische Produktion und der damit verbundene Imagegewinn könnte die letzte Chance sein, doch noch Gewinn zu machen.Zum Glück für die Nachwuchsunternehmer gibt es ihre Firma nur auf dem Papier. Die Vier sind eine von sechs Gruppen, die während des dreitägigen Alwis-Sommercamps an dem Wirtschaftsplanspiel "realbusiness" teilnehmen. 21 Schüler hatten sich zu dem Camp angemeldet. Das Spiel versetzt die Jugendlichen in die Lage, ein eigenes Unternehmen zu führen und wichtige betriebswirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Die Teams beschaffen dabei in Eigenregie Güter, stellen Personal ein und tätigen Marketinginvestitionen. Daraus entstehen simulierte Unternehmensberichte. Die Schüler sehen dort die Gewinne und Verluste ihres Unternehmens, Kontoabrechnungen und Marktdaten.Tipps für die nächste Runde Spielleiter Danny Wehnert wertet die Zahlen dann mit den Teams aus. "Ich stelle die Ergebnisse vor und gebe Tipps für die nächste Spielrunde", erklärt Wehnert. Ihm ist der Bezug zur realen Wirtschaft wichtig. Wehnert: "Die Jugendlichen wissen zum Beispiel, dass sie das Image ihres Betriebes aufpolieren, wenn sie auf ökologische Fertigung setzten, machen das aber zu viele, steigt der Preis für umweltfreundliche Maschinen."Daneben stellt der Spielleiter noch weitere interessante Parallelen zur realen Wirtschaft fest. "Unangenehme Entscheidungen, wie zum Beispiel Entlassungen, werden auch bei den Schülern gerne vor sich hergeschoben", berichtet er. Insgesamt bilde das Planspiel, das vom Bayrischen Bildungswerk entwickelt wurde, die Realität sehr gut ab und lasse die Jungen und Mädchen das Thema Wirtschaft hautnah erleben. Dies passt zur Zielsetzung des Sommercamps, wie Svea Hirschert von Alwis erklärt: "Wir gehen in der Berufsorientierung nicht den klassischen Weg, sondern versuchen mit viel Spaß, möglichst früh die Themen Wirtschaft und Berufswahl näher zu bringen." Während der drei Tage in Tholey erlebten die Jugendlichen neben dem Planspiel noch Workshops und Vorträge, um sich gezielt auf das Berufsleben vorbereiten zu können. Übrigens: Die vier Nachwuchsunternehmer besserten das Image ihres Betriebes erfolgreich auf und machten am dritten Spieltag mehr als acht Millionen Euro Gewinn.
Auf einen BlickAlwis (Arbeitsleben, Wirtschaft, Schule) wurde 2003 von der saarländischen Landesregierung, der Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände, der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien, den Wirtschaftsjunioren Saarland, dem Forum Junger Handwerker und der Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer als Verein gegründet. Die Projekte sind kofinanziert durch EU- und Landesmittel (EFRE).vscwww.alwis-saarland.de