Annäherung beginnt im Alltag

Meine Mutter war, gemessen an heutigen Maßstäben, sicher keine moderne Frau. Doch schon Mitte der 60er Jahre brachte sie die Kulturrevolution in die heimische Küche: Sie servierte Pizza. Und bald konnte auch mein skeptischer Vater "von diesem Kuchen", wie er es nannte, gar nicht mehr genug kriegen.

Es gibt eben noch mehr Leckeres als Rostwurst, Schwenker, Rouladen und Rollbraten auf der Welt. Immer neue Zuwanderer haben uns mit ihrer Kultur auch ihre Rezepte mitgebracht. Und eine Menge davon konnte man nun beim Interkulturellen Frühstück zusammen genießen. Bei den Gesprächen blieb schwer unverdauliche Kost aus Politik und Religion außen vor. Und Juden, Christen und Muslim haben gemeinsam zu dem einen Gott gebetet.

Annäherung hat wenig mit spektakulären Sprüchen und Aktionen, sondern zunächst mit Aufmerksamkeit und Respekt im Alltag zu tun. "Laden Sie ihren Nachbarn zu einer Tasse Tee ein!", hatte schon Völklingens frühere Integrationsbeauftragte Sevim Tasci Deutschen geraten, als sie fragten, wie man am besten Kontakt aufnimmt. Und der Nachbar muss nicht unbedingt Jérôme Boateng heißen. Es kann auch eine nette Flüchtlingsfamilie sein, die (wie Deutsche) eine frisch sanierte Sozialwohnung in Völklingen genießt.

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