Anerkennungsgeschenk für Ehrenamtler Unerwarteter Ansturm auf die Saarlandcard

Saarbrücken · Das neue Anerkennungsgeschenk für Ehrenamtler kostet das Land 69 Euro pro Antragsteller – wer soll das bezahlen?

 Der Fluch der guten Tat: Aufgrund der überraschend großen Nachfrage nach der Saarlandcard ist eine Finanzierungslücke entstanden.

Der Fluch der guten Tat: Aufgrund der überraschend großen Nachfrage nach der Saarlandcard ist eine Finanzierungslücke entstanden.

Foto: BeckerBredel

Das nennt man dann wohl den Fluch der guten Tat beziehungsweise der guten Idee. Die Staatskanzlei kämpft derzeit damit, in Abstimmung mit den Landkreisen einer Welle von rechtlichen, finanziellen und verwaltungstechnischen Problemen Herr zu werden, die sich im Nachgang einer frohen Botschaft einstellten. Es geht um die Einführung der Saarlandcard als zusätzliches Anerkennungs-Geschenk für Ehrenamtler, genauer: für Inhaber der Ehrenamtskarte, und noch genauer: für Ehrenamtskarten-Neubesitzer, die ihren Antrag 2019 stellen.

Das klingt sehr kompliziert, und ist es auch. Deshalb gingen die einschränkenden Regelungen in der ersten allgemeinen Euphorie unter: Alle Ehrenamtskarten-Inhaber – im Saarland sind es 841 – hofften darauf, die Saarlandcard zu bekommen. Die Kreise und das Land hatten jedoch zunächst mit 200 Anträgen für die Saarlandcard 2019 kalkuliert. „Nach den ersten Medienberichten erhöhte sich die Zahl der Interessenten rasant, so dass diese nach oben korrigiert wurde. Jetzt ist die Zahl 600 realistisch. Das ist ein toller Erfolg“, sagt Jochen Wagner, Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit in der Staatskanzlei und fürs Ehrenamt zuständig. Seine Prognose: In den nächsten zwei Jahren könnte sich die Gesamtzahl der Saarlandcard-Inhaber auf 1000 erhöhen. Der Grund: Die Saarlandcard als „Bonbon“ ist so attraktiv, dass sie die Nachfrage nach der Ehrenamtskarte erhöhen dürfte.

Zuständig für die Abwicklung sind die Landkreise. Und tatsächlich heißt es beim Regionalverband Saarbrücken, der zwischen 2014 und 2019 insgesamt 217 Ehrenamtskarten ausgestellt hat, es lägen bereits jetzt 150 Anfragen und unzählige Rückfragen sozialer Organisationen vor: „Die Saarlandcard scheint ein echter Kicker für die Ehrenamtskarte zu sein“, sagt Regionalverbandsprecher Daniel Schappert.

Auch die Ehrenamtskarte garantiert Vergünstigungen bei sogenannten Akzeptanzpartnern der Landkreise, etwa bei Kinos, Schwimmbädern und Bibliotheken. Doch die Saarlandcard der Tourismuszentrale ist eine ganz andere Hausnummer. Sie ist üblicherweise für Touristen gedacht und gewährt diesen so oft sie wollen kostenlosen Eintritt zu 85 attraktiven Einrichtungen, etwa zum Völklinger Weltkulturerbe oder zum Staatstheater. Für die Ehrenamtler wurde der Leistungsumfang angepasst, sie genießen einmal im Jahr pro Institution freien Eintritt.

Trotzdem bewegt sich der Gegenwert der Saarlandcard, die ein Jahr gültig ist, bei bis zu 800 Euro. Pro Saarlandcard muss die Staatskanzlei 69 Euro an die Tourismuszentrale zahlen. Mit maximal 40 000 Euro war die Aktion für zwei Jahre angesetzt. Dass durch die von den Landkreisen gemeldete überraschend große Nachfrage eine Finanzierungslücke aufgetaucht ist, ist kein Geheimnis. Aus der Staatskanzlei hört man dazu ein zuversichtliches „Wir schaffen das“. Mutmaßlich wird das Geld aus dem Gesamt-Ehrenamts-Topf kommen müssen.

Für Wagner steht fest: „Fachleute sind sich einig: Die Saarlandcard als Zusatz-Bonus zur Ehrenamtskarte ist das richtige, motivierende Element, dass sich die Menschen im Ehrenamt langfristig engagieren.“ Dies ist auch die Einschätzung von Hans Joachim Müller, Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Pro Ehrenamt: „Niemand kommt zum Ehrenamt wegen der Saarlandcard, aber die, die sich bereits engagieren, die bleiben durch einen solche Belohnung eher dabei.“

Alle zwei Jahre muss die Ehrenamtskarte neu beantragt werden. Was bedeutet, dass diejenigen, die das nicht 2019 tun müssen, zunächst mal keine Saarlandcard erhalten. Ärger ist programmiert. Doch Land und Kreise haben laut Wagner eine Regelung gefunden: „Wir werden rund 80 Prozent der Ehrenamtskarten-Besitzer bereits noch in diesem Jahr mit der Saarlandcard ausstatten.“ Aus organisatorischen Gründen startet die Aktion aber erst im April.

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