An der Gewürzmischung hat sich nichts geändert

Saarhölzbach. Ob Gewürze, Zwiebel oder Zubereitung: An dem Rezept hat sich im Laufe von Jahrhunderten kaum etwas geändert. Und die Zubereitung der Koteletten ist von Generation zu Generation weitergegeben worden. Eingewickelt in eine dicke Schicht nasses Zeitungspapier und zu einem Päckchen verschnürt, gart das Fleisch in der heißen Asche - ein bis zwei Stunden lang

 Alt und Jung sind dabei, wenn im Saarhölzbacher Wald traditionell Koteletts gebraten werden.Foto: rup

Alt und Jung sind dabei, wenn im Saarhölzbacher Wald traditionell Koteletts gebraten werden.Foto: rup

Saarhölzbach. Ob Gewürze, Zwiebel oder Zubereitung: An dem Rezept hat sich im Laufe von Jahrhunderten kaum etwas geändert. Und die Zubereitung der Koteletten ist von Generation zu Generation weitergegeben worden. Eingewickelt in eine dicke Schicht nasses Zeitungspapier und zu einem Päckchen verschnürt, gart das Fleisch in der heißen Asche - ein bis zwei Stunden lang. Das "Kotelettenbraten" ist den Saarhölzbacher lieb und teuer geworden - einem Nationalfeiertag gleich. So pflegten sie diesen Brauch immer am Kalten Mittwoch, dem Buß- und Bettag. An diesem Feiertag zogen sie wie ihre die Vorfahren trotz Kälte mit der Familie und Freunden los, ließen den "Wald dämpen", entzündeten ein Feuer aus Buchen- oder Eichenholz und machten mit Hochprozentigem ein Brändchen. Kein Wunder, dass es vor 14 Jahren fast zur Revolution kam, als die Bundesregierung den Buß- und Bettag ersatzlos aus dem Kalender strich. 1994 wurde beschlossen, den Buß- und Bettag als arbeitsfreien Tag mit Wirkung ab 1995 zu streichen, um die Mehrbelastung für die Arbeitgeber durch die Beiträge zur neu eingeführten Pflegeversicherung durch Mehrarbeit der Arbeitnehmer auszugleichen.In Saarhölzbach ging ein Schrei des Entsetzens durchs Dorf: "Die Regierung hat uns den Kalten Mittwoch genommen" - und somit den traditionellen Tag des "Kotelettenbratens". Die pfiffigen Saarhölzbacher, die für nichts auf der Welt auf ihr "leckeres Brauchtum" verzichten wollten, sannen auf Abhilfe. So wurde der Saarhölzbacher Nationalfeiertag kurzer Hand verlegt - auf den Samstag nach dem Kalten Mittwoch. Der Name Kalter Mittwoch hat eigentlich nichts mit dem "Kotlettenbraten", sondern nur mit dem Buß- und Bettag zu tun. Der Winter 1709, so wird überliefert, war so streng, dass im Januar die Tiere im Wald erfroren und die Saar vollkommen zugefroren war. Die letzte Frostnacht soll am 7. Juli gewesen sein. Als danach eine große Dürreperiode folgte, verhungerten viele Menschen an Hunger, heißt es weiter in einer Chronik. Nach diesem Jahr habe die Kirche eine so genannte Bannprozession angeordnet - zur Verhütung weiterer Naturkatastrophen. Die Prozession war an einem Mittwoch. Da sie aufgrund des Kältejahres 1709 entstanden ist, nannte man den Tag im Volksmund Kalter Mittwoch.

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