Angriff auf die bürgerliche Moral der Gesellschaft

Homburg · Die Unterwelt-Geschichte um den Gangster und Frauenheld Mackie Messer zur Musik von Kurt Weil gehört zu Bertolt Brechts meistgespielten Stücken. Das Hessische Landestheater Marburg überzeugte damit auf der Bühne des Homburger Kulturzentrums Saalbau.

 Mit der Aufführung von Brechts „Dreigroschenoper“ sorgte das Hessische Landestheater Marburg im Kulturzentrum Saalbau für Begeisterung beim Publikum. Foto: Bernhard Reichhart

Mit der Aufführung von Brechts „Dreigroschenoper“ sorgte das Hessische Landestheater Marburg im Kulturzentrum Saalbau für Begeisterung beim Publikum. Foto: Bernhard Reichhart

Foto: Bernhard Reichhart

Bertolt Brechts "Dreigroschenoper" zählt zu den wohl bekanntesten Werken des Autors. Im Rahmen der Homburger Theatersaison brachte das Hessische Landestheater Marburg unter der Regie von Matthias Faltz das Werk nach John Gays "The Beggar's Opera" auf die Bühne des Kulturzentrums Saalbau.

Im Vorfeld der Aufführung hatten interessierte Theaterbesucher die Möglichkeit, in der Galerie an einer Einführung mit dem für die Dramaturgie zuständigen Leiter Alexander Leiffheidt teilzunehmen. Kurzum: eine überaus gelungene Aufführung - nicht nur wegen des überdimensionalen Bühnen- und Lichtbildes, sondern auch wegen der schauspielerischen und gesanglichen Leistungen der Darsteller.

Einige Musiknummern wie die Moritat von Mackie Messer wurden zu Welthits: "Und der Haifisch, der hat Zähne, und die trägt er im Gesicht, und Macheath, der hat ein Messer". Trotz des Namens ist die Dreigroschenoper keine durchkomponierte Oper, sondern ein politisch engagiertes Theaterstück mit abgeschlossenen Gesangsnummern und singenden Schauspielern. Mit der Parabel aus der Gangsterwelt blies Brecht zum Angriff auf die bürgerliche Gesellschaft und ihre Vorstellungen von Moral. Ort der Handlung ist Soho, ein berüchtigter Londoner Stadtteil, der von zwielichtigen Gestalten beherrscht wird.

Die Handlung der Balladenoper aus der Londoner Unterwelt kreist um den Konkurrenz- und Existenzkampf zwischen Jonathan Jeremiah Peachum (Thomas Streibig), Kopf der Londoner Bettelmafia und König der Vagabunden, der Bettler erpresst und sie so ausstattet, dass sie das Mitleid der Passanten erregen, und Macheath (Oda Zuschneid), gefährlichsten Verbrecher Londons, der gute Beziehungen zum Polizeichef Tiger-Brown (Ogün Derendell) hat.

Das Publikum erlebte die Unterwelt-Geschichte um den Gangster und Frauenheld Mackie Messer, der die Tochter des Bettlerbosses Peachum, Polly (Sonka Vogt), heiratet und damit einen Kleinkrieg im Kriminellen-Milieu auslöst. Peachum, Vater der Braut, und seine Frau (Annette Müller) ist gegen die Heirat, und so gibt es Krieg zwischen Bettlerkönig und Ganovenchefs. Verraten von der Prostituierten Seeräuber-Jenny (Marlene Hoffmann) landet Macheath im Gefängnis, doch mit Hilfe von Lucy, der Tochter des Polizeidirektors (Katrin Hylla), gelingt ihm die Flucht.

Nach einem erneuten Verrat erpresst Peachum den korrupten Polizeichef mit seinen massenweise mobilisierten Bettlern und so gibt es kein Entkommen für Macheath. Erst als er mit dem Strick um den Hals unter dem Galgen steht, wendet sich plötzlich auf wundersame Weise sein Schicksal. Er wird begnadigt und stimmt schließlich mit ein ein in den Schlussgesang der Bettler und Ganoven.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort