Angst vor Schweinegrippe klingt ab

Kreis Neunkirchen. Die Impfquote in Sachen Schweinegrippe ist im Kreis Neunkirchen bei etwa 7,5 Prozent der Bevölkerung "hängen geblieben" (Siehe "Auf einen Blick")

Kreis Neunkirchen. Die Impfquote in Sachen Schweinegrippe ist im Kreis Neunkirchen bei etwa 7,5 Prozent der Bevölkerung "hängen geblieben" (Siehe "Auf einen Blick"). Die Ärztinnen und Ärzte führen dies fast unisono auch darauf zurück, dass die Diskussion um die Gefährlichkeit der Schweinegrippe weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden ist - dies ergab eine stichprobenartige Umfrage der SZ. Daneben analysiert Dr. Elisabeth Dahl, Leiterin des Kreis-Gesundheitsamtes: "Der insgesamt eher milde Verlauf der ersten Welle der neuen Influenza hat wohl dazu geführt, dass die Impfbereitschaft sowohl bei gesunden als auch bei chronisch erkrankten Menschen nicht allzu hoch war." Zudem habe die gegensätzliche Diskussion über Nutzen und Risiken der Impfung die Bevölkerung verunsichert. Der Eppelborner Allgemeinmediziner Dr. Hans-Wilhelm Deutscher drückt das so aus: "Vor dem Hintergrund einer sehr kontovers geführten Debatte war das Impfverhalten nicht so, wie es hätte sein können."Der Run auf die Impfungen fand nach Aussage der Impfärztinnen und -ärzte in der zweiten Novemberhälfte, teilweise noch Anfang Dezember statt, als die "tierische" Grippe mit ersten Todesfällen in den Medien hochkochte. Damals geriet ein Fünfjähriger als erstes Opfer der neuen Influenza im Saarland in die Schlagzeilen, er war Ende Oktober in der Kinderklinik Kohlhof gestorben.Dazwischen liegt der Jahreswechsel und seitdem "ist das Interesse von hundert auf null zurückgegangen", wie es der Neunkircher Allgemein- und Sportmediziner Manfred Zimmer ausdrückt. Er hat exakt 671 Impfungen vorgenommen, im neuen Jahr aber noch nicht die erforderlichen acht Patienten für einen Impftermin zusammenbekommen. "Es tröpfelt nur noch so", sagt auch Martina Hoffmann-Kümmel, einzige Impf-Ärztin in Ottweiler, zur Nachfrage. Sie hat etwa 700 Patienten geimpft, darunter war auch die komplette "Besatzung" des Pflegeheims des Schwesternverbandes. Auf mehr als 1000 Impfungen kommt Dr. Wolfgang Omlor, Sportmediziner und Internist in Schiffweiler. "Das war eine enorme organisatorische Belastung für das Praxisteam", so Omlor. Er könne die Kollegen verstehen, die diesen Aufwand nicht betreiben wollten. Keiner der befragten Mediziner hat ernsthafte Nebenwirkungen des Impfstoffes festgestellt.Ist die Schweine-Grippe noch eine große Gefahr, soll man die Bürger nun aus ihrer Impf-Lethargie reißen? Da können sich auch die Ärzte nicht festlegen, auf das was kommt. "Experten rechnen mit einem zweiten Schub der Schweinegrippe, sie kann aber auch im Sande verlaufen", sagt Manfred Zimmer. Dr. Deutscher sieht momentan eher eine Impfung gegen die saisonale Grippe als vorteilhaft an. Eine "normale" Grippewelle blieb nämlich bisher aus. Der Illinger Allgemeinmediziner und Chirotherapeut Dr. Markus Strobel ist "insgesamt zurückhaltender geworden mit einer Impfempfehlung", würde derzeit nur Risikopatienten dazu raten. Für Dr. Dahl vom Gesundheitsamt ist die Impfung gegen Schweinegrippe "nach wie vor wichtig und weiterhin anzuraten".

Auf einen BlickBis Mitte Januar gab es im Kreis Neunkirchen 10 493 Impfungen gegen Schweinegrippe. Das Gros davon (9664) in den 29 Praxen niedergelassener Ärzte, die sich dazu bereit erklärt haben. Der Rest in Kliniken, Justizvollzugsanstalten und Gesundheitsamt.Die Patienten, die im Kreis Neunkirchen geimpft wurden, wohnen nicht alle im Kreis. Andererseits haben sich auch hier Wohnhafte außerhalb der Kreisgrenzen impfen lassen. Geht man davon aus, dass sich der Saldo ausgleicht, so liegt die Impfquote im Kreis Neunkirchen bei 7,5 Prozent der Bevölkerung (knapp 140 000 Einwohner). Der Wert des Impfstoffes, in der Regel Pandemrix, liegt bei rund 8,30 Euro pro Dosis. Somit wurden im Kresi Neunkirchen gut 87 000 Euro "verimpft". gth

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