Arbeiten zwischen Schnee-Eule und Tigerfell

Neunkirchen. Hier möchte man eigentlich gar nicht mehr weg. Warm ist es hier, es gibt weiche Sessel, jede Menge Bücher. Von draußen hört man Seehunde bellen. Im Sommer sicherlich muss es hier ganz wunderbar sein. Dann, wenn dazu noch Vogelgezwitscher sich mit dem Lachen von Möwen und Kindern mischt. Kein Wunder, dass der Herr dieses Raumes manchmal fast das Nachhausegehen vergisst

 Die Schnee-Eule bewacht den Schreibtisch, das Bärenfell schmückt den Fußboden, die Bücherregale voll mit Literatur und Bildbänden rund um Tiere und Zooleben - und mittendrin der Hausherr, Zoodirektor Norbert Fritsch. Foto: Willi Hiegel

Die Schnee-Eule bewacht den Schreibtisch, das Bärenfell schmückt den Fußboden, die Bücherregale voll mit Literatur und Bildbänden rund um Tiere und Zooleben - und mittendrin der Hausherr, Zoodirektor Norbert Fritsch. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Hier möchte man eigentlich gar nicht mehr weg. Warm ist es hier, es gibt weiche Sessel, jede Menge Bücher. Von draußen hört man Seehunde bellen. Im Sommer sicherlich muss es hier ganz wunderbar sein. Dann, wenn dazu noch Vogelgezwitscher sich mit dem Lachen von Möwen und Kindern mischt. Kein Wunder, dass der Herr dieses Raumes manchmal fast das Nachhausegehen vergisst. "Das hat hier einfach was historisch Gemütliches." Seit einem Jahr ("oder sind es sogar schon zwei?") hat Zoodirektor Norbert Fritsch sein Büro im Gebäude der Zooschule.Früher hat dort der Tierpfleger mal gewohnt in den gemütlichen Räumen unter der Dachschräge. "Wo heute mein Schreibtisch steht, war früher dessen Schlafzimmer." Wobei: Weder der Begriff Büro noch der Begriff Schreibtisch passen so recht zu dem, was man in den rund 20 Quadratmetern vorfindet. Der Tisch ist wirklich ein solcher, "günstig" erworben, massives Holz, abgeschliffen. Computer muss sein, ebenso wie die übrigen Kommunikationsinstrumente Telefon und Funkgerät.

Der ausgestopfte Wallichfasan und die Schnee-Eule allerdings erinnern an Studierzimmer aus früherer Zeit. Ebenso wie die Felle - links der Tiger, rechts das Zebra, auf dem Parkett vorm Bollerofen das (was sonst?) Bärenfell - sind sie bereits von Fritschs frühem Vorgänger Reichling in Auftrag gegeben worden. Das riesige Bodenkissen mit Kuhfellbezug (ein Meter Durchmesser - "das musste ich von zu Hause wieder mitholen") hat der promovierte Biologe auf dem Sperrmüllhaufen vor einem Bauernhof gefunden und "adoptiert". Irgendwie habe sich die Einrichtung so ergeben. "Was keiner sonst wollte, habe ich gekriegt." Früher hatte der Zoodirektor seinen Platz am Eingang, hinterm Kassenbereich. Sein jetziges Zimmer war Rückzugsraum für die Not - ein karg eingerichtetes Studierzimmer.

Es wurde immer enger

Ein Archiv gab's im Zoo nicht, alles wurde im Zimmer der Sekretärin gelagert. Dort wurde es immer enger. Und irgendwann war dann Schluss. Das Sekretärinnenzimmer wurde komplett zum Archiv, das Direktoren-Zimmer zum Sekretariat, und der Zoodirektor zog in die Wohlfühloase. Dorthin, wo im Vorzimmer bereits Zoopädagoge Christian Andres seinen Platz hat und auch die Zootierärztin einen Schreibtisch nutzt. "Da kann ich die Tür zumachen oder auflassen, da kann man per Zuruf miteinander kommunizieren oder auch das Besprechungseckchen nutzen." Ebenfalls im Gebäude sind übrigens die FÖJler, wenn sie Pause machen, außerdem gibt's ein Gästezimmer. Man könnte hier wohnen. Für alle Fälle jedenfalls hat Frisch blaue Filzpantoffeln unterm Schreibtisch stehen. "Wenn ich mal länger hier bin, man muss sich ja schließlich wohlfühlen, wo man arbeitet." Die Zeiten, zu denen die Schuhe gegen die Filzpantoffeln getauscht werden können, sind allerdings rar. Schließlich muss und will Fritsch immer im Zoo unterwegs sein.

 Die Schnee-Eule bewacht den Schreibtisch, das Bärenfell schmückt den Fußboden, die Bücherregale voll mit Literatur und Bildbänden rund um Tiere und Zooleben - und mittendrin der Hausherr, Zoodirektor Norbert Fritsch. Foto: Willi Hiegel

Die Schnee-Eule bewacht den Schreibtisch, das Bärenfell schmückt den Fußboden, die Bücherregale voll mit Literatur und Bildbänden rund um Tiere und Zooleben - und mittendrin der Hausherr, Zoodirektor Norbert Fritsch. Foto: Willi Hiegel

Gerade wenn so wichtige Dinge anstehen wie der zurzeit in Arbeit befindliche Neubau des Bärengeheges. Der Morgenrundgang ist lieb gewordene Pflicht, und immer wieder zieht es ihn raus, zu den Tieren, seinen Mitarbeitern. Drinnen hat er vom Fenster hinterm Schreibtisch den Eingang im Blick, sieht, wann die Massen strömen, blickt auf den Fortschritt der Umbaubarbeiten im Eingangsbereich. Und sehnt sich so ein bisschen danach, in Ruhe in seinem Studiereckchen zu sitzen. Ein kleiner Tisch in der Nische zwischen Ofen und Seitenfenster, darauf das von zu Hause mitgebrachte Binokular und dies und das. Dort mal in Ruhe die Schädel von Trampeltier und Dromedar studieren, die auf dem selbst gebauten Bücherregal liegen, "so was mache ich furchtbar gerne". Oder immer mal wieder die vielen Kleinode durchstöbern, von den früher als Anschauungsmaterial benutzten Löwenpranken über nach einer Geburtstagsfeier im Aufenthaltsraum der Zooschule zurückgelassene afrikanische Deko bis hin zu den verschiedenen Kamelbildern an der Wand. Hunderte von Büchern - darunter natürlich Grzimeks 15-bändiges Tierleben und "Gorillas im Nebel" - stammen zum Teil aus Spenden für Flohmarkt oder Zoolädchen und füllen die Regale an den Wänden unter der Dachschräge, hinter der Tür, über und neben ihr. Fritsch weiß genau, wo was steht. "Stundenlang könnte man hier blättern", sagt er, zieht Eugen Schumachers "Die letzten Paradiese" aus der Reihe links unten. Und demonstriert, wie gut es sich im Sessel aus Hotelbestand, die Füße auf dem Kuhfellkissen mit der Leselampe hinterm Rücken verweilen ließe . . .

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