Landtagswahl im Saarland Von der Kugelstoßerin zur Ministerpräsidentin? Das ist SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger (Bildergalerie)
Anke Rehlinger ist die SPD-Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl im Saarland. Wer ist die Frau, die Ministerpräsidentin werden will?
In der Jugend interessierte sich Anke Rehlinger zunächst mehr für den Sport, war Vize-Saarlandmeisterin im Tischtennis-Doppel und erfolgreiche Leichtathletin. Im Trikot des LC Rehlinger stellte Anke Moos, wie sie damals hieß, mit 20 Jahren einen neuen Landesrekord im Kugelstoßen (16,03 Meter) auf, der bis heute hält. Auch heute wirft Rehlinger noch die eine oder andere Kugel – wie hier bei der Südwestdeutschen Senioren-Meisterschaft 2017 im Sportzentrum in St. Wendel.
Bereits 2013 war sie in St. Wendel an den Start gegangen...
... und war mit vollem Einsatz dabei.
Ihre politische Laufbahn war schon früh vorgezeichnet: Denn Anke Rehlinger kommt aus einem sozialdemokratischen Elternhaus. Ihr Vater war Ortsvorsteher von Nunkirchen.
Dass er sein Amt 2004 auch deshalb verlor, weil viele Bürger bei der Kommunalwahl der SPD einen Denkzettel wegen der geplanten Erweiterung des Faserplatten-Werks von Homanit (siehe Bild) verpasst haben, in dem ihr Vater arbeitete, prägte Rehlinger.
Als die SPD nach dem Scheitern der Jamaika-Koalition 2012 eine Koalition mit der CDU einging, stieg Rehlinger, bis dahin SPD-Fraktionsvize, zur Umwelt- und Justizministerin auf.
Nach dem Wechsel von Heiko Maas nach Berlin übernahm sie 2014 das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr. Sie avancierte auch zur Vize-Regierungschefin.
Während ihrer Amtszeit besuchte sie auch das Industriegebiet Lisdorfer Berg.
Immer wieder musste Rehlinger als Wirtschaftsministerin Rede und Antwort stehen.
Rehlinger arbeitete zuerst mit Saarlands damaliger Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU, hier in rot) zusammen.
Auch der Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung, Peter-Stefan Herbst (rechts vorne), führte Gespräche mit der amtierenden Wirtschaftsministerin.
Bei der Landtagswahl 2017 trat sie dann gegen Kramp-Karrenbauer an und wollte Ministerpräsidentin werden.
Am Ende verlor die SPD deutlich (40,7 Prozent zu 29,6 Prozent).
Rehlinger gratulierte Kramp-Karrenbauer aber fair.
So auch später im Landtag in Saarbrücken.
Damit musste Rehlinger als SPD-Frau lange Zeit zur CDU aufschauen.
2017 wurde sie nach der Wahlniederlage erneut als Wirtschaftsministerin vereidigt, regierte in der großen Koalition mit.
Abseits der politischen Bühne hatten Rehlinger und Kramp-Karrenbauer ab und an auch etwas zu feiern – Karneval etwa.
So auch hier 2017: Rehlinger sitzt gemeinsam mit ihrem Mann Thomas als Brückenbauerin verkleidet bei der Narrenschau in der Riegelsberghalle in Riegelsberg.
Am 27. März 2022 soll es für Rehlinger und ihre SPD nach der Wahlniederlage 2017 nun besser werden. Deshalb lud Rehlinger auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zuletzt nach Neunkirchen ein.
Die Umfragen sind zumindest sehr positiv: Die SPD liegt klar vor der Saar-CDU um den amtierenden Ministerpräsidenten Tobias Hans.
Zuletzt sprach Rehlinger auch im Redaktionsgespräch mit der Saarbrücker Zeitung über ihre Pläne. Die 45-Jährige wirbt für „Stabilität und Verlässlichkeit“.
Während des Wahlkampfs erkrankte Rehlinger zwischenzeitlich an Corona – sie sorgte für einen Papp-Ersatz.
Im Vergleich zu Hans ist Rehlinger sieben Jahre länger in der Regierung (elf zu vier). Auch bei den Saarländern ist sie im Vorteil: Im aktuellen SR-Saarland-Trend hängte sie in der Direktwahlfrage Hans zuletzt deutlich ab (49:34 Prozent).
Rehlinger und Hans verstehen sich trotz des Duells um die Staatskanzlei auf der menschlichen Ebene gut.
„Freundlich, offen und vermittelnd“, findet sie ihn. Absprachen funktionieren, auch nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine stimmten sie sich eng ab.
Angriffe auf Hans überlässt Rehlinger anderen in der Partei.
Rehlinger in ihrem Heimatort Nunkirchen.
Dort fühlt sie sich wohl – und geht ab und an auch gerne spazieren.
Frische Luft vor der Landtagswahl...
Rehlinger arbeitet ab und zu auch von zu Hause aus, vor allem während ihrer Corona-Erkrankung.
Die SPD-Politikerin ist mit Thomas Rehlinger verheiratet.
Zwei Monate vor der Landtagswahl kam die überraschende Nachricht: Rehlinger und ihr Ehemann Thomas gehen künftig getrennte Wege.
Thomas Rehlinger ist Allgemeinmediziner mit einer Praxis in Nunkirchen. „Wir haben gemeinsam entschieden, uns zu trennen“, teilten er und Anke Rehlinger gegenüber der Saarbrücker Zeitung mit.